AfD-Chef Jörg Meuthen im ZDF über eigene Bundestagskandidaten: »Das sind alles nicht meine Freunde«

AfD-Parteichef Jörg Meuthen bleibt klar in seiner Kritk am rechtsnationalen "Flügel" in der Partei. Foto: Kay Nietfeld/dpa

BERLIN – Die AfD ist zweieinhalb Monate vor der Bundestagswahl weiter tief zerstritten. In einem ZDF-Interview äußerte sich Jörg Meuthen, AfD-Bundesvorsitzender, gestern zum aggressiven Vorgehen des rechtsnationalen Flügels in der Partei und der Kampagne gegen ihn persönlich. »Das sind alles nicht meine Freunde«, sagte Meuthen auf die Frage, ob er im Bundestagswahlkampf Kandidaten wie Christina Baum aus Baden-Württemberg, Stephan Brandner und Jürgen Pohl aus Thüringen unterstützen werde.

Meuthen, der seit zwei Jahren versucht, seine Partei auf einen bürgerlichen und gemäßigten Kurs bringen will, um die AfD aus der totalen politischen Isolation herauszuführen und sie politikfähig zu machen, sagte in dem Interview, er habe bis 2018 versucht, den rechten „Flügel“ um Björn Höcke und damals noch den inzwischen ausgeschlossenen Andreas Kalbitz zu integrieren, aber das sei letztlich gescheitert. Meuthen: »Der Versuch ist gescheitert, weil der »Flügel« auch die Partei übernehmen wollte.«

Meuthen räumte ein, dass er früher selbst an Veranstaltungen des „Flügels“ teilgenommen habe. Nachdem er aber gesehen habe, welche Agenda die Rechten tatsächlich hätten, sei er auf Distanz gegangen. Höcke, „Flügel“ und AfD-Untergliederungen werden inzwischen vom Verfassungsschutz beobachtet. Beim „Flügel“ handelt es sich nach Auffassung der Sicherheitsbehörden um eine „gesichert rechtsextremistische Bestrebung“. Nach der Bundestagswahl will der Verfassungsschutz entscheiden, ob die Gesamtpartei als Verdachtsfall, gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung zu agieren, beobachtet werde.

Im ZDF-Interview kritisierte Meuthen die jüngste Moskau-Reise seines Co-Vorsitzenden Tino Chrupalla. Der hatte dort auf Einladung des russischen Verteidigungsministeriums bei einer Konferenz eine Rede gehalten habe, die »unklug« gewesen sei. Chrupalla, neben Alice Weidel Spitzenkandidat der AfD für die Bundestagswahl, ist in Moskau immer wieder gern gesehen und findet mühelos Zugang zu hochrangigen Gesprächspartnern, weil von ihm keinerlei Kritik an Menschenrechtsverletzungen wie im Fall Navalny oder an der völkerrechtswidrigen Annektion der Krim und dem von Russland geführten Krieg in der Ostukraine zu erwarten ist. Solche Gäste aus Deutschland mag man im Kreml.

Auf die Frage, wie lange er angesichts des massiven Gegenwinds aus den eigenen Reihen noch Parteichef sein werde und ob er den früheren AfD-Vorsitzenden Bernd Lucke und Frauke Petry folgen und seine Partei verlassen wolle, sagte Meuthen: »Hinwerfen ist nicht meine Art, das mache ich nicht.«

Bildquelle:

  • Jörg Meuthen: dpa

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