von NINA GOLL
BERLIN – Am 25. Juni haben sich der Verband Deutscher Drehbuchautoren (VDD) und die Drehbuchinitiative „Kontrakt 18“ in einem gemeinsamen Brief an die neue ARD–Programmdirektorin Christiane Strobl gewandt, worin sie unter anderem die volle Verantwortung für das Drehbuch einfordern. Außerdem möchten sie Mitspracherecht bei der Besetzung von Filmen und Serien. Das Schreiben, welches selbstverständlich ordentlich gegendert ist und das namhafte Regisseure wie Doris Dörrie, Anika Decker, Arne Nolting, David Safier usw. unterschrieben haben, wirft den ARD–Gremien vor, man habe bis heute den Schuß noch nicht gehört. Die Programme und Filme wären nicht mehr zeitgemäß, die Konkurrenz von Netflix und Amazon schneller und besser.
Allerdings müssen sich die Unterzeichner wohl gefallen lassen, dass man auch sie kritisiert. Wieso schreiben sie diesen Brief erst jetzt? Warum haben sie sich so lange gängeln lassen und die beengenden Vorgaben seitens der ARD erfüllt? Nach Angaben von Peter Henning (bei Steingardts MorningBriefing) müssen seitens der ARD bestimmte Themen aufgegriffen werden. So müssen die Filme die gesellschaftliche Diversität widerspiegeln, also alle Hautfarben und sexuellen Orientierungen wiedergeben. Gleichzeitig handeln sie in den immer gleichen Milieus, Armut, Schmutz, Sexualität kommen kaum vor. Damit erreichen sie fast nur noch das ÖR-Stammpublikum, das 70 Jahre und älter ist.
Dabei gibt es Netflix und Co nicht erst seit gestern. Ich habe vor ca zehn Jahren zum letzten Mal eine Sendung im Öffentlich-Rechtlichen Fernsehen gesehen. Es war eine Talkshow mit Anne Will. Mich ärgerte sowohl die Auswahl der Gäste als auch alle Fragen, die auf der Hand lagen und trotzdem nicht gestellt worden. Die lahme Talkshow war der berühmte letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen und mich für immer zum Abschalten brachte.
Denn mich langweilten schon damals die oft drögen Filme, die alle irgendwie im vergangenen Jahrhundert stecken geblieben waren. Alles war ein bisschen Bullerbü, irgendwie weltfremd, antiquiert und öde. Kein „Tatort“ konnte mir mehr Freude bereiten, wenn es dort anstatt realistisch oft politisch korrekt zuging. Am unerträglichsten waren mir die „Tagesschau“ oder der „Presseclub“.
Vergleicht man die Nachrichten bzw. die Schlagzeilen des Tages aus dem Printbereich mit dem, was bei der ARD als Nachricht ausgewählt wird, dann muss man feststellen, dass es da erhebliche Differenzen gibt. Will man sich umfassender und besser informieren, dann meidet man die ÖR und liest besser FAZ, Welt und NZZ.
In den vergangenen Jahren sind etliche Blogs und Plattformen hinzugekommen, die kompetent, sachlich und umfassend informieren: von denken-erwuenscht und achgut über Tichys Einblick über Reitschuster bis zu TheGermanz.
Die Kritik an ARD und ZDF hat in den vergangenen Wochen wieder zugenommen. Neben dem lästigen Gendern, das laut Umfragen von einem Großteil der Menschen abgelehnt wird und an dem man trotzdem unbeirrt festhält, kommt die permanente Belehrung hinzu. Bei der EM spielte der Fußball nur eine untergeordnete Rolle bei der Berichterstattung. Die Regenbogen-Bestrahlung im Münchner Stadion oder ein Kniefall in London dominierten das Sportereignis zumindest in Deutschland. Jetzt sind die Moral-Europameister aus dem Wettbewerb geflogen. Wer weint schon einer „Mannschaft“ nach, die irgendwie bunt, divers und woke sein will? Da drücke ich lieber den Schweizern und den Engländern die Daumen, die einen gesunden Nationalstolz haben und bei denen der Sport vor politischen Bekenntnissen steht.
Nach dem letzten – also aktuellsten – Baerbock-Gate ist es der öffentlich-rechtliche Rundfunk, der erneut versucht, die schützende Hand über die Kandidatin der Grünen zu halten und mit allerlei Tweets und Sendungen ihr Fehlverhalten erneut zu relativieren. Ausgerechnet die Sender, die mit anderen politischen Mitbewerbern sonst nicht eben zimperlich umgehen.
Durch zumeist kritiklose Berichterstattung im Rahmen der Corona-Pandemie haben sich die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten endgültig als Regierungssprecher profiliert. Mir erscheinen in diesem Zusammenhang viele Statements von ARD und ZDF wie reine Propaganda. Es ist das krampfhafte Verbreiten von Ideologien und Wahrheiten, welche andere Meinungen gezielt ausschließen und diskreditieren müssen, damit das eigene Weltbild keine Risse bekommt. Von Ausgewogenheit auch hier keine Spur.
Ja, die ARD und das ZDF haben den Schuß nicht gehört. Sie können sich ihr Programm leisten, denn wir müssen dafür bezahlen. So oder so.
Lange ist diese arrogante Haltung gut gegangen. Doch wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.
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- ARD_Berlin_2: pixabay