BIELEFELD – Frank Kramer hatte keine Lust auf Rechenaufgaben: Nach dem für Arminia Bielefeld im Abstiegskampf so wichtigen 1:0(0:0)-Erfolg gegen den SC Freiburg wollte der Coach der Ostwestfalen nicht sagen, ob es drei Pflichtpunkte für die Mission Klassenerhalt waren.
«Wir planen mal gar nichts ein. Wir planen, unsere Leistung so zu optimieren, dass wir eine Chance haben, Punkte einzufahren», sagte Kramer. «Unseren Fokus dürfen wir nie verlieren.»
Durch den Heimsieg im Freitagspiel der Fußball-Bundesliga verließ Bielefeld in der Tabelle Abstiegsrang 17 und kletterte zumindest vorerst auf Position 14. Wenn die Ostwestfalen nach dem 34. Spieltag dort stünden, wäre der Jubel in Bielefeld (jetzt 26 Punkte) groß. Nach den Partien von Hertha BSC (25) gegen Borussia Mönchengladbach am Samstag und dem Abstiegskampf-Showdown zwischen dem 1. FC Köln (23) und dem FSV Mainz 05 (25) am Sonntag könnte der Aufsteiger aber auch schon wieder auf dem Relegationsrang stehen.
Deshalb gab der gegen Freiburg kaum geforderte Keeper Stefan Ortega eine Marschroute für sein Team aus. «Demütig bleiben, gut erholen, vernünftig arbeiten.» Denn der Sieg gegen Freiburg, «bringt uns am Ende nichts, wenn wir nicht vor der Englischen Woche nachlegen», so Ortega. Am kommenden Wochenende spielt Bielefeld in Augsburg, danach folgt am Dienstag das Duell mit dem abgeschlagenen Liga-Schlusslicht FC Schalke 04. «Es wäre schön, wenn wir es zum Ende der Saison auch mal schaffen, zwei Siege am Stück zu holen», sagte Ortega bei DAZN.
Bei noch sechs Partien in dieser Saison und einem vergleichsweise einfachen Restprogramm kann die Arminia nun mit Selbstvertrauen und Zuversicht in den Endspurt gehen. Am Freitagabend waren die Gastgeber vor allem in der zweiten Halbzeit die bessere Mannschaft und bestätigten mit dem engagierten Auftritt die stabilen Leistungen der vergangenen Wochen. Gleichwohl hatte Bielefeld beim Tor des Tages, das nach einer Ecke fiel, reichlich Glück: Freiburgs Baptiste Santamaría (68. Minute) lenkte den Schuss von Masaya Okugawa ins eigene Netz.
So gelang es der bemühten, aber harmlosen Offensive der Ostwestfalen, nach vier Heimpartien ohne Treffer wieder ein Tor zu verzeichnen. Mit jetzt 22 Treffern in 28 Spielen bleibt Bielefeld die Bundesliga-Mannschaft mit den zweitwenigsten Toren – nur Schalke (17) traf noch seltener.
Die Durchschlagskraft bleibe «permanent ein Ansatz», an dem gearbeitet werden müsse, gab Kramer zu und ergänzte: «Dieses Quäntchen Glück, das benötigst du einfach immer, um Spiele zu gewinnen. Wir haben dafür hart gearbeitet.»
Für den 48-Jährigen war es der erste Heimsieg als Trainer in der Bundesliga. Zuvor hatte es mit Bielefeld, Fürth und Hoffenheim in acht Spielen nicht geklappt.
Der von vielen Bielefeld-Fans kritisierte Trainerwechsel Anfang März scheint sich indes zu bewähren. Unter Kramer, der auf den beliebten Aufstiegscoach Uwe Neuhaus folgte, hat die Arminia in sechs Spielen nun acht Punkte geholt. Durch frühes und stets intensives Anlaufen wirkt die Defensive sehr robust. Gegen Freiburg beobachtete der Coach bei seinem Team zudem eine «bessere Balance» bei Ballbesitz.
Im Mittelpunkt stehe aber weiter die harte Arbeit, unterstrich Kramer. Für das Spiel gegen Augsburg brauche es wieder «diese Kompaktheit, diese Intensität, diese Entschlossenheit und diese Konsequenz.»
Bildquelle:
- Frank Kramer: dpa