Die Queen und Frank-Walter

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

in einer kleinen coronagemäßen Trauerfeier im engsten Familienkreis wird nachher Prinz Philipp zu Grabe getragen. Und die ganze Welt schaut dabei zu. Eine Familie im Dienst für das Vaterland, und an der Spitze Queen Elisabeth II, seit 1952 auf dem Thron und in Personalunion nicht nur Königin von Großbritannien, sondern auch noch Staatsoberhaupt in 53 Commonwealth-Staaten rund um den Erdball. Und nebenbei sozusagen auch das weltliche Oberhaupt der Anglikanischen Kirche. Und alle, wirklich alle lieben die heute 94 Jahre alte Dame, die Pflichtbewusstein, Contenance und Klasse verkörpert wie kein anderes Staatsoberhaupt auf diesem Planeten.

Bei ihrer Geburt stand die kleine Elisabeth nur an dritter Stelle in der Thronfolge bei den Windsors. Nach dem Tod ihres Vaters und der freiwilligen Abdankung seines älteren Bruders, wurde die junge Frau am 2. Juni 1953 in Westminster Abbey gekrönt, was für damalige Verhältnisse ein gigantisches Medienereignis war. Zuvor – im Jahr 1947 – hatte sie noch den großgewachsenen Offizier Prinz Philipp von Griechenland und Dänemark sowie Herzog von Edinburgh geheiratet. Mit ihm zusammen hat sie vier Kinder.

Philipp starb nach über 73 Ehejahren am 9. April. Er wurde 99 Jahre alt. Mit ihm verlor die Queen ihre zweifellos größte Stütze im Leben und im Dienst für Krone und Vaterland.

Ein Freund drückte vergangenes Wochenende auf Facebook seinen Unwillen über die umfangreiche Berichterstattung aus und fragte: Wen interessiert das denn? Und ich antwortete ihm: 1,5 bis zwei Milliarden Menschen geschätzt. Eigentlich denke ich, dass es sogar viel mehr sind, denn die Queen und ihr Mann, die Windsors insgesamt – mit gelegentlichen Ausfällen, wie ich zugeben muss – sind ein Muster an Pflichterfüllung, wie es sie vielleicht kein zweites Mal auf der Welt gibt. Dem eigenen Land und seinen Bürger dienen, als untadeliges Vorbild für die Menschen stehen, in Krisen, Kriegen und bei Katastrophen immer die personifizierte Hoffnung von Millionen zu sein, das Leuchtfeuer am dunklen Horizont – wie sehr würde ich mir das auch wünschen von unseren Anführern, die gerade in diesem Land so jämmerlich versagen.

Bin ich ein Monarchist jetzt? Auch das noch, nachdem ich ja schon böser Rechtspopulist bin? So würde ich das nicht sagen, aber es fasziniert mich, möglicherweie beeinflusst durch meine Mutter – Gott hab sie selig. Auch sie hat es bis zum Alter von 93 Jahren geschafft, bevor sie im Juli 2019 friedlich einschlief. Auch in ihrem letzten Zimmer, in einem Pflegeheim in Krefeld, standen als Deko auf dem Regal Tassen mit dem Konterfei der Queen, es gab Wandteller mit dem Hochzeitbild von Charles und Diana, und eine Woche bevor Mama starb, reiste noch eine Schwägerin aus England mit ihren drei Töchtern – meinen Cousinen – an, um tränenreich Abschied zu nehmen. Sie hatten einige Geschenke dabei, auch englische Kekse in einer roten Dose mit Motiven aus dem britischen Königshaus. Ja, Waltraud Kelle war eine Royalistin, ohne Frage, obwohl wir ja in Deutschland den Kaiser abgeschafft und uns für die Republik entschieden haben. Doch wie Abermillionen auf der ganzen Welt bewunderte sie „ihre Königin“ Elisabeth II..

Wir Menschen, wir suchen doch Vorbilder. Lichtgestalten, zu denen wir aufschauen, und von denen wir wissen, dass sie Dinge können und Werte verkörpern, wie wir es nicht können. Als wir Kinder waren, himmelten wir unsere Eltern an. Bei mir – auch das ein sehr persönliches Trauma – war es im Jugendalter ein Mittelstürmer von Arminia Bielefeld. Später gab es Politiker, den ersten Menschen auf dem Mond und dann Papst Johannes Paul II.. Aber das waren andere Kategorien, wahrscheinlich war der Heilige aus Polen noch jemand, der vergleichbar ist. Vergleichbar mit einer Königin, die in der Krise nicht versucht, ihre Macht dafür zu nutzen, hintenherum Schutzmasken zu verscherbeln und Provisionen einzusacken oder Zahlungen aus Aserbaidschan einstreicht. Sondern die jeden Morgen ihre alten und so zerbrechlichen Knochen in Bewegung setzt, um ihr Königreich irgendwie zusammenzuhalten.

Ja, ich verehre diese Frau, ich verneige mich vor ihr, weil sie mir und uns vor Augen führt, was unser politisches Personell, ob sie Söder und Laschet oder Merkel und Steinmeier heißen, eben alles nicht können.

Halten Sie durch, schönes Wochenende!

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.