Bescheiden, menschlich und authentisch: Ein Nachruf auf meinen Freund Dr. Bernhard Worms, Sts. a. D.

Eines der letzten Fotos von Bernhard Worms.

von Dr. STEFAN GEHROLD

KÖLN – Bekannt wurde Bernhard Worms durch seine politische Karriere und sein unermüdliches Engagement für das Gemeinwohl. 1930 in Stommeln (heute Stadt Pulheim bei Köln) geboren, nach einer Lehre als Kaufmann studierte er Wirtschaftswissenschaften in Köln und promovierte 1959. Er wurde Beamter bei der Bundespost und später Oberpostrat.

Bernhard Worms wurde bereits mit 19 Mitglied der CDU und sollte dies bis zum Ende seines Lebens bleiben, also 75 Jahre lang. Von 1965 bis 1970 war er Regierungsrat in der nordrhein-westfälischen Staatskanzlei und ab 1970 für 20 Jahre Mitglied des Landtags.

1985 kandidierte Bernhard Worms für das Amt des Ministerpräsidenten in Nordrhein-Westfalen gegen den amtierenden Ministerpräsidenten Johannes Rau. Die CDU verlor die Wahl. Mein Freund Bernhard kam spät abends enttäuscht aus der Parteizentrale nach Hause in den Stommeler Busch, wie er mir an einem langen Winterabend in einem Restaurant in Hangelar erzählte. Dort erwarteten ihn Familie und Freunde und legten mit rheinischem Sinn für Situationskomik eine Platte der Bläck Fööss auf:

Do biste fies op et Föttche jefalle
Doch dat schad der nix!
Du wolltst et ja ned jläuwe!
Jetzt han se dich erwischt!

Wir lachten herzlich über die Anekdote in Hangelar. Bernhard Worms hatte die Gabe, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen.

1990 nahm ihn der damalige Minister Norbert Blüm als Staatssekretär ins Bundesarbeitsministerium auf, wo Bernhard Worms bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1995 wirken sollte.

Er war Mitgestalter und Kind der Bonner Republik. Eine Republik, die sich in ihrer Wärme wohltuend abhob von der jetzigen, in der Show wichtiger sind als Inhalte, in der der demokratische Konsens aufgekündigt wurde. Bernhard war der letzte wohl noch lebende Mitgestalter der Bonner Republik. Das insbesondere auch deshalb, weil er als Rheinländer den politischen Diskurs der Nachkriegsjahrzehnte entscheidend mitprägte. Er stand für eine sachliche und mit Anstand geführte Debatte.

Unermüdliches Engagement für das Gemeinwohl

Bernhard Worms war an den Menschen gelegen. Der Inbegriff eines Altruisten. Mir erzählte mal ein Fraktionskollege aus Nordrhein-Westfalen, niemand in Deutschland hätte so viele Mitgliedschaften, so viele Ehrenämter. Er war in mindestens 34 Vereinen Mitglied und in unzähligen Vorständen. Vergütungen erhielt Bernhard Worms dafür nicht. Er diente. Um der Sache willen. Bescheiden. So, wie er lebte: in einem unscheinbaren und unprätentiösen Haus in seiner Heimat Stommelen.

Ich durfte ihn in unserer gemeinsamen Zeit als Mitglied im EVP-Vorstand kennenlernen. Er gründete damals die Stiftung Jugend und Senioren für Europa und bat mich, Mitglied des Verwaltungsrats zu werden. Bernhard Worms mit seiner Intelligenz, seiner Erfahrung und seiner Menschenkenntnis war mir stets ein wichtiger Ratgeber.

Bernhard war begeisterter Fußballfan und bis zum Tod Mitglied seines 1. FC Köln. Ab 1991 war er Vizepräsident des Vereins. Häufiger lud er mich auf die Ehrentribüne des Vereins zum Heimspiel ein. Da saß ich dann neben Helden meiner Jugend wie Toni Schumacher, Bernd Cullmann oder auch Christoph Daum und Erich Rutemöller, die er mir vorstellte. Alle begegneten meinem Freund Bernhard mit Hochachtung.

Dass die schönste Nebensache der Welt mittlerweile auch Showcharakter hatte, gab er offen zu: „Fußball ist mittlerweile auch so ein halbseidenes Geschäft geworden“. Und dennoch: Nach meiner Kenntnis gibt es keinen Enkel, der nicht innerhalb von 12 Stunden nach seiner Geburt bereits Mitglied des FC war.

Die Zahl seiner Ehrungen ist kaum noch zu übersehen: Verdienstkreuz am Bande, Verdienstkreuz 1. Klasse, Ehrenbürger, Verdienstorden NRW’s, etc. Jede dieser Ehrungen ist mehrfach verdient.

Bernhard Worms, der Familienmensch und Freund

Bernhard war ein herzlicher und gottesfürchtiger Mensch, für den Familie und Freundschaften Vorrang hatten. Mit seiner Frau Hildegard, die beiden haben 3 Kinder und eine stattliche Anzahl von Enkeln, war er seit 1961 verheiratet. Ihren 60. Hochzeittag feierten die beiden am 23. September 2021 in der katholischen Bildungseinrichtung Campus Müngersdorf in Köln. Bernhard saß – natürlich ehrenamtlich – im Kuratorium der Einrichtung. Nach der Heiligen Messe fand im kleinen Kreis ein Abendessen statt. Bernhard hielt eine Rede in geschliffenem Deutsch. Die Rhetorik erinnerte mich an Literatur von Thomas Mann und daran, dass Deutsch mal eine wirklich schöne Sprache war. Es war eine Rede, wie nur er sie halten konnte; erfüllt von Dankbarkeit und Demut.

Bernhards letzte Nachricht erhielt ich am 7. Dezember, 2 Wochen vor seinem Tod am 21. Dezember 2024+. Sie endete:

Eine sehr besinnliche Adventzeit, Gottes Segen für einen jeden Deiner Lieben und denke daran, Du hast und behältst hier in Pulheim einen Freund für immer!
Stets Dein Dir dankbar ergebener Mitstreiter
B e r n h a r d

Bildquelle:

  • Bernhard_Worm_CDU: gold kraemer stiftung

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