Dem Sprach-Diktat beugen? Vom Kampf gegen GenderGaga an den Hochschulen

von THOMAS PAULWITZ

KASSEL – Lukas Honemann ist kein Held. Der 20jährige Student schreibt seine Arbeiten in der Gendersprache, um keine schlechte Note zu bekommen. Doch er tut etwas, was sich vor ihm kaum einer getraut hat: Er wehrt sich gegen den Zwang zum Gendern. Seine Universität Kassel hat es Dozenten und Professoren erlaubt, Gendersternchen notenrelevant vorzuschreiben. Weigert sich ein Student, können ihm Punkte abgezogen werden. Die Universität begründet diesen Zwang zu ideologischen Schreibweisen ausgerechnet mit der Freiheit: „Im Sinne der Lehrfreiheit steht es Lehrenden grundsätzlich frei, die Verwendung geschlechtergerechter Sprache als ein Kriterium bei der Bewertung von Prüfungsleistungen heranzuziehen.“ Für diese Freiheit dürfen sie sogar die Freiheit der Studenten einschränken, so zu schreiben, wie sie es gelernt haben und es außerhalb von Universitäten und Behörden allgemein üblich ist.

Punktabzug für normale Sprache

Lukas Honemann denkt sich nichts dabei, als er in einer Prüfung „der Jugendliche“ schreibt. Doch damit setzt er sich in die Nesseln. Der Prüfer zieht ihm Punkte ab, denn nach Auffassung der Genderideologen kann mit „der Jugendliche“ nur eine männliche Person gemeint sein. Kassel ist kein Einzelfall. Auch an anderen Universitäten müssen sich Studenten dem Gender-Diktat beugen. „Uns sind Fälle bekannt, in denen Studenten an anderen Hochschulen durch Prüfungen gefallen sind, weil sie nicht gegendert haben“, berichtet Franca Bauernfeind, Vorstandsmitglied der CDU in Thüringen. Doch kaum einer findet den Mut aufzubegehren.

Wer die Gesellschaft verändern will, der muss in die Schulen und Universitäten gehen. Dort findet er junge Menschen vor, die gerade ihr Wertegerüst aufbauen; die offen sind für neue Einflüsse; die nach Orientierung und Führung suchen. Um so größer ist die Verantwortung derer, welche die jungen Menschen dort erziehen und bilden. Um so größer ist aber auch die Gefahr, dass dies missbraucht wird. Schüler oder Studenten stehen in einem Abhängigkeitsverhältnis zu ihren Ausbildern. Ideologen machen sich dies zunutze. „Wer die Jugend hat, hat die Zukunft.“ Dieser Spruch wurde gerade im Nationalsozialismus oft zitiert. Ideologen aller Schattierungen haben ihn verinnerlicht.

RCDS: „Umerziehung durch links-grüne Ideologen“

Lukas Honemann will kein Objekt einer Ideologie sein. Er weiß, wie man sich wehrt. Schließlich will er einmal Lehrer für Deutsch, Geschichte, Politik und Wirtschaft sein und selbst jungen Menschen die freiheitliche Grundordnung nahebringen. Gegen einen institutionalisierten Gegner kann man nur gemeinschaftlich etwas erreichen. Als Mitglied des Studentenparlaments und Geschäftsführer der CDU-Kreistagsfraktion Kassel-Land hat er bereits ein kleines Netz aufgebaut, das ihm jetzt zur Seite springt.

Dazu gehört zum Beispiel Sebastian Mathes. Der Bundesvorsitzende des Rings Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) ist zugleich Mitglied im CDU-Bundesvorstand. Mathes äußert sich deutlicher als Honemann: „Sprache wird hier zur politischen Umerziehung durch links-grüne Ideologen unter dem Deckmantel der Gleichstellungspolitik missbraucht. Studenten dürfen nicht zum Gendern gezwungen werden. Schon gar nicht darf die sogenannte gendergerechte Sprache zum Bewertungskriterium in Klausuren erhoben werden.“

Die Rolle der CDU bleibt hier freilich zwiespältig. Zwar gehört die hessische Wissenschaftsministerin, die für die Universität Kassel zuständig ist, Bündnis 90/Die Grünen an. Ernannt hat sie jedoch der CDU-Ministerpräsident Volker Bouffier. Mathes sollte sich also dringend mit Bouffier unterhalten, wenn er ihm das nächste Mal im Bundesvorstand der CDU begegnet.

Der RCDS will nun alle Fälle sammeln und dokumentieren, in denen Studenten diskriminiert werden, weil sie die normale Sprache verwenden. Der RCDS arbeitet dabei mit dem Verein Deutsche Sprache (VDS) zusammen. Dieser hat versprochen, die Gerichtskosten zu übernehmen, wenn ein Student gegen die sprachliche Benachteiligung klagen will. Noch hat sich freilich keiner getraut, nicht einmal Lukas Honemann.

Auch die Junge Union (JU) will helfen. Doch als sie sich gegen den „Zwang zum Stern“ ausspricht, unterstellt ihr der politische Gegner in bewährter Ablenkungsmanier sofort Antisemitismus. Auf einen Zusammenhang mit dem Judenstern muss man hier erst einmal kommen. Flugs ändert die JU ihren Spruch: „Die Freiheit des Denkens stirbt mit dem Zwang zum Gendersternchen“, heißt es jetzt, und: „Die Freiheit jedes Einzelnen steht über der Ideologie mancher linker Sprachpolizisten!“ Da kann man uneingeschränkt zustimmen.

Wozu es nämlich führen kann, wenn wir die deutsche Sprache genderbewegten Germanisten überlassen, zeigt Thomas Kronschläger. Er unterrichtet an der Technischen Universität Braunschweig angehende Deutschlehrer. Kronschläger verficht die genderneutrale Schreibweise mit der Endung „-y“. „Das Studenty“ – Mehrzahl „die Studentys“ – soll sich keinem biologischen Geschlecht zuordnen lassen. Seinen Studenten streicht er Schreibweisen wie „Kollegy“, „Ärzty“ oder eben „Jugendlichy“ nicht als Fehler an. Bei ihm hätte aber auch Lukas Honemann Glück, denn das generische Maskulinum lässt er immerhin ebenfalls gelten – noch.

Bildquelle:

  • Universität_Kassel: uni kassel

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