Liebe Leserinnen und Leser,
ich grüße Sie aus einem kleinen Zimmer im zweiten Stock des Gästeflügels der Benediktinerabtei Maria Laach in der Eifel.
Seit 15 Jahren fahre ich (mindestens) einmal im Jahr – vorzugsweise zu Beginn der Adventszeit, dieses Mal im Spätsommer – an diesen wunderbaren Ort, um mit einer Gruppe Männern das Wochenende hier zu verbringen.
Die Räume sind einfach aber schön. Bett, Schreibtisch, Stuhl, Sessel mit Stehlampe, Schrank, Dusche, WC. Kreuz an der Wand natürlich.
Wir sind immer so zwischen 12 und 15 Männer, die sich übers Wochenende unter die zwei Dutzend Benediktiner-Mönche mischen, die hier ständig beten und arbeiten. Fünfmal am Tag Gebet und Heilige Messe, dann arbeiten, strenger geregelter Tagesablauf. Um 5.30 Uhr geht es los mit der Morgenhore, 7.30 Uhr Konventamt, 11.45 Tageshore, 17.30 Vesper und 19.45 Komplet. Einige der Mönche kennen wir inzwischen persönlich, Pater Viktor natürlich, den immer gut gelaunten Gastpater. Andere Mönche kümmern sich um Verwaltung und Finanzen, die Gartenbaubetriebe, den Klosterladen mit Kunst, Weihrauch und selbstgemachter Marmelade und Apfelwein.
Ich bin wirklich gerne hier, weil ich hier einfach runterkommen kann. Raus aus dem Alltag,innere Ruhe finden. Das ist garnicht nur eine Sache des Glaubens, aber es hilft natürlich, wenn man an Gott, den Allmächtigen, wirklich glauben kann und glaubt.
Wenn der Dalai Lama nach Deutschland kommt, dann strömen Tausende zu dem klugen Mann in Orange, um seine Botschaft zu hören. Er und seine Mönche leben alle übrigens zölibatär, ohne dass irgendjemand Anstoss daran nimmt oder das kritisiert. Andere machen Yoga oder Tai Chi, um innere Ausgeglichenheit zu finden. Aber, liebe Freunde, wir haben das alles hier, in unserer christlich-abendländischen Kultur. Wenn Sie spät abends zur Komplet, dem Nachtgebet, gehen, wo die Mönche lateinisch singen, ist Gänsehaut bei allen Gläubigen in der Kirche garantiert.
„In Frieden leg ich nieder und schlafe; denn du allein, Herr, lässt mich sorglos wohnen.“
Wie weit weg sind in diesen Minuten die Mühen des Alltags, der Ärger über den sogenannten „Synodalen Weg“ von Herrn Bätzing und der trostlose Alltag in vielen Gemeinden, die nur noch Nullachtfuffzehn abspulen. Das gibt es hier nicht, selbst die alltägliche Messe wird zelebriert, mit Würde, in getragenem Ton. Ich wünschte wirklich, dass so viel mehr Menschen von Ihnen das einmal miterlebt hätten. Oder hier eine Osternacht, morgens um vier. Mehr geht kaum, wenn Sie – frei nach Habermas – religiös musikalisch sind.
Vorhin haben wir noch zusammengesessen nach dem offiziellen Programm, die Hälfte von uns Ordensritter des ökumenischen Tempelritterordens, die andere Hälfte Männer, die diese ganz besondere Atmosphäre kennenlernen möchten. Zusammen mit Männern, die nicht nur an die Lehre von Jesus Christus glauben, sondern die auch dem Volk Gottes Geleitschutz in diesen schwierigen Zeiten geben wollen, so wie die Kreuzfahrer nach 1119, die sich ins Heilige Land aufmachten, um den christlichen Pilgern Geleitschutz zu geben.
Ich bin echt müde jetzt um 00.21 Uhr auf meinem kleinen Zimmer hier. Zugegeben, wir haben auch drei Steinkrüge mit Kellerbier zu uns genommen. Irgendwann um 5 Uhr werde ich durch den Klang der mächtigen Glocken der Kirche gegenüber vor meinem Zimmerfenster geweckt. Und ich werde schlaftrunken zur Dusche torkeln, irgendwann wach werden, ein frisches Hemd, meinen dunklen Anzug und den weißen Ordensmantel mit dem roten Tatzenkreuz darauf anziehen. Wir treffen und um 7.25 Uhr am Portal, Ritter und unsere Gäste, und dann ziehen wir ein, um mit den Mönchen unseren Gott zu feiern. Das ist ganz etwas anderes, als hin und wieder sonntags in die Kirche zu gehen (was auch schön sein kann) oder sich über Herrn Bätzing zu ärgern.
Einen gesegneten Samstag wünsche ich Ihnen allen!
Ihr Klaus Kelle