Besser als die Bayern? Leverkusen endgültig Geheimfavorit

Leverkusens Granit Xhaka (M) und Jonathan Tah klatschen sich nach der Partie ab. Links Leipzigs Benjamin Henrichs. Foto: Marius Becker/dpa - WICHTIGER HINWEIS: Gemäß den Vorgaben der DFL Deutsche Fußball Liga bzw. des DFB Deutscher Fußball-Bund ist es untersagt, in dem Stadion und/oder vom Spiel angefertigte Fotoaufnahmen in Form von Sequenzbildern und/oder videoähnlichen Fotostrecken zu verwerten bzw. verwerten zu lassen.

von HOLGER SCHMIDT

LEVERKUSEN – Yussuf Poulsen war schwer beeindruckt. Vor einer Woche hatte RB Leipzig im Supercup den FC Bayern mit 3:0 entzaubert. Nun bekam sein eigentlich nicht enttäuschendes Team beim 2:3 zum Bundesliga-Auftakt von Bayer Leverkusen selbst die Grenzen aufgezeigt. Was anders war als in der Vorwoche gegen die Bayern, wurde Poulsen als Erstes gefragt. Und er antwortete ohne Zögern: «Es war ein anderer Gegner!»

Ist Bayer also schon besser als die Bayern? Quervergleiche verbieten sich, auch wenn nur eine Woche zwischen den Spielen liegt. Doch die Werkself hatten nach dem guten zweiten Halbjahr der Vorsaison unter Trainer Xabi Alonso und dem starken Transfer-Sommer ohnehin schon viele als Geheimfavorit auf dem Zettel. Und seit der beeindruckenden Leistung am Samstag gegen den Pokalsieger und Vorjahres-Dritten werden es noch mehr werden.

Das Wort «Meisterschaft» nimmt in Leverkusen noch niemand in den Mund. Doch besonders tief stapeln sie bei Bayer auch nicht. «Es war im Vorhinein klar: Wer dieses Spiel gewinnt – und das waren nun eben wir – setzt ein Statement. Und das ist es nun auch meiner Meinung nach», sagte der aus Mönchengladbach gekommene Nationalspieler Jonas Hofmann. Eine Aussage, die sein Trainer Alonso übrigens mit einem Lächeln einkassierte. «Das war ein Statement für nächsten Samstag», sagte er: «Wir schauen nämlich nur von Spiel zu Spiel.»

Bayers Alonso: «Natürlich haben wir Ambitionen»

Doch auch der frühere Welt- und Europameister als Spieler kündigte an, in zwei Wochen schon mal ein kleines Zwischenfazit ziehen zu wollen. «Die drei Spiele bis zur ersten Länderspiel-Pause sind sehr wichtig», sagte er: «Wenn wir gut anfangen, haben wir vielleicht auch gute Chancen auf ein gutes Ende.» Bis dahin spielt Bayer noch in Mönchengladbach und gegen Aufsteiger Darmstadt, direkt nach der Pause geht es dann am Freitag zu den Bayern. «Natürlich haben wir Ambitionen», sagte Alonso und wiederholte: «Aber wir dürfen nicht dumm sein.» Will heißen: Sich von den vielen Lobeshymnen nicht einlullen lassen.

Doch wie die neuformierte Bayer-Mannschaft mit den vielen Vorschuss-Lorbeeren über die Sommerpause zum Auftakt gegen Leipzig umging, war tatsächlich ein Statement. Und zwar ein bewusstes. «Wir wollten ein Zeichen setzen, dass alle Mannschaften, die zu uns kommen, auf nix hoffen dürfen», sagte der neue Mittelfeld-Chef Granit Xhaka, der nach sieben Jahren beim FC Arsenal in die Bundesliga zurückkehrte.

Überhaupt hatten die Neuzugänge einen starken Einfluss. Club-Chef Fernando Carro hatte im Vorfeld berichtet, dass die fünf bis Samstag geholten Spieler «immer unsere Top-Eins-Kandidaten» gewesen seien: «Das ist nicht so häufig der Fall, dass das gelingt.» Gegen Leipzig spielten alle, vier standen in der Startelf. «Wir haben einen klaren Einfluss gesehen», sagte Alonso: «Die Stabilität, die Qualität, das Verhalten im Ballbesitz waren etwas besser. Und für mich ist es einfacher, wenn ich bessere Spieler habe.» Die Leverkusen spätestens seit Samstag zu einem echten Geheimfavoriten machen.

Bildquelle:

  • Bundesliga-Start: dpa

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.