Darf man in einer freien Gesellschaft ein Interview mit Ken Jebsen führen?

Liebe Leserinnen und Leser,

uns in der Redaktion war von vornherein klar, dass es mächtig Trubel geben wird, wenn wir es wagen, Ken Jebsen um ein Interview zu fragen. Denn Ken Jebsen hat ein großes Publikum für seine Videos und ist dennoch ein Outsider, ein Verschwörungstheoretiker, ein Querdenker. Muss man sich mit ihm solidarisieren? Nein muss man nicht. Darf man mit ihm ein Interview machen? Natürlich, ich sage, man muss. Was ist das überhaupt für eine Frage? In einer freien Gesellschaft mit freien Medien darf man mit jedem, der im öffentlichen Interesse steht, sprechen und über ihn berichten. Dürfte man das nicht, wären es keine freien Medien mehr und letztlich dann auch keine freie Gesellschaft.

Alle diejenigen, die mir jetzt schreiben, ist sollte, ja dürfte kein Interview mit „einem wie Jebsen“ machen, begreifen überhaupt nicht, dass sie damit Ken Jebsens Theorie von der eingeschränkten Freiheit in Deutschland zu 100 Prozent bestätigen.

Ich will mich nicht einmal rechtfertigen oder erklären, warum ich dieses Interview geführt habe mit ihm. Und ich will auch nicht darlegen, wie ich zu seinen Behauptungen stehe. Wer meine Texte regelmäßig liest, weiß, dass ich ganz anders drauf bin. Aber ich bin für Meinungsfreiheit, und ich wundere mich wirklich, wer neuerdings alles offen dafür plädiert, Menschen aus dem politischen Diskurs auszustoßen. Mal ist es ein Blogger, mal ein Politiker, mal wird der Chef der hessischen Filmförderung rausgeschmissen, weil er mit dem AfD-Chef Nudeln gegessen hat.

Wollen wir in einer Gesellschaft leben, wo Leute, deren Meinung uns nicht gefällt, aus Talkshows und Medien verbannt werden? Wo endet das, wenn man das zulässt? Irgendwann werden sie auch mich aus dem Diskurs rausschmeißen, vielleicht TheGermanZ abstellen. Wer ist dann als nächster dran?

Die freie Gesellschaft muss den Diskurs divergierender Meinungen aushalten, weil sie sonst keine freie Gesellschaft mehr ist. Gewalt, Umsturzphantasien, Antisemitismus und Rassismuss sind vollkommen inakzeptabel. Aber Ken Jebsen stellt die Frage, wer uns eigentlich regiert, welchen Einfluss globale Konzerne auf unser persönliches Leben haben und ob die Pharmaindustrie der Gesundheit oder nur dem Profit der Aktionäre dient. Kann man alles für Bullshit halten, aber es ist erlaubt, solche Fragen zu stellen. Und es ist erlaubt, mit Systemkritikern zu sprechen, damit sich jeder selbst ein Bild von deren denken machen kann, ohne dass Claus Kleber das vorher einordnet.

Mit besten Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

P.S. Die Süddeutsche, Der Spiegel, Die Sächsische Zeitung, der Deutschlandfunk, der Kölner Stadt-Anzeiger und viele andere deutsche Medien beschäftigen sich aktuell mit Ken Jebsen. Ich wüsste gern, warum das bei TheGermanZ verwerflich sein sollte.

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.