Die Gefahr von islamistischen Terroranschlägen in Europa bleibt hoch

Zwar habe die Qualität der Anschlagspläne nachgelassen, weil die Extremisten in ihrem Kerngebiet in Syrien und im Irak unter Druck geraten seien, sagte der Mitarbeiter der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP). Spanien zeige aber, dass der IS nicht so schwach sei wie von einigen zuletzt behauptet. «Wir sollten nicht glauben, dass wir es nur noch mit den Messerattacken von scheinbaren Einzeltätern zu tun haben», erklärte Steinberg.

Der SWP-Fachmann rechnet damit, dass die Terrorgefahr mindestens fünf bis zehn Jahre erhalten bleiben wird. Im Moment gehe es vor allem darum, größere Anschläge wie in Paris zu verhindern. Der IS habe eine hohe «ideologische Attraktivität» und vor allem viele junge Leute in seinen Bann gezogen, erklärte der Terrorexperte. «All die wird man in den nächsten Jahren nicht zurückgewinnen können», sagte Steinberg. «All die wird man auch nicht kontrollieren können. Es sind zu viele. Es gibt sehr viel mehr IS-Terroristen, als es Al-Kaida-Anhänger gab.»

Dennoch sei die Fähigkeit des IS zur Planung von Anschlägen schon geschmälert worden. Die zentrale Planung aus der nordsyrischen IS-Hochburg Al-Rakka sei nicht mehr möglich und zudem wichtiges Personal getötet worden. Je mehr der Druck zunehme, desto schwieriger werde für die Extremisten die Planung von Attentaten.

Allerdings habe die Terrormiliz für diesen Moment vorgesorgt und die Angriffe schon seit Ende 2013 geplant, sagte Steinberg: «Wir müssen befürchten, dass die alten Planungen mit einem Erfolg zu Ende gebracht werden, ohne dass der IS noch aus Al-Rakka die Fäden ziehen kann.»

Der IS hat in Syrien und im Irak in den vergangenen Monaten große Gebiete verloren, darunter seine Hochburg Mossul. Ein von Kurden angeführtes Bündnis hat bei einer Offensive im Norden Syriens rund die Hälfte der IS-Bastion Al-Rakka eingenommen. Ein US-Luftangriff in Syrien hatte im vergangenen Jahr zudem IS-Propagandachef Mohammed al-Adnani getötet. Er war auch für die Anschlagsplanung zuständig.

Bildquelle:

  • Terror_Breitscheidplatz: dpa

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