Als Christ in der Osternacht vor dem Bildschirm hocken ist eine gruselige Vorstellung

von PETER WINNEMÖLLER

Die Osternacht vor dem Bildschirm ist eigentlich eine eher gruselige Vorstellung für Christen. Ostern, die Feier der Auferstehung in der Nacht zum Sonntag, das markiert den Wendepunkt in der Erdgeschichte. Wie die Osterkerze in die dunkle Kirche getragen wird und das Licht sich hier symbolisch ausbreitet, hat mit der Auferstehung Christi das Licht das Dunkel ein für alle mal besiegt. Die Lesungen, das Gloria, das Osterhalleluja, alles das kann man am Bildschirm nicht feiern. Das ist leiblich – sinnlich. Medial geht das nicht!

Weniger gruselig ist natürlich, nach der Osternacht in der Pfarrei noch einmal in Rom vorbei zu sehen, wie der Papst die Osternacht feiert. Das ist sozusagen ein österlicher Bonus. Die Vorstellung, dem eigenen Pfarrer in der leeren Kirche die Osternacht „feiern“ zu sehen, ist dagegen eher grausig. Man kann nur davon abraten.

Auch der liturgische Sonntag am frühen Morgen, der ja Ostern auch eine Rolle spielt, weil da die ersten Erscheinungen des Herrn betrachtet werden und der Emmausgang am Montag fallen dem Virus nicht nur liturgisch zum Opfer. Ein Spaziergang als Emmausgang fällt ebenfalls aus.

Es gilt Ostern neu zu erfinden, so sagen manche. Das ist das Problem. Ein kirchliches Fest ist keine Konstruktion, die man jederzeit neu gestalten könnte. Da bleibt sehr vieles, das einfach nicht stattfindet und nicht ersetzt werden kann. Es sind an dieser Stelle die jeweils verantwortlichen Bischöfe, die sich die Verantwortung dafür ans Bein binden müssen. Auch in Zeiten des notwendigen Seuchenschutzes hätte es Möglichkeiten gegeben, anders zu handeln. Das Bistum Münster hat sogar die Spendung der Osterkommunion außerhalb der Messen verboten.

Es macht keinen Sinn, vergossenem Wein hinterher zu jammern. Oster findet in diesem Jahr im Kalender, in verschlossenen Kirchen und in den Herzen der gläubigen Menschen statt. Das Kirchenrecht sagt ganz klar, das Menschen, die sich nicht zur sonn- und feiertäglichen liturgischen Feier versammeln können, sich Zuhause besinnen sollen.

Da wäre an Ostern die Lektüre des Osterevangeliums. Da sind religiöse Bräuche. An einigen Orten wird Osterwasser verteilt. Wer musikalisch ist, kann Osterlieder singen. Man kann im Kreise der Familie eine kleine Osterandacht gestalten oder das Stundengebet der Kirche vom Fest beten. Es gibt viele Möglichkeiten, die der gläubige Christ nutzen kann, um dem höchsten Fest der Christen auch in Zeiten des Mangels einen schönen, festlichen und würdigen Rahmen zu geben.

Eines jedoch sollte man nicht tun. Man sollte um jeden Preis vermeiden, den Mangel, dass es den Gläubigen verwehrt ist, als etwas anderes als einen Mangel zu begreifen. Es liegen darin weder Chancen noch Perspektiven. In dem Verbot an der Liturgie der Kar- und Ostertage, teilzunehmen, liegt ein schweres Vergehen gegen die Gläubigen. Es wird erst später zu beurteilen sein, ob diese harte Maßnahme so gerechtfertigt war oder nicht. Vielleicht werden wir nie zu einer sachgerechten Beurteilung kommen können und müssen mit der Unsicherheit leben, ob die Hirten der Kirche die Gläubigen hier leichtfertig im Stich gelassen haben.

Es bleibt dabei, Ostern wird stattfinden. Der Herr wird auferstehen und wir Christen glauben, dass wir mit ihm auferstehen dürfen. Es ist kein Fehler, in diesem Jahr den Mangel als Mangel zu empfinden, um neu und tiefer zu verstehen, was uns Ostern bedeuten sollte. Ostern in Coronazeiten ist ein Ostern mit verhaltenem Halleluja. Aber es wird ein Halleluja geben.

Bildquelle:

  • Osternacht: pixabay

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