Der „Fall Aiwanger“ und Münchner Schmierenjournalismus

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser!

Bald wird in Bayern gewählt. Und weil so eine Wahl in Bayern für die immer noch erstaunlich vielen Leser der Linkspostille „Süddeutsche Zeitung“ jedes Mal ein Graus sein muss, mischt ihr Kampfblatt jetzt direkt mit. Was soll man auch Kampagnen und die Jagd auf Konservatives den bayerischen Grünen oder der abgehalfterten SPD überlassen…

Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete also passend zum startenden Wahlkampf über Vorwürfe gegen den Chef der Freien Wähler Hubert Aiwanger. Unter Berufung auf anonyme Quellen soll Aiwanger als 17-Jähriger ein antisemitisches Flugblatt verfasst haben. Aiwanger bestreitet das und droht mit rechtlichen Schritten. Und dann taucht Aiwanders älterer Bruder Herbert plötzlich auf und bekennt gegenüber Medienvertretern, er sei der Verfasser der antisemitischen Schmähschrift.

Endlich äußerte sich auch der Freie Wähler-Chef selbst und bekannte, seinerzeit seien in seiner Schultasche mehrere Exemplare des Pamphlets gefunden worden. Aiwanger musste zum Direktor und bekam als Strafe ein Referat aufgebrummt.
Aus meiner Erinnerung kursierten zu der Zeit in vielen Schulen und an Stammtischen sogenannte „Judenwitze“. Nun gibt es Menschen, die behaupten, gerade in schlimmen Zeiten müsse es möglich sein, über jeden und alles Witze zu machen. Ich gehöre nicht zu denen. Der industriell organisierte Massenmord an Millionen Menschen ist nichts, bei dem ich irgendeine Form von Spaß hören oder sehen will oder gar empfinden könnte.

Aber ist ein Politiker, der als 17-Jähriger etwas Unsinniges gesagt oder geschrieben hat, für den Rest seines Lebens gebrandmarkt? Ausgestoßen aus der zivilisierten Gesellschaft?

Ich weiß nicht, ob es wirklich Bruder Herbert war oder der Politiker letztlich doch selbst verfasst hat. Grundsätzlich gilt für alle in einem Rechtsstaat aber die Unschuldsvermutung. Oder gilt das nur für Linksextremisten?

Ich meine, wir alle erinnern uns doch noch an Joschka Fischer und seine Frankfurter „Putztruppe“, eine üble Straßenschlägerbande. Immer wieder tauchten später Nebensätze in Zeitungsartikeln auf, Fischer könnte möglicherweise etwas mit einer Waffe zu tun haben, die bei einem Mord im RAF-Terror eine Rolle gespielt habe (was nie bewiesen wurde). Aber der Mann wurde später angesehener Außenminister der Bundesrepublik Deutschland. Und da will man Aiwanger politisch erledigen, weil er mal ein Flugblatt im Ranzen hatte? Ernsthaft?

Die Süddeutsche Linkspostille veröffentlicht unter der Überschrift „Das Auschwitz-Pamphlet“ Vorwürfe gegen Aiwanger, die jegliche Seriosität, jegliche journalistische Distanz vermissen lassen. Die SZ will nicht berichten, sie will nicht aufdecken, sie will vernichten, einen finalen Punch setzen. Weil die Freien Wähler eine bürgerliche Macht sind im Freistaat, weil Aiwanger seine Partei verkörpert wie kein anderer. Weil er Klartext redet, auch wenn es politisch unkorrekt ist. Und weil er der ideale Partner ist, um die CSU vom Söder, Markus wieder in die Regierung zu bringen. Ohne sich lästigen Fragen nach Grünen oder AfD als möglichem Partner stellen zu müssen.

Mein hochgeschätzter Kollege Alexander Kissler schreibt zu dem Vorgang, den wir in dieser Plattheit bisher nur aus den öffentlich-rechtlichen Staats-Sendeanstalten kannten, in der NZZ:

„Die ‚SZ‘ aber behandelt anonyme Aussagen wie Tatsachen und verwechselt Journalismus mit Aktivismus. So schadet sie der politischen Kultur.“

Volltreffer, Alex!

Mit herzlichen Grüßen

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.