„Die Kirche des Allmächtigen Gottes“ Schützen Sie Ihre Profile und Facebook-Freunde vor dieser Sekte!

Die Sektenführer Zhao Weishan und Yang Xiangbin haben Asyl in den USA.

von MARTIN D. WIND

BERLIN – Sie wirken so nett. Sie geben sich ungemein fromm. Sie sind beinahe alle verheiratet, geben unverfängliche Hobbies wie „Fitness“, „Reisen“, „Essen“ oder auch „Shopping“ an, und sie versuchen inzwischen ihre Fakeprofile mit europäisch oder sogar deutsch klingenden Namen noch harmloser zu gestalten. Und sie sind Legion: Die Rede ist hier von vermeintlichen Mitgliedern der chinesischen Gruppe „Die Kirche des Allmächtigen Gottes“, einer aggressiv und umtriebigen Sekte mit Wurzeln in China. Sie fluten zu hunderten soziale Netzwerke und versuchen geschlossene Gruppen katholischer und protestantischer Christen zu infiltrieren.

„Linda Lina“, „Ella Esser“, „Bianca Knill“ und „Larry Layla“ kommen aus Stuttgart – dumm nur, dass ihnen in ihren „Steckbriefen“ auf facebook immer wieder der Fehler unterläuft, teilweise noch chinesische Schriftzeichen vergessen zu haben. Inzwischen haben die vermeintlichen „Damen“ aber dazugelernt. Nachdem man in der Sektenzentrale mitbekommen hat, dass die Menschen hier nicht naiv sind, hat man neue Wohnorte ausgegeben. Neuerdings kommt „Anett Pilsner“ aus Nürnberg, „Daniela Daniela“ wohnt vorgeblich in Mosbach und „Katja Dohmen“ hat angeblich ihren Lebensmittelpunkt inzwischen in Düsseldorf.

Allen gemein ist allerdings die Aufmachung ihrer Profile: Da quellen Blumenrabatten über, Jesus schaut von einem Kitschbild – kein Künstler der Nazarener hätte so einen Bonbon-Klebepapp hinbekommen – mit ausgestreckter Hand auf den Betrachter und bietet seinen Schutz und seine Liebe an. Am ehesten trifft man ähnlichen rosaroten und himmelblauen Poesiealbums-Schund noch in den Illustrationen des „Wachturms“. Salbungsvolle Memes laden dazu ein. sie zu berühren, damit in der nahen Zukunft „alles gut wird“ oder das Leben eine „überraschend schöne Wendung für deine Familie“ nimmt. Andere Kacheln fragen, ob man an Jesus glaube, ob man Erlösung suche oder ähnliches und fordern dazu auf, man solle mit „Amen“ antworten, falls das so sei.

Diese überwiegend von Damen betrieben Profile sind ungemein fleißig

Beinahe im Vierteltagestakt werden neue Sprüche rausgehauen, Gebetsanliegen gepostet, herzerwärmende Tierbildchen eingefügt, Trost gespendet und Friede, Freude, Eierkuchen, verkündet. Alles unter einer christlich, ja sogar katholisch anmutenden Tarnung. Von ihrem persönlichen Leben geben die Profile nichts preis. Wie auch? Sie haben eher keines, das zu der Rolle passen würde, die sie da im Auftrag ihrer Herren spielen müssen. Auch hier gibt es allerdings taktisches Nachjustieren. Man klaut neuerdings Fotos von fremden Profilen, und gibt sie als eigenes Erleben aus.

Die Führungsclique der Sekte sitzt – soweit man weiß – inzwischen in den USA oder Kanada und hält offenbar von dort die Fäden in der Hand. Genaueres ist derzeit darüber nicht zu erfahren, da die Sekte sich sehr bedeckt hält und aus dem Untergrund agiert. Das wird auch damit zu tun haben, dass die Menschen, die als „Gründer“ gelten – ein Mann namens „Zhao Weishan“ und eine etwa 50jährige Frau namens „Yang Xiaobin“ – in China mit dem Regime aneinandergeraten sein sollen und das Land fluchtartig verlassen mussten. Von Yang glauben die Sektenmitglieder, sie sei die Inkarnation Jesu Christi, der zur Endzeit und zum Gericht auf die Erde zurückgekehrt sei. In der öffentlichen Darstellung wird das noch sehr dezent und verklausuliert in Weltende-Prophezeiungen angedeutet.

Öffentlich betreiben die Sektenmitglieder reichlich Seiten, Gruppen und Gemeinschaften, die vorgeben das Leben in den sozialen Netzwerken zu erleichtern: „Sprüche auf den Punkt gebracht“, „Sprüche und Grüße“, „Schöner Garten“ – alles Angebote für Menschen, die schnell suchen, was man im eigenen Profil plakativ aufhängen kann. Aber auch weltanschauliche bzw. religiöse Gemeinschaft wird angeboten.

Interessanterweise sehr viel mit Bezug zur katholischen Praxis: „Katholisch, Mutter Maria“ heißt da eine Gruppe oder auch „Katholik und Rosenkranz“, „Erlösung am Kreuz“, „Frieden in Christus“ und sogar „Katholisches Gebet“. Das alles sind verlockende Angebote für Gläubige, die sich zunehmend vom Klerus und den Strukturen ihrer Kirche/n im Vollzug allein gelassen fühlen und verzweifelt mit Gleichgesinnten Austausch und Gemeinschaft suchen. Am Ende landet man in WhatsApp- und Telegram-Gruppen, wird ausgefragt und gibt Persönliches preis.

Man muss sich angesichts der zielgruppenorientierten Propaganda der Sekte nicht wundern, dass viele Menschen auch aus „christlichen Kreisen“, diesen so verlockend aufgestellten „Honigtöpfen“ auf den Leim gehen. Selbst viele christliche „Facebook-Freunde“ fallen auf diesen Nepp rein. Obwohl das Treiben beschrieben und vor der Sekte gewarnt wurde, scheint es kaum zu helfen. Mit Vorsicht und Skepsis bei Freundschaftsanfragen kann man sich der aufdringlichen Horden erwehren. Um Profilfreunde vor penetranten Besuchern zu schützen, wäre es nett, seine Freundesliste auf „nicht öffentlich“ stellen. Dann können die „durchgeschlüpften“ „U-Boote“ der Sekte nicht all Ihre Freunde belästigen.

Bildquelle:

  • Zhao_Yang_Sekte: twitter

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