Die Nato beginnt mit dem Abzug aus Afghanistan: Auch 1100 deutsche Soldaten kommen nach Hause

Der Abzug westlicher Streitkräfte aus Afghanistan beginnt.

KABUL – Die USA und Nato haben nach fast 20 Jahren den Prozess ihres Abzugs aus Afghanistan mit örtlichen Maßnahmen faktisch eingeleitet. Das erklärte der General der US- und Nato-Streitkräfte in Afghanistan, General Austin Scott Miller, am Sonntag vor Journalisten in Kabul.

Das offizielle Datum werde der 1. Mai sein, sagte Miller. Gleichzeitig habe man «durch das Ergreifen von Maßnahmen vor Ort» bereits damit begonnen.

US-Präsident Joe Biden hatte vergangene Woche angekündigt, die US-Truppen bis zum 11. September nach Hause zu holen. Nach den USA hatte auch die Nato entschieden, die Truppen abzuziehen. Mittlerweile ist ein Vorziehen des Abzugs auf den 4. Juli im Gespräch. Beides sind symbolische Daten: Am 11. September 2001 waren die Al-Kaida-Anschläge in den USA und der 4. Juli ist der an die Unabhängigkeit 1776 erinnernde Nationalfeiertag der USA.

Miller sagte am Sonntag, man werde einen geordneten Abzug organisieren. Das heiße, dass alle Stützpunkte und weitere Ausrüstung den afghanischen Sicherheitskräften übergeben würden.

Nach offiziellen Angaben waren zuletzt 2500 US-Soldaten in Afghanistan stationiert. Darüber hinaus befinden sich auch noch rund 18.000 US-Vertragskräfte, sogenannte «Contractors», in dem Land, die verschiedene Aufgaben erfüllen. Die Nato hat noch rund 7500 Soldaten im Land, darunter rund 1100 aus Deutschland.

Derweil sind bei zwei Zwischenfällen in Afghanistan mindestens sieben Zivilisten durch Regierungskräfte getötet worden. Das bestätigten lokale Behördenvertreter am Sonntag. Demnach wurden im Bezirk Dschalriz der zentralen Provinz Wardak mindestens vier Mitglieder einer Familie bei einem Luftschlag der afghanischen Luftstreitkräfte getötet.

Weitere mindestens drei Zivilisten wurden im Bezirk Saidabad der gleichen Provinz getötet, als ein privates Haus von einer Mörsergranate getroffen wurde. Der Beschuss sei von einem Kontrollposten der Regierung erfolgt, hieß es von einem Provinzrat. Als Zeichen des Protests gegen die Tötungen hätten am Sonntag Hunderte Demonstranten die Überlandstraße zwischen Kabul und Kandahar blockiert, hieß es weiter.

Wardak gilt mittlerweile als Hochburg der militant-islamistischen Taliban. Immer wieder gibt es Berichte, dass bei Operationen der afghanischen Sicherheitskräfte dort Zivilisten getötet oder verwundet werden.

Am Tag zuvor waren mindestens 10 Menschen bei Anschlägen und Attentaten getötet worden. In der Hauptstadt Kabul erschossen Unbekannte bei drei Vorfällen einen Universitätsdozenten, einen Regierungsbeamten und vier Polizisten. Das teilte ein Polizeisprecher am Samstag mit. Gezielte Mordanschläge islamistischer Organisationen haben in den vergangenen Wochen in Kabul stark zugenommen.

Bei der Explosion einer am Straßenrand deponierten Bombe wurden zudem in Ostafghanistan mindestens vier Zivilisten getötet und zwei weitere verletzt. Der Vorfall habe sich in der Provinzhauptstadt Ghasni ereignet, berichtete ein Sprecher des Gouverneurs von Ghasni. Hinter dem Anschlag wurden die Taliban vermutet.

Bildquelle:

  • Nato_Soldaten_Afghanistan: dpa

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