BRASILIA – Nach dem Sturm radikaler Anhänger auf das Regierungsviertel in der brasilianischen Hauptstadt Brasília peilt Ex-Präsident Jair Bolsonaro eine vorzeitige Rückkehr aus den USA in sein Heimatland an. «Ich bin gekommen, um bis Ende des Monats zu bleiben, aber ich habe vor, meine Rückkehr vorzuziehen», sagte Bolsonaro «CNN Brasil» nach seiner Entlassung aus einem US-Krankenhaus gestern (Ortszeit).
In Brasilien könnte ein Untersuchungsausschuss zu der Aktion seiner Anhänger eingerichtet werden, wie aus einer Mitteilung des brasilianischen Senats hervorging.
Bolsonaro war Anfang der Woche wegen starker Bauchschmerzen in ein US-Krankenhaus eingeliefert worden. Zwei Tage vor dem Ende seiner Amtszeit an Neujahr war Bolsonaro mit seiner Familie in die USA geflogen, wo er sich seither im Bundesstaat Florida aufhielt. Das US-Außenministerium wollte den Aufenthaltsstatus von Bolsonaro in den USA nicht kommentieren. Einen Auslieferungsantrag gegen den früheren Staatschef hatte die US-Regierung nach eigenen Angaben jedoch nicht erhalten.
Am Sonntag hatten Bolsonaro-Anhänger den Kongress, den Regierungssitz und den Obersten Gerichtshof in Brasília gestürmt und erhebliche Schäden verursacht. Bolsonaros Nachfolger Luiz Inácio Lula da Silva warf Bolsonaro vor, seine Anhänger aufgestachelt zu haben. Der Ex-Präsident wies die Anschuldigungen zurück.
Die Szenen in Brasília erinnerten an die Ausschreitungen am Sitz des US-Kongresses in Washington am 6. Januar 2021. Damals hatten Anhänger des noch amtierenden US-Präsidenten Donald Trump das Kapitol gestürmt, in dem die Wahlniederlage des Republikaners gegen Joe Biden offiziell beglaubigt werden sollte.
Mehr als 700 Menschen in Gewahrsam
Nach dem Sturm sind noch immer über 700 Verdächtige in Gewahrsam. Die Strafvollzugsverwaltung des Hauptstadtdistrikts veröffentlichte die Namen von 763 Häftlingen. Sie waren sowohl direkt nach den Angriffen auf den Kongress, den Regierungssitz und den Obersten Gerichtshof als auch bei der Auflösung eines Zeltlagers von Bolsonaro-Anhängern vor dem Hauptquartier der Streitkräfte in Brasília festgesetzt worden.
Ob es sich bei der nun veröffentlichten Liste um alle Verdächtigen handelt, die sich weiterhin in Gewahrsam befinden, war zunächst unklar. Insgesamt hatte die Polizei mindestens 1500 Menschen festgenommen. Mehrere Hundert direkt bei den Krawallen Festgenommene wurden in verschiedene Gefängnisse gebracht, rund 1200 Bolsonaro-Unterstützer aus dem Protestcamp zur Akademie der Bundespolizei, um ihre Personalien festzustellen. Danach wurden zahlreiche Menschen wie Mütter von kleinen Kindern und ältere Personen aber wieder auf freien Fuß gesetzt.
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- Jair Bolsonaro: dpa