von Carola Große-Wilde
Hamburg – Ein Wahrzeichen wie das Brandenburger Tor in Berlin oder der Eiffelturm in Paris – das soll die Elbphilharmonie einmal werden. Und die Aussichten stehen nicht schlecht, dass sie es eines Tages auch sein wird.
Schon bei der Übergabe des spektakulären Gebäudes vom Bauunternehmen Hochtief an die Stadt Hamburg vor zwei Monaten überschlugen sich die Kritiker mit Lobeshymnen.
Vom «Architekturwunder» und «Jahrhundertbau» war da die Rede. Als «Ausnahmebauwerk» werde die Elbphilharmonie in die Baugeschichte eingehen. Und überhaupt gebe es nur ein einziges Bauwerk auf der Erde, das in seiner stadträumlichen Präsenz mit der Elbphilharmonie verglichen werden könne: die Oper von Sydney.
Am Mittwoch (11.1.) wird die Hamburger Elbphilharmonie endlich eröffnet – nach jahrelangen Querelen um Kostensteigerungen und Bauverzögerungen. Der Eröffnungstermin des spektakulären Konzerthauses der Schweizer Architekten Herzog & de Meuron musste mehrfach verschoben werden.
Zunächst sollte die Elbphilharmonie bereits 2010 fertig sein, die Kosten stiegen von 77 auf 789 Millionen Euro. Das scheint angesichts der atemberaubenden Architektur der «gläsernen Welle» auf einem alten Kaispeicher an der Spitze der Hafencity beinahe vergessen. «Lästern war gestern. Jetzt wird gestaunt», urteilte nicht nur die Wochenzeitung «Die Zeit», seit die öffentliche Plaza in 37 Metern Höhe für die Besucher freigegeben wurde.
Auch Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) werden unter den prominenten Gästen sein, wenn das Eröffnungskonzert im großen Konzertsaal erklingt.
Nach einem Festakt werden die beiden den Klängen des NDR Elbphilharmonie Orchesters unter Leitung von Chefdirigent Thomas Hengelbrock lauschen. Seit Monaten haben sich die Musiker auf diesen Tag vorbereitet. Präsentieren werden sie eine musikalische Reise von der Renaissance bis zur Gegenwart, auf dem Programm stehen Werke von Beethoven, Wagner, Cavalieri, Liebermann, Messiaen, Praetorius und eine Uraufführung von Wolfgang Rihm. Gefeierte Solisten wie Bryn Terfel und Philippe Jaroussky werden dabei sein, Tenor Jonas Kaufmann sagte wegen seiner Stimmbandprobleme ab.
Der Saal mit 2100 Plätzen ist ähnlich wie die Berliner Philharmonie nach dem Weinberg-Prinzip gebaut, mit einer Bühne in der Mitte, die von terrassenförmigen Publikumsrängen umgeben ist – nur viel höher und viel steiler. Die Form des Saals vergleichen die Architekten mit antiken Amphitheatern, mit Stadien und einem Zelt.
Dank der Akustik des Japaners Yasuhisa Toyota, der die spektakuläre Innenverkleidung, die sogenannte Weiße Haut, entworfen hat, sollen die Besucher von allen Plätzen gleich gut hören können.
«Die Elbphilharmonie ist ein Weltwunder geworden. Das spricht sich rum», sagt Christoph Lieben-Seutter, Generalintendant von Elbphilharmonie und Laeiszhalle, im dpa-Interview. Der gebürtige Wiener ist sich sicher, dass auch die schlagzeilenträchtige Entstehungsgeschichte zur Berühmtheit der Elbphilharmonie beigetragen hat: «Der Turnaround vom Skandalprojekt zum Happy End.» Freuen kann sich Lieben-Seutter, der bereits seit Jahren ein abwechslungsreiches Programm in der altehrwürdigen Laeiszhalle und an anderen Orten anbietet, auf die Resonanz des Publikums: So gut wie alle Konzerte in der ersten Spielzeit der Elbphilharmonie sind bereits ausverkauft.
Bereits kurz nach der Eröffnung der Plaza Anfang November war der Ansturm der Menschen auf die öffentliche Aussichtsplattform zwischen dem historischen Kaispeicher und dem gläsernen Neubau enorm. Da die Kapazität begrenzt ist, müssen die Besucher vorher Tickets ziehen, nur Konzertbesucher kommen ohne Ticket zur Plaza. Von hier kommen die Besucher über geschwungene Treppen zum Großen und zum Kleinen Konzertsaal, zur Gastronomie und zur Lobby des Hotels. Durch riesige Windschotts gelangt man zum Balkon, der einmal rund um die Elbphilharmonie führt. Von hier haben die Besucher Aussicht auf den Hafen, die Alster und die Hamburger Innenstadt.
«Die Elbphilharmonie ist eine perfekte Mischung aus Konzerthaus und Sehenswürdigkeit», sagt Hamburgs Tourismus-Chef Michael Otremba. Er rechnet mit vielen neuen Touristen, vor allem aus den USA und Asien.
Alle Musiker, die bereits in der Elbphilharmonie spielen durften, schwärmen von ihrem «warmen Klang». Nach Aussagen von Chefdirigent Thomas Hengelbrock hatten die Musiker des NDR Elbphilharmonie Orchesters «Tränen in den Augen», als sie zum ersten Mal im neuen Saal spielen durften: «Dieser Saal ist so schön geworden, wie wir es uns in unseren schönsten Träumen nicht haben ausmalen können.»
Bildquelle:
- Elbphilharmonie: dpa