Die Digitalisierung ist ein Wohlstandstreiber

von DR. PATRICK PETERS

Die deutsche Wirtschaft ist stark, sehr stark sogar. Das zeigen nicht nur die aktuellen Zahlen, die auf eine glänzende Beschäftigungsquote und eine hohe Ertragskraft der Unternehmen hinweisen. Und gerade in Kombination mit dem anhaltenden Niedrigzins bieten sich auch für kleine und mittlere Unternehmen gute Gelegenheiten, zu investieren und ihre Geschäfte damit für die Zukunft zu stärken – und damit für das entscheidende Thema der Digitalisierung überhaupt.

Das wäre dringend nötig, folgt man einer aktuellen Studie, die das McKinsey Global Institute (MGI) der Unternehmensberatung McKinsey & Company herausgegeben hat. „Deutschland schöpft den wirtschaftlichen Nutzen der Digitalisierung bei weitem nicht aus: Aktuell nutzt das Land nur zehn Prozent seines digitalen Potenzials – und damit weitaus weniger als der EU-Durchschnitt (zwölf Prozent) oder Länder wie Großbritannien (17 Prozent), die Niederlande und Schweden (je 15 Prozent) oder die weltweit führenden USA (18 Prozent)“, heißt es in der Untersuchung.

Das sagt erst einmal freilich nicht viel aus. Aber wenn man genauer hinschaut, erkennt man, wie sich die Digitalisierung auf die Wirtschaft der Zukunft auswirken wird. „Wenn Deutschland sein digitales Potenzial optimal nutzen würde, könnte das Bruttoinlandsprodukt bis 2025 um einen Prozentpunkt jährlich zusätzlich wachsen – das sind umgerechnet insgesamt rund 500 Milliarden Euro“, stellt McKinsey-Seniorpartner Karel Dörner heraus. Für ganz Europa ergebe sich ein zusätzliches Potenzial von 2,5 Billionen Euro.

Das McKinsey Global Institute hat in dem Zusammenhang auch einen „Industry Digitisation Index“ erstellt, der alle relevanten Branchen berücksichtigt und einen Digitalisierungsgrad für jedes Land berechnet. Das überraschende Ergebnis: Vor allem im Dienstleistungs-, Transport- und Logistikbereich schneidet Deutschland unterdurchschnittlich ab, und auch in kapitalintensiven Branchen wie die Fertigungsindustrie, überwiegend staatlichen Sektoren wie dem Gesundheits- und Bildungswesen sowie fragmentierten und lokalen Branchen wie Bauwirtschaft und Hotelgewerbe, liegt die Bundesrepublik im EU-Durchschnitt hinten, stellt die Digitalisierungsstudie heraus. Dazu Karel Dörner: Der Digitalisierungsgrad der deutschen Industrie sei aktuell sehr viel geringer, als man es erwarten würde. Ein Grund dafür sei, dass die meisten Investitionen in Industrie 4.0 hierzulande erst in den vergangenen zwei bis drei Jahren erfolgt sind.

Das bedeutet: Die deutsche „Old Economy“ muss sich dringend auf die neuen Herausforderungen einstellen, um nicht den Anschluss zu verpassen. Digitalisierung ist ein Wohlstandsfaktor und sollte nicht fahrlässig verpasst werden.

Bildquelle:

  • Digitalisierung_2: dpa

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