von KLAUS KELLE
Ich habe das Buch „Finis Germania“ nicht gelesen, und ich habe auch nicht vor, es zu lesen. Erstens habe ich es nicht so mit Verschwörungstheorien und zweitens mit Antisemitismus schon mal überhaupt nicht. Dennoch ist es ein überaus bemerkenswerter Vorgang, dass ein erfolgreicher Buchtitel aus politischen Gründen von der Bestsellerliste des Maganzins Spiegel einfach so gelöscht wird.
Von der Redaktion zunächst promoted war offenbar irgendjemandem im Hause aufgefallen, was für ein Buch da auf Platz 6 (!) der Verkaufscharts steht. Und dann hat die Chefredaktion einfach entschieden, das wirklich umstrittene Buch des Historikers Sieferle herauszunehmen. Mit diesem Vorgehen ist die im Buchhandel höchst beachtete Spiegel-Liste praktisch zukünftig wertlos. Unliebsame Bücher auszusortieren, anstatt sich damit auseinanderzusetzen, was das für ein Buch ist und weshalb offenbar so viele Deutsche das kaufen und lesen, ist ein übles Vorgehen und einer Demokratie unwürdig. Der Spiegel nannte sich selbst mal „Das Sturmgeschütz der Demokratie“. Diese Bezeichnung ist nun obsolet.