Alba Berlin kämpft sich zum Basketball-Meistertitel – die Bayern niedergerungen

Alba Berlin hat sich in der Finalserie gegen Bayern München durchgesetzt und den zehnten Meistertitel der Vereinshistorie geholt. Foto: Tobias Hase/dpa

MÜNCHEN – Für Trainer Aito Garcia Reneses gab es ein Küsschen auf die Wange von Geschäftsführer Marco Baldi, dann konnte Alba Berlins große Auswärts-Party losgehen. Um 17.22 Uhr stemmte Kapitän Niels Giffey unter dem Konfettiregen den silbernen Meisterpokal der Basketball-Bundesliga in die Höhe.

«Verrückt», sagte Spielmacher Maodo Lô zum Coup der Hauptstädter ausgerechnet in der Halle und vor den Fans des Dauerrivalen FC Bayern München. Mit einem dramatischen 86:79 (38:30) feierten die Berliner am Sonntag ihren dritten Sieg in der Best-of-Five-Finalserie und machten den zehnten Titel perfekt.

Final-MVP Granger mit starken 29 Punkten

Im Finale der Erschöpften hatten die Gäste «etwas mehr Energie als wir», resümierte Bayern-Trainer Andrea Trinchieri. «Aber ich bereue nichts. Wir haben alles gegeben, was wir hatten – und sogar noch mehr.» Während Alba zur alleinigen Nummer zwei im Meisterranking aufstieg, verpassten die Münchner nach ihrer famosen Saison in der Euroleague und dem Pokalsieg das Happy End in der Meisterschaft.

Den von einigen Verletzungsausfällen deutlich geschwächten Bayern reichten 18 Punkte von Wade Baldwin nicht für den nötigen Heimsieg, der ein entscheidendes fünftes Duell am Dienstag in Berlin erzwungen hätte. Die Berliner machten dank ihrer etwas besseren Physis und angeführt von Topscorer Jayson Granger (29 Zähler) den Coup perfekt. Granger wurde zum Final-MVP gewählt. «Heute war mein Tag, aber alle haben einen großartigen Job gemacht», sagte der Amerikaner.

Von der Klasse und Qualität, die beide Teams haben, war im Finale wie erwartet nicht mehr viel zu sehen – dafür hat die Vielspielerei in dieser extremen XXL-Saison zu viel Kraft gekostet. «Wir hatten ein paar interne Probleme, Paul Zipser ist im letzten Moment ausgefallen, fast die halbe Mannschaft ist verletzt. Wir haben alles gegeben, aber es hat nicht gereicht und wir können stolz auf uns sein», sagte Münchens Nihad Djedovic. «Alba war in dieser Serie besser.»

Bayern zunächst ohne Kraft und Ideen

In ihrem bereits 90. Spiel waren vor allem den Bayern die immer dramatischer schwindenden Kräfte wie schon am Vortag beim 69:81 anzumerken. Vor wieder 1300 Zuschauern im Audi Dome inklusive den Vereinsbossen um Präsident Herbert Hainer und Patron Uli Hoeneß blieben die Gastgeber in den ersten fast fünf Minuten ohne Punkte. Im Angriff fehlten Ideen und die Kraft, die Lücke zu finden gegen die Defensive der personell etwas besser besetzten Berliner. Dass Center Leon Radosevic mit einem Dreier die ersten Bayern-Zähler verbuchte, war bezeichnend. Im ersten Viertel folgten nur sechs weiter.

In der ersten Pause schickten die Anhänger nach Aufforderung des Hallensprechers einen aufmunternden Applaus in Richtung Paul Zipser. Am Sonntag war bekanntgeworden, dass der Nationalspieler vier Tage zuvor wegen einer Gehirnblutung notoperiert werden musste. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur verlief der Eingriff bei einem Spezialisten erfolgreich. «Paul geht es den ganzen Umständen entsprechend gut, mehr möchten wir hierzu nicht äußern», sagte der Münchner Medienchef Andreas Burkert auf Anfrage und bat im Namen der Familie darum, in der nächsten Zeit die Privatsphäre zu respektieren.

Trinchieri im Zipser-Trikot

Der frühere NBA-Profi war in dieser Saison einer der Erfolgsgaranten bei den Bayern. Zum jetzigen Zeitpunkt ist noch völlig unklar, wann der 27-Jährige wieder ins Training zurückkehren kann. Die Mannschaft war dem Vernehmen nach über Zipsers Zustand informiert und sei «unglaublich» damit umgegangen, erzählte Trainer Trinchieri nach der Partie in einem Zipser-Trikot bei der Pressekonferenz. Auch die Reservespieler trugen während der Partie Leibchen mit der Nummer 16.

Ohne den Flügelspieler tat sich Bayern die ganze Finalserie über gegen die aggressive Abwehr Berlins sehr schwer, auch im vierten Spiel. Und wenn dann doch mal ein freier Wurf zustande kam, dann ging der oft nicht in den Korb. Alba zog langsam davon, im zweiten Viertel auf bis zu 16 Zähler. Einige Ballverluste verhinderten einen noch größeren Vorsprung des Teams von Coach Aito.

Die Münchner gaben sich nicht auf und stemmten sich gegen die Vorentscheidung. In der Saison hatte die Truppe von Andrea Trinchieri schon viele Comebacks geschafft. Diesmal klappte das aber nicht, der Münchner Vladimir Lucic wurde kurz vor Schluss nach einem Foul disqualifiziert.

Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic gratulierte Berlin zur verdienten Meisterschaft und tollen Saison. «Wenn wir es irgendwie geschafft hätten, diesen Titel zu holen, wäre es fast eine perfekte Saison gewesen, so ist es eine großartige Saison», sagte der Ex-Profi. Als er gefragt wurde, was zum Titel gefehlt habe, wurde er sauer: «Soll ich Ihnen wirklich sagen, was wir hier die letzten sieben Tage durchgemacht haben, oder was. Ist das ihr Ernst? Ich bitte Sie.»

Bildquelle:

  • Deutscher Meister: dpa

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