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Liebe Leserinnen und Leser,
Iwan Peschorin war Luftfahrtdirektor der Russischen Gesellschaft für die Entwicklung des Fernen Ostens und der Arktis (KRDV), eines der Top-Projekte Putins. Nun ist er tot, der 39-Jährige russische Topmanager. Wie? Er stürzte, so die Geschichte der Behörden, von seiner fahrenden Privatjacht in den Pazifik und ertrank. Seine Leiche wurde jetzt „angespült“.
Kann passieren sowas, oder?
Im November 1991 fiel auch der britische Medien-Tycon Robert Maxwell von seiner 55-Meter-Yacht, die vor den Kanarischen Inseln kreuzte. Erst gegen 11 Uhr vormittags wurde sein Fehlen bemerkt, da ankerte das Schiff bereits im Hafen von Los Cristianos auf Teneriffa. Ein Hubschrauber entdeckte den mächtigen Unternehmer: leblos und nackt trieb er im Atlantik.
Die Autopsie ergab: Robert Maxwell war nicht ertrunken, er starb an Herzversagen. Ob ein Infarkt ihn über die Reling straucheln ließ oder ob durch den Sturz ins kalte Wasser sein Herz aussetzte, das wurde nie geklärt. Nach seinem Tod fand man heraus, dass Maxwell gigantische Schuldenberge angehäuft hatte. An diesem Tag hätte er eine Schuld über 56 Millionen an den Schweizer Bankverein zurückzahlen müssen, da ihm andernfalls ein Strafverfahren drohte. War es also Selbstmord?
Wir können das heute nicht mehr herausfinden, was aber bekannt ist, war das Ergebnis der Obduktion: Herzversagen. Und viele interessante Drähte zum israelischen Geheimdienst Mossad und zum britischen MI 6. Und natürlich nach Moskau, denn der Verblichene hatte Bücher von Breshnew und Honecker verlegt. Ob die Kassenschlager wurden, ist uns nicht bekannt, wohl eher nicht.
Bleiben wir also noch ein wenig in Russland und bei Herr Peschorin, der viel zu früh von uns gegangen ist. Noch vor ein paar Tagen sprach der Manager beim Wirtschaftsforum in Wladiwostok, auf dem auch Präsident Putin auftrat.
Wir alle sterben irgendwann, warum also nicht auch ein russischer Manager? Das einzige Problem ist diese massive Häufung von plötzlichen Todesfällen. Sie erinnern sich sicher noch an Lukoil-Chef Rawil Maganow, der Anfang September aus einem Fenster des Krankenhauses sprang, so sagt man.
Anfang Juli starb Juri Woronow (61), man fand ihn mit einer Schusswunde im Kopf im Swimmingpool eines Ferienhauskomplexes in einem Vorort von Sankt Petersburg. Woronow war Gründer und Chef des Logistikunternehmens Astra-Shipping, das für Gazprom Aufträge in der Arktis tätig war. Russische Ermittler erklärten, der Oligarch habe wohl Streit mit Geschäftspartnern gehabt und sei dabei ums Leben gekommen. Das glaube ich, eine einleuchtende Erklärung der Polizei für das Wirtschaftsleben dort.
Ich könnte stundenlang erzählen, was es noch so gab, etwa Wladimir Ljakischew, einen der Eigentümer der Caféhauskette „Gebrüder Karawajew“. Am 4. Mai fand man ihn tot auf dem Balkon seiner Wohnung im 16. Stock eines Moskauer Hochhauses. Er hatte sich erschossen, warum auch immer.
Und Alexander Subbotin starb ebenfalls im Mai, ein Top-Manager beim Gaskonzern Lukoil, dessen Vorstandschef ja auch erst gerade verstarb. Subbotins sei krank gewesen, berichteten russiche Medien. Danach sei er bei einer „okkulten Behandlung“ leider, leider verstorben. Ein Schamane sei in der Wohnung gewesen anstatt eines Arztes und habe Sobbotin über einen Schnitt in die Haut Krötengift verabreicht, später habe er unter anderem noch in Hahnenblut gebadet, bevor sich Subbotin plötzlich unwohl gefühlt habe. Kann man verstehen, oder? Ich hätte mich vermutlich dabei auch unwohl gefühlt. Der Schamane und seine Ehefrau haben den Milliardär dann auf einer Liege im Keller zur Ruhe gelegt. Allerdings sei er danach nicht mehr aufgestanden.
Zwei noch, ok für Sie?
Vladislav Avayev von der Gazprombank, und Sergey Protosenya von Novatek verstarben im April dieses Jahres.
Innerhalb von 48 Stunden kamen zwei Topmanager aus dem Umfeld der russischen Gasindustrie ums Leben. Avayev, 51 Jahre alt und ehemaliger Vizepräsident der Gazprombank, wurde tot in einer Moskauer Wohnung aufgefunden, zusammen mit den Leichen seiner Frau und seiner 13-jährigen Tochter. Protosenya, ehemaliger Topmanager des Gaskonzerns Novatek, lag tot in seiner Villa im spanischen Lloret de Mar, daneben auch seine verstorbene Frau und seine 18-jährige Tochter, ebenfalls tot.
Novatek ist Russlands wichtigster Exporteur für Flüssigerdgas; über die Gazprombank laufen Zahlungen für russisches Gas des Pipelinemonopolisten Gazprom.
Und ganz ehrlich, das alles ist reiner Zufall. Manager sterben immer mal, auch in Russland. Nur die Häufung ist ein kleines bisschen merkwürdig…
Mit herzlichen Grüßen,
Ihr Klaus Kelle