#allesdichtmachen: Schauspieler verteidigen ihre Satireaktion

ARCHIV - Schauspieler Volker Bruch war bei #allesdichtmachen mit dabei. Foto: Christian Charisius/dpa

BERLIN – Eine kleine Gruppe von Schauspielern um «Babylon Berlin»-Star Volker Bruch hat sich zur gemeinsamen Videoaktion #allesdichtmachen geäußert.

«Unser Ziel war, die Kritik an den Maßnahmen aus dieser als extremistisch gebrandmarkten Ecke zu holen», sagte Bruch in einem Interview, das er mit den Schauspielerinnen Miriam Stein, Nina Gummich und Karoline Teska der «Welt am Sonntag» gab. «Kritik ist ja nicht nur für uns Künstler wahnsinnig wichtig, sondern auch für die Politik. Sie ist eine Form der Rückmeldung, die es ermöglicht, nachzujustieren», fügte er hinzu.

Es gebe Leute, die sich jetzt trauten, etwas zu sagen, weil sie das getan hätten, sagte Bruch. «Aber zugleich versucht man, uns zu kriminalisieren und in eine undemokratische Ecke zu schieben.» Der 41-Jährige gehört zu den bekanntesten Fernsehschauspielern in Deutschland. In der Serie «Babylon Berlin» spielt er Kommissar Gereon Rath, derzeit entsteht die neue Staffel.

Bei der Aktion #allesdichtmachen hatten vor gut zwei Wochen rund 50 Schauspielerinnen und Schauspieler – darunter Bruch, Stein, Gummich und Teska – mit ironisch-satirischen Videos die Coronapolitik in Deutschland kommentiert. Die Videos waren unterschiedlich. Nach heftiger Kritik und teils Zustimmung auch aus dem rechten Lager distanzierten sich mehrere der Teilnehmer von ihren Beiträgen.

Bruch hatte die Regierung in seinem Clip in ironischem Ton aufgefordert, den Menschen mehr Angst zu machen: «Die Menschen im Land brauchen diese Angst jetzt.» In der Vergangenheit hatte er sich etwa für geflüchtete Menschen auf der Insel Lesbos eingesetzt. Auf Instagram kritisierte er zuletzt, ihm mache Angst, dass gerade eine Generation aufwachse, die Nähe nicht mehr kennenlerne.

Auf die Frage, wie die Gruppe zusammengekommen sei, antwortete Stein in dem Interview der «Welt am Sonntag»: «Seit Oktober letzten Jahres hat sich eine lose Gruppe von Schauspielern und Schauspielerinnen online getroffen, die sich Sorgen machen und fragwürdig finden, was gesellschaftlich und politisch passiert.» Es habe keine «Geldgeber» gegeben. Bruch sagte, es gebe keinen «Drahtzieher».

Auf die Internetaktion hatte es kontroverse Reaktionen gegeben. Die Notärztin und Bloggerin «Doc Caro» hatte die Beteiligten aufgefordert, für eine Schicht im Rettungsdienst oder auf einer Intensivstation mitzuarbeiten. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) sagte damals, sie hätte sich von den Beteiligten mehr Empathie für die Menschen gewünscht, die vom Coronavirus betroffen seien oder im Gesundheitssystem harte Arbeit leisteten.

Der Präsident der Deutschen Filmakademie, Ulrich Matthes, ärgerte sich nach eigenen Worten über die Videos. Mit der Behauptung, es gäbe keinen öffentlichen Diskurs über die Maßnahmen in der Pandemie, würden sie indirekt Schützenhilfe für die AfD und die Querdenkerszene leisten. Dieser Diskurs werde seit einem Jahr etwa in Medien oder dem Bundestag geführt. Gleichzeitig sagte Matthes, er fände es schrecklich, wie seine Kolleginnen und Kollegen nun bedroht würden.

Natürlich müsse man auch bei einer missglückten Aktion das Recht haben, sich zu äußern, sagte Matthes dem Sender Deutschlandfunk Kultur damals. Auch er sei für seine Kritik massiv angefeindet worden. Diese Schärfe gebe es, seit es das Internet gebe. Er rief die Menschen auf, gegenseitig abzurüsten und ins Gespräch zu kommen. Nach über einem Jahr Pandemie lägen die Nerven bei allen blank.

Bruch wurde in dem Interview am Sonntag mit den Worten zitiert, der Shitstorm mache etwas mit einem. «Unverständnis ist völlig okay, ich finde auch Kritik wunderbar. Aber diese Aggression ist etwas sehr Digitales. Ich bin in der physischen Begegnung nie so angegangen worden.»

Zu Berichten, er habe einen Mitgliedsantrag bei der Partei Die Basis gestellt, sagte Bruch: «Für mich sind hier die Inhalte ausschlaggebend.» Er müsse nicht mit allen Menschen in allen Punkten einer Meinung sein. «Aber wenn man sich gemeinsam auf unterstützenswerte Inhalte einigt, kann man sich auch gemeinsam dafür einsetzen.» Grundsätzlich halte er aber die Frage einer Parteizugehörigkeit für etwas sehr Persönliches. Zudem sagte Bruch: «Ich fühle mich von den regierenden Parteien momentan nicht repräsentiert.»

Die Partei Die Basis («Basisdemokratische Partei Deutschland») wurde nach eigenen Angaben im Sommer 2020 «als Reaktion auf die Corona-Krise und die darauf erfolgten Maßnahmen der Bundesregierung gegründet». Sie setzt nach einer Darstellung auf vier Säulen: Freiheit, Achtsamkeit, Machtbegrenzung und Schwarmintelligenz. Auf ihrer Internetseite werden beispielsweise «weitreichende Freiheitsbeschränkungen» beklagt.

Bildquelle:

  • Volker Bruch: dpa

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