von KLAUS KELLE
STUTTGART – Irme Stetter-Karp, den Namen haben die meisten von Ihnen mit großer Wahrscheinlichkeit noch niemals zuvor gehört. Warum nicht? Weil ich ihn auch nicht kannte, und ich bin seit Jahrzehnten rund um die Uhr damit beschäftigt, Informationen, Ereignisse und Namen aufzusaugen und mich zu fragen: Müsste ich dazu mal etwas schreiben?
Irme Stetter-Karp ist Präsidentin des Zentralrat der Deutschen Katholiken (ZdK), und sie hat sich zum Beginn des Katholikentages in Stuttgart zu Wort gemeldet. Nicht dazu, wie die Kirchenbänke sonntags wieder besser gefüllt werden können mit dem Volk Gottes, nicht mit der aus meiner Sicht notwendigen Abschaffung des staatlichen Finanzierungssystems der Volkskirchen. Und schon mal gar nicht mit Jesus Christus. Frau Stetter-Karp hat gefordert, die Bundesregierung müsse die Entwicklung der Verteidigungsausgaben mit denen der Entwicklungshilfe koppeln.
«Gleichzeitig können wir seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges den Ukrainern nicht ihr Recht auf einen souveränen Staat, auf ihre Unversehrtheit und ein Leben in Freiheit absprechen. Das führt in der Friedensethik zu massiven Verunsicherungen.» Wenigstens darin stimme ich ihr zu.
In früheren Jahren war ich begeisterter Besucher der Katholikentage. In Düsseldorf 1982, in München 1984, und natülich war ich auch bei Evangelischen Kirchentagen dabei, etwa in Hannover. 150.000 Besucher, die Bibelexegesen überfüllt, auch kritische Theologen kamen natürlich zu Wort, Drewermann, Küng, es wurde gestritten, wie Jesus was wohl gemeint haben könnte, was er von uns – dem Volk Gottes – in der Neuzeit erwartet.
Marienprozession mit 25.000 Menschen durch München, hatte ich vorher noch nicht erlebt, jeden Morgen Heilige Messe und dann raus auf die Straßen, Halleluja in allen Straßenbahnen, Live-Musik auf Bühnen in der Innenstadt. Ich habe herrliche Erinnerungen an die Zeit, als ich begann, meinen eigenen Glauben wieder zu entdecken, der verschüttet brachlag, nachdem ich in die Pubertät kam und entdeckte, dass es neben CVJM-Ausflügen noch ein paar andere…Sachen gab.
CDU und CSU waren damals immer bestens vertreten – auch bei den traditionell eher den Sozis zugeneigten EKD-Brüdern und -Schwestern. Wenn Helmut Kohl in der Menge auftauchte, drehten die Leute total ab. „Helmut, Helmut!“ und ab ging die Post. Eine große Familie sozusagen. Doch es ist alles weg, alles kaputt gemacht von einer woken Funktionärselite, die mit dem Glauben nicht mehr zu tun hat. Im Programm für Stuttgart, zu dem nur noch 25.000 Teilnehmer (!) angemeldet sind, werden Winfried Kretschmann (Grüne), Klima-Aktivistin Luisa Neubauer und Eckart von Hirschausen angekündigt. Und Bundes-Frank-Walter ist natürlich gesetzt.
Alles verändert sich, die Gesellschaft, die Politik und auch die Kirchen. Das ist normal, aber ich würde heute nicht mehr auch nur kurz erwägen, zu diesen Jahrmärkten der Beliebigkeit zu gehen. Wenn ich zu einem Katholikentag gehe, dann will ich katholisch oder zumindest christlich. „Mir geht es um Jesus Christus und nicht um Label“, sagt der großartige Johannes Hartl vom Gebetshaus in Augsburg. Er veranstaltet alljährlich die großen MEHR-Konferenzen mit Tausenden Teilnehmern, die einfach nur von Jesus hören, beten und singen wollen. Das Abendmal der Protestanten und die Eucharistie der Katholiken wird getrennt gesehen und ausgegeben, und ansonsten sind wir Christen, das Volk Gottes, aufgerufen IHM zu folgen.
Nicht Klima und Corona sollte im Vordergrund stehen, sondern Jesus Christus. Ich will Büchertische mit christlicher Literatur, vielleicht ein Beutelchen mit Weihrauch für zu Hause erstehen und keine Infostände der homosexuellen Katzenzüchter oder der Friedensinitiative Holzwickede. Ich will Familie, Pro Life – aber selbst Abtreibungsgegner, die Treuesten der Treuen – sind inzwischen unerwünscht beim linksgrünen Katholiken-Basar.
«Es wäre fatal, würden wir uns den innerkirchlich umstrittenen Reformfragen nicht stellen. Und wir wissen, dass die Zeit drängt», sat unsere neue Freundin Stetter-Karp. Und weiter: «Der Synodale Weg gehört unverzichtbar zu den wichtigsten Themen des Katholikentags.» Da hat sie leider recht, die Irme. Und genau das ist das große Problem der Katholischen Amtskirche in Deutschland. Für mich sollte Jesus Christus und seine Lehre im Mittelpunkt dieser Veranstaltung stehen und nicht das Kultivieren gesellschaftlicher Banalitäten.
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Bildquelle:
- Katholikentag 2022: dpa