Causa Maaßen: Die CDU sucht „geeignete Persönlichkeiten“ – aber gibt es die in der aktuellen Führung?

Liebe Leserinnen und Leser,

Kasperletheater, wohin man schaut in Deutschland. Und besonders viel Theater gibt es gerade in der Thüringer CDU, nicht wegen katastrophaler Wahlergebnisse und Massenflucht der Wähler angesichts der angepassten Merkel- Jünger_*Innen an der Spitze der Freistaat-Union natürlich. Ein Jammer, wenn man sieht, wie viele Jahre diese Partei Thüringen bestens regiert hat, mit überzeugenden Persönlichkeiten an der Spitze. Und nun also Christian Hirte, Mister 19 Prozent, wenn man den aktuellen Umfragen glauben kann. In der Thüringer CDU wird schon offen darüber geredet, dass Hirte bald weg ist, egal, wie die Causa Maaßen in Südthüringen ausgeht. Wenn Hirte den früheren Verfassungsschutz-Chef nicht verhindert, ist er im Adenauer-Haus unten durch. Wenn er ihn verhindert, und die AfD holt den Wahlkreis dann direkt und die CDU endet insgesamt bei 15 Prozent – ist er auch weg, weil die eigenen Leute dann sauer sind, dass er ein besseres Ergebnis und viele schöne Mandate verhindert hat, um der Merkel-Camarilla in Berlin zu gefallen.

Egal, von welcher Seite man es also betrachtet, Hirte ist jetzt schon erledigt, und die einzige spannende Frage bleibt: Weiß er es selbst, oder denkt er immer noch, er habe die Fäden bei der Thüringer CDU in der Hand?

Die Thüringer CDU steht nicht gut da, was aber nicht wirklich erstaunlich ist, denn die CDU insgesamt steht auch nicht gut da. Am 26. September droht der Partei Adenauers und Kohls ein alttestamentarisches Desaster an den Wahlurnen. Warum? Weil sie Merkel so lange haben gewähren lassen, weil sie mit ihren Helfershelfern die einstige große Volkspartei der Mitte in Deutschland so beschädigt haben, dass sie wahrscheinlich nicht wieder auf die Beine kommen wird, und weil sie mit der Entscheidung für Armin Laschet statt für Friedrich Merz wohl ihre letzte Chance versemmelt hat, an der Kreuzung richtig abzubiegen.

In Thüringen läuft jetzt das erwartbare Spielchen. Die Maaßen-Hater sind aus der Schockstarre nach dessen öffentlicher Ausrufung als CDU-Bundestagskandidat erwacht und beginnen mit den erwartbaren läppischen Spielchen. Die ursprünglich für den 16. April geplante Wahlkreisversammlung zur Kandidatenaufstellung findet nicht statt, sagt Herr Hirte. Einen neuen Termin gibt es noch nicht, erstmal Zeit gewinnen lautet die Parole. „…ist noch nicht abgestimmt“, wie Hirte das nennt. Klar, hängt ja auch einiges davon ab, dass er jetzt bloß keine falsche Bewegung macht.

Die Bundes-CDU beschäftigt sich mit der Verhinderung Maaßens nach meinem persönlichen unmaßgeblichen Eindruck inzwischen mehr als mit der Bewältigung der Corona-Krise. Und das letzte Aufgebot wird ins Gefecht geschickt. Die Suhler CDU, die bei der Nominierung auch mitreden darf, aber den kleinsten Teil der Delegierten stellt, wie mir erzählt wurde, reißt die Klappe am weitesten auf. „So geht das nicht“, sagte Matthias Gering, der stellvertretende Chef dort. Und man fragt sich unwillkürlich: Warum eigentlich nicht? Maaßen wird gefragt, ob er kandidieren will, und er sagt ja. Und dann kandidiert er halt. Was geht denn daran nicht?

„Mein Kandidat ist das nicht“, verkündet die Erfurter Bundestagsabgeordnete Antje Tillmann gegenüber der örtlichen Tagesgazette. Sie rühmt sich in ihren CDU-Gesprächsrunden ihrer angeblichen persönlichen Nähe zur Kanzlerin, und Erfurter CDUler spotten, dass sie immer ganz vorn dabei war, wenn auf Bundesparteitagen die peinlichen Klatschorgien für Frau Merkel inszeniert wurden. Bleibt noch der thüringische CDU-Bundestagsabgeordnete Tankred Schipanski. Auch der ist natürlich gegen eine mögliche Kandidatur von Hans Georg Maaßen, den sie in der WerteUnion übrigens „HGM“ nennen. Aber das nur am Rande.

Schipanski diktierte dem Redaktionsnetzwerk Deutschlands (RND) ins Mikrofon: „Ich frage mich, warum man die Suche nach geeigneten Kandidaten in Thüringen nicht intensiver führt.“ Lieber Herr Schipanski, das könnte daran liegen, weil es in der aktuellen Parteispitze der Thüringen-CDU vielleicht niemanden mehr gibt, den man als „geeignet“ für wichtige Positionen ansehen könnte.

Mit herzlichen Grüßen, und – ganz ehrlich – ich finde Thüringen großartig, unabhängig von Wahlergebnissen….

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.