Bahn kündigt Generalsanierung wichtiger Strecken ab 2024 an

ARCHIV - Die Bahn will wichtige Streckenabschnitte erneuern. Foto: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa

BERLIN – Die Deutsche Bahn hat eine «Generalsanierung» wichtiger Streckenabschnitte angekündigt. Ziel sei der Aufbau eines «Hochleistungsnetzes», sagte Vorstandschef Richard Lutz am Montag.

Bahnkunden müssen sich deshalb auf längere Sperrungen für Baustellen und Umleitungen einstellen. Hintergrund ist das Ziel, den Bahnverkehr deutlich auszubauen, dabei aber den Sanierungsstau im Netz zu bekämpfen. «Wir müssen dieses Thema grundsätzlicher und radikaler angehen», sagte Lutz. «Lieber eine große statt vieler kleiner Sperrungen.»

Pünktlichkeitsziel wird nicht erreicht

In hoch belasteten Bahn-Korridoren sollten deshalb ab 2024 Bauvorhaben gebündelt abgearbeitet werden. Konkrete Vorhaben nannte Lutz noch nicht. Eckpunkte sollen nach seinen Worten möglichst vor der Sommerpause vorgelegt werden. «Wir stehen vor einer Zäsur», sagte Lutz. «Wir müssen aus der überlasteten Infrastruktur ein Hochleistungsnetz machen.»

Ihr Pünktlichkeitsziel wird die Bahn dem Konzernchef zufolge auch 2022 nicht erreichen. Bislang seien in diesem Jahr knapp über 70 Prozent der Fernzüge pünktlich gewesen. Man müsse kein Prophet sein, um zu sehen, dass die angestrebten 80 Prozent im Gesamtjahr nicht erreicht werden. Die Bahn werde «signifikant» darunter liegen, sagte Lutz. «Das ist nicht schön, das ist alles andere als erfreulich.» Nach Bahn-Definition gelten Züge als pünktlich, die weniger als sechs Minuten nach Fahrplan ankommen. Im vergangenen Jahr waren 75 Prozent der ICE, Intercity und Eurocity pünktlich gewesen.

Gewerkschaft erwartet «Tal der Tränen» für Bahnkunden

Die «Generalsanierung» wird aus Gewerkschaftssicht den Fahrgästen viel Geduld abverlangen. «Die Bahnverkehrsunternehmen und die Kunden werden durch ein Tal der Tränen gehen», sagte der Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft, Klaus-Dieter Hommel, am Montag, der Deutschen Presse-Agentur. «Es wird Jahre dauern, bis es besser wird. Aber die Kunden werden das honorieren, weil die Situation auf der Straße auch nicht besser wird und sie umweltbewusst sind», bemerkte Hommel, der auch Vizechef des Bahn-Aufsichtsrats ist.

Hommel nannte die Ankündigung richtig und notwendig. Er fügte hinzu: «Die Überalterung und Kapazitätsprobleme sind selbst verursacht. Man hat die Instandhaltung sträflich vernachlässigt.» Das betreffe nicht nur Nebenstrecken, sondern das 3500 Kilometer lange Kernnetz, das die Hauptlast des Bahnverkehrs trägt. «Das Kernnetz ist ein Sanierungsfall», sagte Hommel. Ziele wie die Verdoppelung der Fahrgastzahl und der einheitliche Fahrplantakt für Deutschland seien damit unrealistisch.

Bahnchef Lutz nannte am Montag eine neue Zahl zu den 9-Euro-Tickets für den Nahverkehr. Alleine die Bahn habe davon bislang 2,7 Millionen Stück verkauft. «Das zeigt jedenfalls, dass das 9-Euro-Ticket kein Ladenhüter ist, sondern ein wirklicher Renner.» Mit dem Fahrschein können Fahrgäste im Juni, Juli und August jeweils einen Monat lang bundesweit den Nahverkehr nutzen. Mit der Aktion sollen Pendler angesichts hoher Energiepreise entlastet werden und neue Kunden für Busse und Bahnen gewonnen werden. Die Aktionsfahrscheine sind bei allen Nahverkehrsunternehmen erhältlich.

Bildquelle:

  • Bahn: dpa

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