Dient unsere Arbeit nur dem Broterwerb? Oder ist es auch Erfüllung?

Liebe Leserinnen und Leser,

nach einem Wiener Schnitzel mit Preiselbeeren grüße ich Sie aus meinem Hotelzimmer im schönen Österreich. Das sage ich nicht nur so dahin, ich bin total gern in Österreich. Wegen der Berge, wegen der freundlichen Bedienungen und dem guten Essen in den Wirtshäusern, wegen dem Kaiserschmarrn und dem Grünen Veltliner und dem Tafelspitz. Auch wegen mancher Wahlergebnisse.

Aber am meisten wegen der Leut‘

Alle paar Wochen bin ich unterwegs in Linz, Salzburg und Wien und jedes Mal lerne ich wunderbare Menschen kennen. Sympathisch, offen und direkt. So wie vorhin, wobei kennenlernen das falsche Wort ist, denn wir haben uns in den vergangenen Jahren immer mal wieder kurz getroffen im Rahmen größerer Runden. Gestern hatten wir Gelegenheit, mal beim Wein ein bisschen ausführlicher zu sprechen über das Leben, und wie es so ist.

Mein Gesprächspartner ist wesentlich jünger als ich, einer, den man sofort mag, wenn man ihn kennenlernt. Und dennoch erzählte er aus seinem bisherigen Leben Geschichten, die andere Menschen nicht einmal zu träumen wagen. Geschichte von Erfolgen und Geschichten von bitteren Niederlagen. Dazu kann ich auch das ein oder andere beisteuern, und so verging die Zeit im Fluge. Leben ist nicht nur Arbeit im Sinne von Broterwerb, da waren wir uns schnell einig. Arbeit muss einen erfüllen, es muss Spaß machen, Herausforderung sein. Jeden Tag.

Das ist nichts jedermanns Sache

„Mal verlierst du, mal gewinnst Du“, waren wir uns schnell einig. Und das so ein Leben auf der Überholspur spannend ist, aber immer das Risiko des Absturzes in sich trägt. Viele können und wollen das nicht, und das ist absolut in Ordnung. Zweifellos sind die sogar vernünftiger als die Mehrheit der anderen, die zurecht um 17 Uhr das Büro verlassen und ihre Ruhe haben wollen. Und am Monatsersten pünktlich ein anständiges Gehalt auf dem Konto haben wollen. Wenn Sie eine Familie mit Kindern haben, dann ist das der richtige Weg. Unbedingt.

Als wir vom Tisch aufstehen, sagt er, er müsse jetzt noch ein paar Stunden schlafen, weil er morgen einen Banktermin in Budapest habe. Da sei seine Anwesenheit erforderlich, fünf Stunden unterwegs mit dem Auto. Wir geben uns die Hand. Ich sage, ich muss am Mittag in die andere Richtung, nach Wien in Sachen Medien-Kooperation. Um 19 Uhr dann mit dem Auto nach München, nachts 600 Kilometer, noch irgendwo ein Hotel buchen, damit ich am Morgen wieder fit bin. „Abends bin ich schon wieder zurück aus Budapest“, sagt mein neuer Freund. Und wir vereinbaren, dass wir später auf der Autobahn miteinander telefonieren, wie es so gelaufen ist…

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

Unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende

Jetzt spenden (per PayPal)

Jetzt abonnieren

Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.