von MICHEL STING
BERLIN – Sind Sie auch ein Disney-Fan wie ich? Egal ob als lustiges Taschenbuch oder als Film-Klassiker, ich war immer schon ein großer Fan. Wer kennt Sie nicht. Dumbo, der fliegende Elefant. Aristocats. Peter Pan. Das Dschungelbuch. Arielle, die Meerjungfrau. Über Generationen hinweg haben diese Spielfilme Familien begleitet. Dabei ging es nicht nur um reine Unterhaltung, sondern diese Filme vermitteln auch Werte, die in der heutigen Zeit wichtig wären.
Im Dschungelbuch gibt es wohl keine größere Darstellung davon, was Freundschaft bedeutet. Zum Beispiel in dem Moment, als Balu, der Bär, sich trotz aller Gefahren in den Kampf stürzt, um seinen Freund Mogli vor dem Tiger Shir Khan zu retten und dabei fast ums Leben kommt. Oder denken Sie an Aristocats. Als der langjährige und treue Butler Edgar die Chance sieht, ein reiches Erbe zu erhalten, wirft er alle seine Werte und Anstand über Bord und lässt die als Erben eingesetzten Katzen verschwinden, um selbst in den Genuss des Erbes zu kommen.
Eine bessere Lektion, wie Geld den Charakter ruinieren kann, gibt es wohl kaum
Und nicht zu vergessen Dumbo. Alle beklagen sich über das zunehmende Mobbing an Schulen. Genauso erging es dem Elefanten Dumbo, der aufgrund seiner kleinen Statur aber seiner gigantischen Ohren von allen im Zirkus gehänselt wurde, bis er schließlich mithilfe der schwarzen Raben und der magischen Feder fliegen konnte. Und wie sich am Ende herausstellt, liegt es nicht an der Feder, sondern die Magie steckte in ihm und so konnte er es allen Anderen zeigen.
Ich gebe zu, dass der Schöpfer Walt Disney als Antisemit bezeichnet werden kann. Was allerdings leider für den Geist der Zeit sprach. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Werte in diesen Filmen richtig sind. Von der guten Unterhaltung ganz zu schweigen.
Und heute? Heute ist bei jedem Disneyfilm der Begriff „Rassismus“ schon vorprogrammiert
Die Streaming Plattform Disney Plus hat 2021 die Zeichentrick-Filme „Peter Pan“, „Dumbo“ und „Aristocats“ für die Kinderprofile gesperrt. Sie sind nur noch auf Erwachsenen-Profilen abrufbar. Dort sind sie mit einer Warnung versehen, die die Zuschauer vor dem Film angezeigt bekommen. Darin heißt es: „Dieses Programm enthält negative Darstellungen und/oder eine nicht korrekte Behandlung von Menschen oder Kulturen. Diese Stereotype waren damals falsch und sind es noch heute.“
Das gilt nebenbei bemerkt auch für die ganzen Asterix-Filme.
Der Regisseur Lowery sagte schon 2018, als er das Drehbuch zu seinem neuen Film schrieb, in einem Interview: „Das Peter Pan -Original ist offensichtlich schrecklich rassistisch, das alles schmeiße ich natürlich raus.“ Ist klar.
Was mich jedoch am meisten ärgert ist, dass es offenbar in Mode gekommen ist, weiße Menschen oder Charaktere durch schwärze Menschen oder schwarze Charaktere zu ersetzen.
Das war vor einigen Monaten bei Arielle der Meerjungfrau so, jetzt trifft es Tinkerbell aus Peter Pan. Ob jemand im Alltag weiß, schwarz, muslimisch oder asiatisch ist mir persönlich egal. Aber hier geht es um mangelnden Respekt gegenüber dem Schöpfer. Diese Figuren sind nach einer klaren Vorstellung des Autors entsprungen. Stellen Sie sich mal den Aufschrei vor, wenn plötzlich die Hauptfigur von Michael Endes „Jim Knopf“ plötzlich ein weißer Junge wäre. Oder Nelson Mandela, Malcom X oder Martin Luther King von einem weißen Mann gespielt würden. Das muss ich nicht weiter erläutern, warum da etwas schieflaufen würde, oder?
Aus meiner Sicht handelt es sich dabei um ein weiteres Fortschreiten der Zensur und Cancel-Culture, wie es bereits in Büchern wie Pippi Langstrumpf, der kleinen Hexe oder dem Räuber Hotzenplotz der Fall ist. Und eine Zerstörung der eigenen Kultur. Entweder akzeptiert man die geschriebene Version so (meinetwegen mit einer Anmerkung bei zur heutigen nicht mehr zeitgemäßen Worten), aber der Text bleibt wie er ist. Und wer sich daran stört. Der muss es ja nicht lesen oder anschauen.
Bildquelle:
- Disney-Figuren: disney.com