Die faszinierende Welt der Bitcoin: Wir erklären Ihnen das inflationssichere Geld

Seit März hat sich der Kurs damit mehr als verdoppelt. Foto: Jens Kalaene

von TORSTEN HEINRICH

Im Jahr 2008 veröffentlichte jemand unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto ein White Paper, in dem er das Konzept für Bitcoin beschrieb. Es ging um ein Zahlungssystem, das durch die sogenannte „Blockchain“ fälschungssicher sein werde, mittels Peer-to-Peer System ohne zentrale Steuerung auskommt, anonym und sicher vor Inflation ist. Am 9. Mai 2017 existierten 16.320.000 Bitcoin mit einem Wert von etwa 25,9 Milliarden Euro. Was als Theorie eines Einzelnen begann, ist heute also alles mehr als ein theoretisches Modell. Hier ein grober Überblick über ein Zahlungsmittel, das viele Menschen noch nicht einmal kennen:

Zahlungssystem

Bitcoin war als Geld gedacht, das für internationalen Handel verwendet können werden sollte. Dabei war die Idee, dass man gegen fast nicht existierende Gebühren mit seinen Bitcoin ein Hotel in Tokyo genauso buchen können würde, wie man seinen Drink an der Copa Cabana bezahlen kann. Das alles ohne Wechselgebühren und ohne die hohen Gebühren der Kreditkartenfirmen.

Ein Stück weit hat es geklappt. Man kann heute nicht nur auf zehntausenden Webseiten, sondern auch in vermutlich hunderttausenden Ladengeschäften weltweit mit Bitcoin bezahlen. Allerdings leiden Bitcoin an dem Problem, dass eine Bestätigung des Transfers schon einmal Stunden dauern kann, was eine Bezahlung eines hohen Betrags an einer Kasse zum Vabanquespiel macht.

Schon vor zwei Jahren hat sogar der weltweit aktive Zahlungsdienst Paypal Bitcoin mit als Option aufgenommen. Da fast jede Webseite Paypal akzeptiert, kann man dort somit indirekt auch mit Bitcoin bezahlen. Allerdings nur indirekt, da Paypal die eingezahlten Bitcoin schlicht umrechnet. Eine wirkliche Transaktion in Bitcoin findet also nicht statt.

Doch bevor wir zu sehr in die Theorie gehen, sollten wir festhalten: Bitcoin sind als Zahlungssystem zu gebrauchen. Allerdings vor allem für Transaktionen, die nicht eine unmittelbare Bestätigung brauchen.

Während also die Zahlung mit Bitcoin möglich ist, sind Bitcoin heute vielmehr als digitale Hilfswährung und Anlagemittel in Verwendung. Die allermeisten kaufen Bitcoin nicht, um damit ihr Taxi zu bezahlen, sondern als Anlage in der Hoffnung auf künftige Kursgewinne und für größere internationale Transaktionen.

Blockchain

Die Blockchain ist eine Datenbank, deren Sicherheit dadurch garantiert wird, dass jede Transaktion durch eine kryptographische Hashfunktion an die vorangegangenen und nachfolgenden Datensätze gebunden sind. Neue Datensätze können dabei nur eingefügt werden, wenn ein Konsens unter der Mehrheit der Beteiligten besteht.

Was völliges Fachchinesisch ist, kann man vielleicht mit einer Buchführung in einem Betrieb vergleichen, die von fünf Buchhaltern betrieben wird. In dem Moment, wo drei der fünf Buchhalter den neuen Eintrag bestätigt haben, ist er offiziell und gültig. Damit kann ein Einzelner nichts fälschen. Gleichzeitig werden neue Datensätze wie einzelne Wörter zu einem Satz zusammengefügt, der eben aus einzelnen Wörtern besteht. Jedes hinzugefügte Wort verlängert also den Satz, löscht aber die vorherigen Wörter nicht. Ähnlich ist das in der Blockchain, wo bei jedem neuen Eintrag der verschlüsselte Wert geändert wird, aber eben auf dem alten basierend, sodass man ihn zurückverfolgen kann und er von ihm abhängig ist.

Fälschungssicher

Wenn wir bei dem Beispiel der Buchhalter bleiben, können wir die Fälschungssicherheit erkennen. Nur dass es bei der Blockchain Millionen von Buchhaltern sind. Und mit jedem Tag kommen neue hinzu. Jede ordentliche Transaktion wird dabei festgehalten und bestätigt. Und während jeder mit den entsprechenden Kenntnissen theoretisch seine Datei so ändern könnte, dass er plötzlich eine Million Bitcoin besitzt, würden die Millionen Buchhalter in der Blockchain diese Datei ablehnen, womit sie nicht gültig wäre. Eine Fälschung ist also nur möglich, wenn man die Mehrheit der Teilnehmer in der Blockchain hat, was als praktisch unmöglich ausgeschlossen wird.

Am 9. Mai 2017 wurde berechnet, dass man etwa 350 Millionen US-Dollar in Hardware stecken müsste, um das System fälschen zu können. Dieser Aufwand ist also extrem und würde zugleich auch unvermeidbar bekannt werden, was Gegenmaßnahmen ermöglichen würde. Und würde jemand diese Summe investieren und eine Abwehr unmöglich sein, würde der Kurs der Bitcoin völlig kollabieren, was das Investment der 350 Millionen wertlos machen würde. Damit ist es praktisch auszuschließen, dass Bitcoin jemals gehackt werden.

Peer-to-Peer System ohne zentrale Steuerung

Anders als bei Fiat-Money, also Papiergeld wie Dollar oder Euro, gibt es bei Bitcoin keine Zentralbank. Es gibt niemanden, der sie individuell nach Gutdünken druckt und verteilt. Vielmehr funktioniert das System über Peer-to-Peer Verbindungen, bei der alle Beteiligten als gleichwertige Partner gehandelt werden. Viele Internetnutzer werden das System im Zusammenhang mit dem sogenannten Torrent-Download gehört haben. Im Prinzip arbeiten also alle Beteiligten mit einer Software, die die Vorgänge vorgibt und jeder beteiligt sich daran. Durch das System der Blockchain wird dieses System dabei fälschungssicher.

Inflationssicher

Dieses System, das ohne eine Zentralbank auskommt, macht Bitcoin auch inflationssicher. Da niemand nach Belieben die Geldmenge erhöhen kann, ist eine Inflation ausgeschlossen. Es entstehen zwar aktuell noch neue Bitcoins durch so genanntes “Mining”, allerdings ist das System so konzipiert, dass die Herstellung neuer Bitcoins durch die “Miner” mit steigender vorhandener Menge immer schwieriger wird, weshalb die Produktion automatisch immer mehr abflacht. Irgendwann wird der 21 Millionste Bitcoin geminet sein, wonach es keine neuen mehr geben wird. Die maximale Menge ist also auf 21 Millionen festgelegt, und kein einziges Bitcoin mehr.

Und während die Miner rechnen, stellen sie die Infrastruktur zur Verfügung, auf der die Blockchain läuft und abgewickelt wird. Sind die 21 Millionen fertig hergestellt, werden die Miner jedoch weiterlaufen, weil sie weiterhin zum Bestätigen von Transaktionen benötigt werden. Dabei werden sie die Transaktionen zuerst abwickeln, die freiwillig eine Transaktionsgebühr bezahlt haben, je nach Höhe. Aktuell sind lediglich 0,00001 Bitcoin verpflichtend, was am 9. Mai 2017 einem Betrag von anderthalb Eurocent entsprach. Entsprechend besteht also bei größeren Bitcoin-Beträgen auch dann die Motivation, freiwillig eine Gebühr an die Miner zu bezahlen, damit man nicht viele, viele Stunden auf die Bestätigung warten muss.

Aber da Bitcoin eben nicht nach Belieben neu geschaffen werden können, kann keine Inflation stattfinden, die ja eine Erhöhung der Geldmenge bedeutet. Zumindest wird es keine Inflation mehr geben, nachdem der 21 Millionste Bitcoin gemined ist. Dies macht Bitcoin einzigartig sicher im Vergleich zum Fiat-Geld, das Jahr für Jahr an Wert verliert, weil die Zentralbanken permanent die Druckerpressen laufen lassen.

Anonymität

Im Prinzip sind Bitcoin anonym. Allerdings nur im Prinzip. Wenn ein Geschäft abgewickelt wird, muss zumindest einer von beiden Partnern seine Anonymität wenigstens teilweise aufgeben. Auch sind alle Transaktionen öffentlich dokumentiert, auch wenn man normalerweise nicht weiß, welche Eigentümer die jeweiligen Wallets haben. Bei entsprechend großem Aufwand kann dies jedoch zur Ermittlung der Beteiligten führen. Im Besonderen dann, wenn aus den Wallets zu irgendeinem Zeitpunkt eine Verbindung zur Welt außerhalb des Internets hergestellt werden konnte, beispielsweise durch eine so triviale Sache wie dem Bezahlen einer Pizza.

Während also keine hundertprozentige Sicherheit besteht, kann man einen Teil der Spuren weit genug verschleiern, um Bitcoin durchaus für illegale Tätigkeiten wie Steuerhinterziehung zu verwenden. Gerade dann, wenn die Tätigkeit nicht in jedem Land illegal ist oder verfolgt wird.

Wenn also beispielsweise eine Regierung alle Bitcoin beschlagnahmen wollen würde, könnte man seine Bitcoin vorher auf eine andere Wallet transferieren, die man für sich neu angelegt hat. Die Verbindung zu einem selbst entsteht erst dann wieder, wenn man diese Bitcoin wieder in Papiergeld umwandelt. Macht man dies jedoch erst nach einer Auswanderung in ein Land, das die Bitcoin-Beschlagnahmung nicht unterstützt und deswegen auch nicht ausliefert, konnte man seinen ganzen Besitz in Sicherheit bringen.

Oder anders gesagt: Bitcoin sind anonym genug, bis eine Regierung sie für ein terroristisches Problem hält und entsprechenden Aufwand investiert. Solange Sie jedoch nicht in den Drogen- und Waffenhandel einsteigen wollen, sondern vielleicht nur Angst vor Enteignung haben, können Sie Ihre Bitcoin relativ leicht dem staatlichen Zugriff entziehen, wenn Sie es denn wollen.
Der Autor hat einen Einführungskurs über Bitcoin erstellt. In ihm lernen Sie, wie Sie Bitcoin sicher handeln und lagern können, welche Risiken sich in ihnen verbergen und welche Chancen sich Ihnen bieten. Dazu stellt er seine eigene sehr erfolgreiche Handelsstrategie vor. Leser von The Germanz können sich für den Kurs bis zum 15. Juni über diesen Link einschreiben und erhalten ihn dabei 25 Prozent günstiger.

Bildquelle:

  • Bitcoin: dpa

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