Das beste Deutschland, das wir je hatten!? Moment!

Ein Gastkommentar von MORITZ BRECKNER

Im Wahlprogramm der Partei unserer Bundeskanzlerin wird versprochen: „Heute leben wir im schönsten und besten Deutschland, das wir je hatten“. Ob das stimmt, muss jeder Bürger für sich selbst entscheiden. Journalisten begegnen im Laufe eines ganz normalen Nachrichtentages zumindest Hinweise – so diesen Mittwoch.

9 Uhr – Die BILD-Zeitung meldet: In einem Berliner Museum wird es eine Ausstellung geben mit dem Ziel, „den Blick auf die Hassfigur ,Drogendealer’ zu versachlichen“, denn Drogendealer seien oftmals „rassistischen Anfeindungen“ ausgesetzt. In einer Ankündigung heißt es laut BILD sogar, Dealer arbeiteten trotz aller Widerstände „unerschrocken und tapfer“ im öffentlichen Raum. Die Berliner CDU-Fraktion ist empört, die Grüne Bezirksbürgermeisterin verteidigt das Museum. Irgendwie kurios, irgendwie ärgerlich – Dit is Berlin, wa?

11 Uhr – In Bottrop wurde am Vorabend eine 21-jährige Joggerin von sechs bis sieben jungen Männern brutal zusammengeschlagen und schwer verletzt. Wer die Täter sind und was sie antrieb, ist noch nicht bekannt. Wir geben bei Google News das Wort „Joggerin“ ein, und finden neben diesem Vorfall unter anderem noch diese Schlagzeilen: „Sexualstraftäter greift Joggerin an der Donau an“, „Überfall auf Joggerin in Bad Kreuznach“, „Prozess um blutigen Überfall auf Joggerin“ sowie zwei Meldungen, bei denen Jogerinnen von Exhibitionisten verfolgt wurden. Alle Meldungen sind weniger als 24 Stunden alt.

13 Uhr – „2017 wird das teuerste Stromjahr aller Zeiten“, analysiert die Frankfurter Allgemeine Zeitung und zeigt, dass der Strompreis seit 2004 von rund 18 auf rund 28 Cent pro Kilowattstunde erhöht wurde – eine saftige Mehrbelastung für die Bürger. Übrigens: „Steuern, Umlagen und Abgaben machen inzwischen 55 Prozent der Stromrechnung aus.“

18 Uhr – In Berlin wurden bei einer Razzia in der Islamistenszene mehrere Gewehre sowie Munition für über 20.000 Schüsse beschlagnahmt. Der Verdächtige besucht eine Moschee, die im Fokus des Staatsschutzes stehe, berichtet die Welt. Für einen Zusammenhang zwischen dem Waffenarsenal und dem islamistischen Hintergrund des Mannes gebe es aber „noch keinerlei Anhaltspunkte“. Gut, dass die Behörden hier gehandelt haben. So recht beruhigend klingt die Meldung dennoch nicht.

Vier Meldungen eines ganz normalen Mittwochs in einer Nachrichtenredaktion. Es waren nicht die einzigen Nachrichten des Tages, es ist auch viel Schönes und Gutes passiert. Doch ob wir gerade im „schönsten und besten Deutschland, das wir je hatten“ leben – es bleiben Zweifel.

Epilog: Donnerstag, 9 Uhr – Der Berliner Tagesspiegel veröffentlicht ein Interview mit Klaus Rasch. Die Frau, mit der er 40 Jahre lang verheiratet war, wurde im Tiergarten totgeschlagen. Der Täter, ein vorbestrafter abgelehnter Asylbewerber, erbeutete ihr Handy und 50 Euro.

 

Bildquelle:

  • Spreewald: pixabay

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