Als Nieberg mit seinem elf Jahre alten Wallach Ben vor 40.000 begeisterten Zuschauern durchs Ziel des Stechparcours gestürmt war, wurde der zweimalige Team-Olympiasieger Lars Nieberg auf der Tribüne von allen Seiten beglückwünscht. «Ohne ihn wäre alles nicht möglich gewesen. Ich bin ihm sehr, sehr dankbar», sagte der Sohn über den Vater.
Nieberg: «Das ist noch irreal»
Neben der Prämie von 500.000 Euro wird Gerrit Nieberg nun auf der berühmten Siegertafel am Eintritt zum Stadion verewigt. «Ich kann es noch nicht fassen. Das dauert noch einen Moment. Das ist noch irreal», sagte er. Er habe sich schon über die Nullrunden in den ersten beiden Umläufen gefreut. «Dass es im Stechen zum Sieg reichte, umso besser.»
Nieberg war als letzter der fünf Starter zum Stechen gekommen und fing mit dem schnellsten fehlerfreien Ritt noch den Briten Scott Brash auf Jefferson ab. «Ich habe mich nur auf mich konzentriert und gar nicht gesehen, wie die anderen geritten sind», sagte der Sieger – der nun ein wenig aus dem Schatten seines Vaters tritt. «Da braucht es noch etwas mehr», meinte Gerrit Nieberg, der auf dem Gestüt in Sendenhorst arbeitet, das sein Vater Lars leitet. «Im Moment genieße ich das alles und bin sehr stolz auf mein Team.»
Vorjahressieger Daniel Deußer hatte erneut mit Killer Queen das Stechen erreicht, wurde aber nur Vierter. Hätte er wieder gewonnen, hätte der in Belgien lebende Hesse im Rahmen der Grand-Slam-Serie mit den Turnieren in Aachen, Calgary, Genf und s’Hertogenbosch einen Bonus von 500.000 Euro für zwei Siege nacheinander kassiert. Deußer hatte zuletzt in s’Hertogenbosch gesiegt.
Er und Nieberg machten mit ihren Ergebnissen nachdrücklich auch Werbung für sich, um in die deutsche Equipe für die WM im August im dänischen Herning zu kommen.
Tod von Weltklasse-Pferd Allstar B
Der Höhepunkt zum Abschluss des weltweit größten Reitturniers verdrängte die schlechten Nachrichten und Bilder vom Vortag. Vor allem der Tod des Weltklasse-Vielseitigkeitspferdes Allstar B der britischen Doppel-Weltmeisterin Rosalind Canter könnte neuen Diskussionsstoff über den Pferdesport liefern.
Beim Geländeritt war der 17-jährige Hengst mit seinem linken Vorderbein an ein Hindernis geschlagen, war aber nicht gestürzt. In der Tierklinik konnte ihm nicht mehr geholfen werden, er wurde eingeschläfert. Über die Art der Verletzung wurde nichts verlautbart.
In der Dressur überragte die Dänin Cathrine Dufour
Im Grand Prix Special wurde zudem die siebenmalige Olympiasiegerin Isabell Werth mitten in ihrem Ritt abgeläutet. Am Maul ihres Hengstes Quantaz hatte eine Richterin Blut entdeckt. Die Verletzung ist laut Werth harmlos. Der Hengst soll sich auf die Zunge gebissen haben. Den Regeln entsprechend wurde Werth disqualifiziert.
Somit war die 52-Jährige aus Rheinberg bei der Kür zum Zuschauen im Dressurstadion gezwungen. Dort sah sie den Sieg der überragenden Dänin Cathrine Dufour. Nach ihren Erfolgen im Grand Prix und im Grand Prix Special war die 30-Jährige auf Vamos Amigos erneut nicht zu schlagen.
Zudem hatte sich Dufour, die mit der Tochter Rasmine des ehemaligen Fußball-Europameisters Brian Laudrup verheiratet ist, mit ihrem Team auch den Nationenpreis gesichert. Nach neun Siegen in Serie mussten sich die Gastgeber erstmals mit dem zweiten Platz begnügen. Deutscher Lichtblick war Frederic Wandres. Mit Duke of Britain wurde er in der Kür wie im Grand Prix und im Special Zweiter.
Für Ingrid Klimke endete der Doppelstart in Aachen in der Dressur und in der Vielseitigkeit positiv. Ihr Hengst Franziskus zeigte in der Kür seine stärkste Leistung im Dressur-Viereck in Aachen. Die 54-Jährige aus Münster wurde Zwölfte und kann hoffen, für die Dressur-WM in Herning und für die WM in der Vielseitigkeit im September in Pratoni del Vivaro nominiert zu werden. Zumindest im vorläufigen Dressur-Aufgebot steht sie schon mal.
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- Gerrit Nieberg: dpa