Der Mord an Luise (12) und das Gewaltvideo gestern – ein schrilles Alarmsignal für uns alle

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

haben Sie das schreckliche Video auch gesehen, das gestern auf Youtube kursierte und schon während des Tages mehr als 100.000 Mal aufgerufen wurde? DAS Video, Sie wissen schon. Diese fünfminütige Dokumentation von Empathielosigkeit, Gefühlskälte und Machtrausch bei Kindern.

Das Video von sechs minderjährigen Mädchen, die eine 13-Jährige über Stunden gequält haben. Ins Gesicht geschlagen, das weinende Mädchen, eine Gleichaltrige, verhöhnt, angespuckt, mit Cola übergossen. Und sich ergötzt an ihrem Leid und Schmerz.

Ich bin, wie Sie wissen, ein gläubiger Mensch. Ich glaube, dass es sowas wie DAS BÖSE wirklich gibt, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es sich in diesen dummen Kindern manifestiert hat. Versagen die Eltern? Die Schulen? Die Kirchen? Die Gesellschaft? Wie werden 13-Jährige so? Und dann auch noch Mädchen, die noch vor 20 Jahren Pferdefotos und BRAVO-Starschnitte in ihren Zimmern hängen hatten, und die pinkfarbene Barbie lag auf dem Nachttisch neben dem Schulranzen.

Was passiert in dieser Gesellschaft gerade?

Und warum passiert es? Ich neige zu der Auffassung, dass es mit Medienkonsum zu tun hat. Und damit meine ich nicht den Rentnersender ZDF oder die zwangsbührenfinanzierte Umerziehungsanstalt ARD, nicht einmal Dschungel- und Superstar-Formate im Privatfernsehen. Ich meine die durch Internet und Smartphones entstandene grenzenlose Verfügbarkeit von allem. Von Wissen, von Information und Unterhaltung und eben auch von Dreck aller Art. Ich rede von der geistigen Vermüllung unserer Jugend. Von Kindern auf Schulhöfen, die problemlos an üble Gewaltvideos kommen oder an das reichhaltige Angebot von Youporn. Ein Klick ins Glück oder so. Die sollten Justin Bieber-Musikvideos gucken anstatt Freundinnen zu schlagen oder zu ermorden,,

Es ist ein Problem, das wir mit der Freiheit haben

Wir wollen natürlich alle frei sein, in Sicherheit und Wohlstand leben, reisen, arbeiten, lieben wie wir wollen. Aber bereitet uns, bereitet jemand unsere Kinder auf das Leben da draußen wirklich vor, das auch früher nicht nur rosarot war. Aber so übel wie heute, so war es noch nie.

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Neben dem allgemein gefassten Thema Bildung muss auch das Thema Erziehung dringend auf die politische Tagesordnung. Und es muss ernst genommen werden. Wenn es Elternhäuser gibt, die ihre Kinder vernachlässigen, wenn es Schulen gibt, wo man über Klima-Kleber redet und zum Schuleschwänzen ermuntert, statt Werte zu vermitteln und den Kindern zu erklären, was so eine Familie ist und dass Ordnung, Mitgefühl, Fleiß, Freundlichkeit keine Sekundärtugenden sind, sondern erste Bürgerpflicht, wenn wir unser Land in einigen Jahren noch wiedererkennen wollen.

Das Gewaltvideo von gestern und der Mord an der zwölfjährigen Luise vor einer Woche sollten ein schriller Weckruf für uns alle, Gesellschaft und Politik sein. Luise hatte bei ihrer besten Freundin – einer 13-Jährigen – übernachtet. Wahrscheinlich haben sie abends Musik gehört, Pizza gegessen, gelacht und einen Film zusammen geguckt. Und am nächsten Tag gehen sie in den Wald, eine weitere Freundin (12) kommt dazu, und sie töten Luise.

Die 13-jährige – und damit strafunmündige – Täterin rief dann nachmittags noch bei Luises Eltern an und erkundigte sich, ob die Freundin gut zu Hause angekommen sei. So kaltblütig, so abgebrüht. Woher haben Kinder sowas?

Mit ratlosen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.