Die Geschichte von dem Mann, der den unschuldigen Kölner Kardinal Woelki unbedingt zur Strecke bringen will

Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln.

von MARTIN D. WIND

KÖLN – Schüller, Thomas Schüller. Merken Sie sich diesen Namen. Wenn irgendwo in Deutschland ein katholischer Bischof sich in einer Situation befindet, die medial skandalisiert werden kann, dann fällt auch dieser Name. Schüller ist Kirchenrechtler, ein Professor von der Universität Münster. Einer von rund 30 Kirchenrechtlern im deutschsprachigen Raum. Aber vor allem Schüller drängt sich immer gerne ins Rampenlicht der Öffentlichkeit. Oder er wird von „Medienmachern“ – erstaunlich häufig denselben – angefragt, damit am Ende eines Beitrags stehen kann: „Der Bischof muss zurücktreten!“.

Schüller liefert zuverlässig. Er liefert selbst dann, wenn ein 800 Seiten dickes Missbrauchsgutachten den Kölner Erzbischof, Kardinal Woelki, von persönlicher Verantwortung freispricht. Das alles zählt nicht, wenn Schüller einmal den Daumen gesenkt hat. In der Münsteraner Kirchenzeitung kirche + leben schwadroniert er mit Blick auf die Präsentation des Gutachtens von einer fehlenden Entschuldigung des Kardinals für eine „Instrumentalisierung“ des Betroffenenbeirats. In der Zeitung „Die Tagespost“ klärt das Mitglied des Betroffenenbeirates Peter Bringmann-Henselder auf, dass es die nie gab: „… alle anwesenden Beiratsmitglieder waren sich einig und haben einhellig zugestimmt, das WSW-Gutachten nicht zu veröffentlichen, sondern ein neues, rechtssicheres Gutachten durch Herrn Prof. Gercke erstellen zu lassen. …“. Das war auch schon vorher bekannt.

Das beirrt einen Thomas Schüller nicht. Oder meint er den Missbrauch des Missbrauchs für die Ziele der Frauenbewegung „Maria 2.0“, über das Bringmann-Henselder deutlich Worte verliert: „… Sie nutzen medial den sexuellen Missbrauch als Vehikel für ihre politischen Forderungen innerhalb der katholischen Kirche. In meinen Augen war dies ein Missbrauch an uns Betroffenen, an uns Missbrauchsopfern. (…)“ Hier hört man vom Kirchenrechtler nichts. Liegt das daran, dass „Maria 2.0“ Forderungen an Papst Franziskus stellt, von denen auch er einige vertritt?

Schüller verfügt übrigens über eine erstaunlich flexible Logik: Während er selbst entlasteten Amtsträgern den „Rücktritt“ verordnet, hält er die Füße gegenüber einem schwer Belasteten still und vertraut zumindest hier mal dem Papst: „Erzbischof Heße hat (…) sein Schicksal in die Hände des Papstes gelegt, er kann schließlich nicht Richter über sich selbst sein.“ Die einen sollen demnach zurücktreten, während die anderen sich nicht selbst richten „können“? Interessant!

Unbarmherzig trotzig bleibt er gegenüber Kardinal Woelki: „Er hat nicht selbst missbraucht, er hat nicht aktiv vertuscht (…). Aber er ist nicht raus bei der Frage nach den systemischen Ursachen.“ Kann das ein Mensch erklären? Kardinal Woelki ist „schuldig im Sinne der Anklage“, weil er Amtsträger der Kirche ist? Ist diesem Theologen aus Münster klar, dass er als Nutznießer dieser Institution ebenso „verantwortlich“ ist. Dann stößt man auf eine Motivlage des eifernd wirkenden Agitierens Schüllers:

„Er hat ja das Münchner Gutachten unter anderem deshalb nicht veröffentlicht, weil ihm dessen Empfehlungen zu einer veränderten Sexualmoral und einer anderen Priesterausbildung nicht passten. Da bleibt er bei seinen stockkonservativen Positionen. (…) Zum anderen geht das Münchner Gutachten tatsächlich in seinen Empfehlungen an die systemischen Ursachen heran: Wir brauchen eine Revision der überkommenen Sexualmoral, eine positive Einstellung zu Homosexualität, wir brauchen eine Stärkung der Rechte der Frauen. Das will Kardinal Woelki natürlich nicht hören.“

Schüller urteilt nach einer unterstellten Motivlage, die seiner kirchenpolitischen Agenda zu widersprechen scheint. Diesen Missbrauch des Missbrauchs, zum Verfolgen kirchenpolitischer Ziele, kennt man seit der Pressekonferenz des Berliner Canisius-Collegs 2010. Damals spekulierte der damalige Direktor Mertes über Ursachen des Missbrauchs – ohne jeden Beleg. Aber Pflöcke wurden eingeschlagen, die Richtung vorgegeben, die kaum bis nicht zu belegenden Behauptungen wirken bis heute in die Begründung des schismatisch wirkenden „Synodalen Weges“.

Inzwischen wurde aber geforscht. Z. B. von Father Paul Sullins am Ruth Institute der Catholic University of America, Washington D.C.:

„Sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche hat sehr viel mit der Homosexualität von katholischen Priestern zu tun. Die Korrelation beträgt 0, 98, was in der Sprache der Statistik eine nahezu vollständige Übereinstimmung bedeutet. (…) Demnach sei der Anteil homosexueller Männer unter den Priestern seit den fünfziger Jahren bis in die achtziger Jahre stark gestiegen. (…) Dieser Trend war stark gekoppelt mit zunehmendem Kindesmissbrauch. (…)“

Man muss Schüller unterstellen, dass er mit Blick auf solche Studien, „eine veränderte Sexualmoral und eine andere Priesterausbildung“ fordert. Alles andere wäre ehrabschneidend für den Tugendwächter aus Münster! Jetzt braucht es „Kölner Gutachten“ in allen Diözesen, damit das Rumgeeiere der Deutschen Bischofkonferenz ein Ende hat und Schüller den Missbrauch nicht mehr missbrauchen kann.

Bildquelle:

  • Kardinal_Woelki: .st-peter-und-laurentius.

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