Die Sowjetunion ist wieder da

Abzeichen Roter Stern mit Hammer und Sichel.

von KLAUS KELLE

BERLIN – Das Magazin „Focus“ berichtet gerade ausführlich über den Ausbau bestehender Dominanz Russlands in der Arktis. „Über dem 66. Grad nördlicher Breite ist die Erde ein unberührter, trostloser Ort. Man könnte die zerklüftete, vereiste Landschaft für einen anderen Planeten halten“, schreibt die Autorin.

Doch die Arktis ist kein Niemandsland. Der größte Teil gehört zu Russland. Und weitere sieben Länder dort machen Ansprüche geltend, allesamt sind sie Mitglieder des westlichen Verteidigungsbündnisses NATO. In der jetzigen aufgeheizten Situation ein weiterer Spannungsherd mit globaler Relevanz.

Weil der Klimawandel hier mehr Wirkung entfaltet als im Welt-Durchschnitt werden die reichhaltigen Ressourcen der Arktis immer leichter zugänglich.

Und Ressourcen sind der Schlüssel für alles, wie gerade Deutschland ja schmerzhaft lernen mussten, nachdem uns SPD-Regierungen in eine dramatische Abhängigkeit von Russlands Erdgas geführt haben. Obwohl, schmerzhaft war es ja gar nicht, es war einfach nur sehr teuer.

Wladimir Putin hat die Bedeutung der Arktis schneller erkannt als der Westen, nachdem er seine Macht in Moskau gefestigt hatte. Als „führende Arktismacht“ renovierte der Kreml zuvor vernachlässigte sowjetische Militärbasen, Tiefwasserhäfen und Flugplätze. Die russische Nordflotte wurde aufgemöbelt, neue Militärstützpunkte entstanden entlang der arktischen Grenze.

Putins Wunsch, Russland zu alter Stärke zu führen, wieder zum Gegenspieler der Vereinigten Staaten, war früh erkennbar. Die westliche Gemeinschaft hätte das möglicherweise unter Kontrolle bekommen, wäre man mit Putin respektvoll umgegangen und hätte ihn in das europäische Sicherheitssystem eingebunden und gute Geschäfte mit den Staaten der EU in Aussicht gestellt. Aber Sie haben es versemmelt. Sie haben Putin nicht ernst genommen, Russland abgeschrieben. Und das ist immer ein Fehler.

Putins Krieg gegen die Ukraine war von Anfang an irrational

Eine Invasion rücksichtslos durchgeführt und mit der Erwartung von uns Laien und den meisten Experten, dass dieser Feldzug eine Sache von wenigen Wochen sein werde, bis die Fahne der russischen Föderation über Kiew weht. Inzwischen hat das dritte Kriegsjahr begonnen, Russland zerstört, mordet und vergewaltigt, aber ein Durchbruch ist nirgendwo zu erkennen. Erinnern Sie sich noch an den deutschen Brigadegeneral a.D. Erich Vad, der unmittelbar nach Kriegsbeginn in der Quasselrunde von Maybrit Illner allen Ernstes sagte:

„Militärisch gesehen ist die Sache gelaufen. Und meine Bewertung ist, dass es nur um ein paar Tage gehen wird und nicht mehr.“

Der Mann war immerhin militärpolitischer Berater der früheren Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

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Russland ist seit Jahren in der Polarregion aktiv, auch und oft außerhalb des eigenen Hoheitsgebietes, Spionageaktivitäten, gern auch mal die Manipulation von Unterwasserkabeln.

Dass Russland so etwas macht, dass natürlich auch andere Länder solche Dinge tun, ist nicht neu. Und im Grunde nicht mein Thema hier.

Mein Thema ist, dass abseits der Glitzerfassaden von Moskau und St. Petersburg Russland unter Putin wieder so funktioniert wie die Sowjetunion.

Glauben Sie nicht?

Das vom EU-Beitrittskandidaten Moldau abtrünnige Transnistrien hat gerade Moskau um „Schutz“ gebeten. Russland solle »Maßnahmen einleiten, um Transnistrien angesichts des zunehmenden Drucks durch Moldau zu verteidigen«.

Haben Sie schon mal gehört, oder?

Jedem russischen Angriff geht in der Regel ein „Hilferuf“ an den großen Bruder voraus. Die DDR rief 1953 „die Freunde“ um Hilfe, um den Aufstand der Ostdeutschen mit russischen Panzern niederwalzen zu lassen, „Hilferufe“ gab es auch 1956 in Ungarn und 1968 in Prag. Selbst als die russischen Truppen 1979 in Afghanistan einmarschierten hatte vorher irgendwer in Moskau um „Hilfe“ gebeten. Ja, der Herr Putin ist schon ein hilfsbereiter Mensch, wie wir ja auch seit zehn Jahren in der Ukraine sehen, wo im Osten, im Donbass und in Luhansk und auf der Krim sowieso, der Legende nach, alle auf Hilfe aus Russland warten. Die dann schnell kommt mit Panzern, Bombardements, Vergewaltigungen und großflächigen Raketenangriffen auf zivile Wohngegenden.

Russland ist eine Bedrohung, weil es Atomraketen hat, vor allem aber weil es rücksichtslos ist

Jeder kann sehen, dass es seit der großen Wende 1990, seit dem folgenden Zusammenbruch des Warschauer Paktes und der Sowjetunion, einhergehend mit dem Machtverlust Russlands, Bestrebungen aus Moskau gibt, Revanche zu nehmen. Und was ich unseren Politikern in Deutschland vorwerfe ist, dass sie die tödliche Gefahr, die von Russland ausgeht, nicht gesehen oder nicht ernstgenommen haben. Unsere Streitkräfte runtergewirtschaftet, unsere Geheimdienste in Fesseln, und Politiker, die sich mit Belanglosigkeiten beschäftigen, statt ihren Job zu machen, das Volk, ihr Volk, gegen alle Feinde von Innen und Außen zu schützen.

Ich habe verschiedentlich darüber geschrieben, wie intensiv Russland durch Cyberangriffe, bezahlte Einflussagenten in Wirtschaft und Parteien und gekaufte Landesverräter in Parlamenten daran arbeitet, Deutschland zu destabilisieren. Heute denke ich – nennen Sie mich ruhig einen Verschwörungstheoretiker! – dass unser Land und die Staaten der Europäischen Union, Amerika sowieso, seit vielen Jahren Ziel einer konzentrierten Aktion der Russischen Föderation und ihrer Helfer sind. Der Kalte Krieg ist nicht vorbei, ein Heißer Krieg findet gleichzeitig zwei Flugstunden entfernt statt. Die Sowjetunion ist zurück. Und das ist eine sehr, sehr schlechte Nachricht.

Bildquelle:

  • Roter Stern: pixabay

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.