von KLAUS KELLE
In Katalonien wurde, sagen wir, irgendwie abgestimmt. Separatistische Bestrebungen sind bei unseren Lesern populär. Der Brexit wurde hymnisch gefeiert. Das (gescheiterte) Referendum um die Unabhängigkeit Schottlands auch. Viele verteidigten sogar die militärische Intervention und (wieder) Einverleibung der Krim in Russland als „Referendum“, was nun wirklich lächerlich ist, Und jetzt also Katalonien. 90 Prozent, so lesen wir heute morgen, haben für die Abspaltung von Spanien gestimmt. Die Prügelszenen einer außer Rand und Band geratenen Polizei (man mag die in diesem Zusammenhang gar nicht so nennen) sind uns noch frisch aus den Fernsehbildern in Erinnerung.
Und dennoch ist es noch längst nicht vorbei, nicht nur wegen der harten Haltung der spanischen Regierung. Man muss nämlich wissen: 58 Prozent der Wahlberechtigten in Katalonien haben nicht abgestimmt – mehr als die Hälfte. Es gab kein geordnetes Verfahren, berichtet wird von improvisierten Wahllokalen und selbst ausgedruckten Wahlunterlagen, auch eine geordnete Kontrolle der Personalien der Wähler fand nicht nach den Maßstäben statt, die wir in Deutschland gewohnt sind. Referendum? Demokratie? Da würde ich mal ein Fragezeichen dahinter machen…