Abschlussplädoyers beendet: Showdown im Fall Depp vs. Heard

Ein Fall fürs Gericht: Die Ex-Ehepartner Heard und Depp erzählten unterschiedliche Geschichten über Fälle von häuslicher Gewalt in ihrer Ehe. Foto: Steve Helber/AP/dpa
Der Verleumdungsprozess zwischen Hollywood-Star Johnny Depp (58) und seiner Ex-Ehefrau Amber Heard (36) ist auf die Zielgerade eingebogen.

In den Abschlussplädoyers versuchten die Verteidiger beider Seiten am Freitag vor Gericht im Bezirk Fairfax im US-Bundesstaat Virginia noch einmal mit eindringlichen Appellen, die sieben Mitglieder der Jury auf ihre Seite zu ziehen. Depps Verteidigung warf Heard Lügen und falsche Anschuldigungen vor, Heards Verteidigung forderte Depp auf, Verantwortung zu übernehmen.

Heards Anwalt: «Überwältigende Beweise für Missbrauch»

«Er hat jedem auf der Welt die Schuld zugeschoben: seinem Agenten, seinem Manager, seinem Anwalt, Amber, seinen Freunden», sagte Heards Verteidigerin Elaine Bredehoft bei dem wie stets live übertragenen Prozess über Depp. «Noch nie hat er für irgendetwas in seinem Leben Verantwortung übernommen. Aber wir fordern Sie dazu auf, ihn dazu zu zwingen, Verantwortung zu übernehmen.»

Es gebe «überwältigende Beweise für Missbrauch», sagte Heards Verteidiger Benjamin Rottenborn. «Herr Depp kann einfach nicht beweisen, dass er Amber nicht mindestens einmal missbraucht hat.» Ein Urteil gegen Heard sei zudem eine niederschmetternde Botschaft für Missbrauchsopfer auf der ganzen Welt, sagte Rottenborn – «dass, egal was man als Missbrauchsopfer macht, man immer noch mehr machen muss».

Verteidigung: Depp ist das Opfer

Depps Verteidigung wies die Vorwürfe strikt zurück. Depp sei nicht der Täter, sondern das Opfer in diesem Fall. Heard habe vor Gericht genau das erzählt, was die Jury ihrer Meinung nach hören musste, um Depp als «Missbrauchstäter und Vergewaltiger» zu verurteilen, sagte Depps Verteidigerin Camille Vasquez. «Sie will, dass Sie glauben, dass sie während ihrer Beziehung unzählige Male missbraucht wurde.»

Dafür gebe es aber keine Beweise, sagte Vasquez weiter. «Was wir haben, ist ein Berg unbewiesener Anschuldigungen, die wild, übertrieben und unglaubwürdig sind.» Vasquez bat die Jury eindringlich, sich auf die Seite von Depp zu schlagen. «Es geht hier um den guten Namen eines Mannes. Und mehr noch, es geht um das Leben dieses Mannes, das Leben, das er verloren hat, als er eines furchtbaren Verbrechens angeschuldigt wurde.»

Im Anschluss an die Abschlussplädoyers wurde am Freitag noch ein letzter Austausch beider Seiten vor Gericht erwartet, bevor der Fall an die Jury übergeben werden sollte. Ein Urteil könnte dann jederzeit fallen. Der Zivilprozess zwischen den Ex-Eheleuten Depp («Fluch der Karibik») und Heard («Aquaman») läuft bereits seit sechs Wochen.

Millionenschwere Klage und Gegenklage

In seiner Zivilklage hält Depp seiner Ex-Frau vor, in einem 2018 von der «Washington Post» veröffentlichten Kommentar zum Thema häusliche Gewalt falsche Aussagen gemacht zu haben. Dies habe seinem Ruf geschadet. Wegen Verleumdung klagt Depp auf rund 50 Millionen Dollar (gut 46 Millionen Euro) Schadenersatz, Heard hat eine Gegenklage auf 100 Millionen Dollar eingereicht. Depp hat in dem Verfahren mehrfach betont, nie körperliche Gewalt gegen Heard angewandt zu haben. Heard behauptet das Gegenteil.

Die beiden Schauspieler hatten sich 2009 bei den Dreharbeiten zu dem gemeinsamen Film «The Rum Diary» kennengelernt. 2015 heirateten sie, doch nach 15 Monaten Ehe reichte Heard die Scheidung ein.

Bildquelle:

  • Rechtsstreit: dpa

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