Deutsch-türkisches Treffen: Gabriel hofft auf Entspannung

Außenminister Sigmar Gabriel (l) verabschiedet im Hotel Adlon seinen türkischen Amtskollegen Mevlüt Cavusoglu. Foto: Kay Nietfeld

Berlin – Außenminister Sigmar Gabriel hofft nach dem Krisentreffen mit seinem türkischen Kollegen Mevlüt Cavusoglu auf eine schrittweise Normalisierung der Beziehungen beider Länder.

«Wir waren uns einig, dass keine der beiden Seiten ein Interesse daran hat, die Beziehungen nachhaltig zu beschädigen», sagte Gabriel am Mittwoch nach dem Treffen, das in einem Berliner Hotel stattfand.

Gabriel stellte eine klare Forderung auf: Weitere Nazi-Vergleiche der türkischen Regierung dürfe es nicht geben. «Es gibt Grenzen, die man nicht überschreiten darf», sagte er. Cavusoglu, aber auch Präsident Recep Tayyip Erdogan hatten die Absagen von Wahlkampfauftritten türkischer Politiker in Deutschland als Nazi-Methoden kritisiert.

Cavusoglu war nur wenige Stunden vor seinem Treffen mit Gabriel in Hamburg vor einigen hundert Unterstützern aufgetreten. Dort warf er Deutschland ein systematisches Vorgehen gegen die Türkei vor.

Der Streit zwischen beiden Ländern war auch wegen der Inhaftierung des deutsch-türkischen Journalisten Deniz Yücel eskaliert. Gabriel drang in dem Gespräch erneut darauf, dass die deutsche Botschaft Zugang zu dem Gefangenen erhält, dem Terrorpropaganda und Volksverhetzung vorgeworfen werden. Yücel drohen bis zu fünf Jahre Untersuchungshaft, bevor es möglicherweise zu einem Prozess kommt.

Das Gespräch der beiden Außenminister war die erste persönliche Begegnung von Regierungsvertretern beider Länder seit der Eskalation des Streits. Gabriel beschrieb die Begegnung als gut, ehrlich und freundlich, aber auch «hart und kontrovers in der Sache». Es gehe nun darum, «Schritt für Schritt» zu einem normalen und auch wieder freundschaftlichen Verhältnis zurückzukehren. Er habe mit Cavusoglu vereinbart, den Dialog möglichst bald fortzusetzen. «Eine faire, offene, ehrliche Partnerschaft und auch Freundschaft zwischen den beiden Ländern muss unser Ziel sein.»

Gabriel appellierte an die Türken in Deutschland, den Streit um das Verfassungsreferendum nicht hierzulande auszutragen. «Wir dürfen es in Deutschland nicht zulassen, dass politische Auseinandersetzungen aus der Türkei nach Deutschland importiert werden.»

Bildquelle:

  • Handshake Gabriel und Cavusoglu: dpa

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