BUNDESLIGA Bayern dreht Spiel in Leipzig mit zwei Toren in der Nachspielzeit

Der FC Bayern feiert einen Last-Minute-Sieg bei RB Leipzig. Foto: Hendrik Schmidt

Leipzig – Nach dem irren Torfestival mit jubelnden Last-Minute-Münchnern durften sich auch die Leipziger wie Sieger feiern lassen.

Mit 4:5 (2:1) musste sich RB dem deutschen Meister in einem denkwürdigen Duell der beiden besten Mannschaften Deutschlands geschlagen geben. In der fünfminütigen Nachspielzeit verwandelten die Bayern dabei einen 3:4-Rückstand noch in einen Sieg.

«Es ist ein verrücktes Ergebnis rausgekommen. Leipzig war in dieser Saison ein großartiger Gegner», attestierte Münchens Coach Carlo Ancelotti dem Bundeslig-Neuling, der nach dem Champions-League-Einzug vor einer Woche auch einen Spieltag vor Schluss trotz der Niederlage den zweiten Rang sicher hat. «Wir sind Zweiter in dieser Saison, das ist Wahnsinn», sagte RB-Coach Ralph Hasenhüttl.

Für ihn, für Ancelotti, für alle Spieler und die Zuschauer in der ausverkauften Red Bull Arena war es ein Fußball-Spiel, das in Erinnerung bleiben dürfte. Nach den Sticheleien von Bayern-Präsident Uli Hoeneß mit dem Rat zur Aufgabe der Leipziger Einkaufsstrategie mit jungen Spielern, schien der Aufsteiger den Rekordmeister regelrecht abstrafen zu wollen. Nach nur 65 Sekunden stand es 1:0 durch Marcel Sabitzer – Leipzigs schnellstes Bundesliga-Tor. Timo Werner (29./Elfmeter; 65.) und Yussuf Poulsen (47.) gelangen die weiteren RB-Treffer. Vier Gegentore hatten die Bayern zuletzt beim Champions-League-Aus im Viertelfinale gegen Real Madrid kassiert.

Die Gäste schlugen aber zurück. Zwischenzeitig hatte Robert Lewandowski (17.) mit einem diskussionswürdigen Elfmeter für den Ausgleich gesorgt. Thiago (60.), erneut Lewandowski (84.) sowie David Alaba (90.) und Arjen Robben (90.+3) machten dann den Sieg perfekt. «Wir haben es noch mal geschafft, wir wollten unbedingt das Ding noch biegen. Einfach ’ne kleine Party, ein bisschen Genugtuung dabei, aber natürlich auch ein bisschen Ärger über uns selbst», meinte Bayerns Thomas Müller.

Den Leipzigern erging es genau umgekehrt. «Wir führen 4:2 in der 83. Minute, wir haben bis dahin ein fantastisches Spiel gemacht», sagte Marvin Compper. «Das ist extrem enttäuschend. Im Moment bin ich einfach leer», betonte der Abwehrspieler.

Zunächst sichtlich niedergeschlagen malten die Leipziger Spieler ein großes «Danke» für ihre Fans auf den Rasen. Den Bayern war hingegen anzumerken, dass sie die drohende Niederlage bei dem Neuling unbedingt verhindern wollten. «Es hätte uns schon weh getan, wenn wir hier 3:1 verloren hätten», gab Müller zu.

Den perplexen Münchnern half zunächst aber nur ein zweifelhafter Elfmeter, um mit den wie im Rausch anrennenden Leipzigern irgendwie mitzuhalten. Einen Lupfer von Philipp Lahm von der rechten Seite stoppte Bernardo mit dem rechten Oberkörper, dabei ging sein Arm raus – Schiedsrichter Tobias Stieler zeigte nach den wütenden Bayern-Protesten auf den Punkt: 1:1 durch Lewandowski. Das beeindruckte die Leipziger, die im Hinspiel vor Weihnachten beim 0:3 noch eine Lehrstunde erteilt bekommen hatten, aber überhaupt nicht.

Die Gastgeber brillierten weiter mit ihrer besten Saisonleistung. «Was wir hier 75 Minuten gespielt haben, war mehr als beeindruckend», meinte Hasenhüttl, dessen Team sich weitere hochkarätige Chancen herausspielte. Man habe keine Punkte gewonnen, aber viel, viel mehr: Herzen und Sympathien, befand Hasenhüttl, dessen oberster Boss, Red-Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz, auf der Tribüne ebenfalls Augenzeuge des Spektakels wurde.

Das größte Kompliment kam aber vermutlich von Hasenhüttls Kollegen Ancelotti. Der erfahrene und hochdekorierte Italiener meinte mit Blick auf die Zukunft der jungen RB-Mannschaft: «Für sie ist es nur der Beginn einer fantastischen Periode.»

Bildquelle:

  • RB Leipzig – FC Bayern München: dpa

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