MOSKAU – Überraschend offene Worte im russischen Staatsfernsehen. Der ehemalige Generalstabsoffizier Mikhail Khodarenok nahm in einer Talkshow des Senders Rossiya-1 kein Blatt vor den Mund. Er bezog sich auf „Berichte über einen moralisch-psychischen Zusammenbruch in den ukrainischen Streitkräften“ in russischen Medien und sagte: „Um es vorsichtig zu sagen: Das ist nicht wahr.“ Die ukrainische Armee agiere hoch professionell und die Soldaten seien motiviert, ihr Vaterland zu verteidigen.
Die ukrainischen Streitkräfte seien in der Lage, mit der Hilfe der USA und Europas bis zu eine Million Menschen zu bewaffnen. Ein großes Problem sei, dass Russland inzwischen „geopolitisch komplett isoliert“ sei. Die Unterstützung seitens Indien und China sei dabei keineswegs bedingungslos.
An diesem Punkt begann die Moderatorin Olga Skabejewa den Ex-Offizier immer wieder zu unterbrechen und die offizielle russische Lesart in die Diskussion einzubringen. So bezeichnete Skabejewa den Westen als „aggressiv“ und fragt, wie viele Berufssoldaten in den ukrainischen Streitkräften seien, weil eingezogene Soldaten weniger leistungsfähig sein könnten. Khodarenok erwiderte, die Anzahl der Berufssoldaten sei nicht ausschlaggebend für die Professionalität einer Armee, vielmehr gehe es um Training und Moral der Truppe. Die ukrainische Armee werde aus seiner Sicht eher noch stärker. Man müsse bei der Beurteilung des Kriegsverlaufs beachten, „dass die Situation in dieser Hinsicht, offen gesagt, für uns schlimmer wird.“
Khodarenok kam in der beliebten Talksendung mehrfach auf die internationalen Reaktionen zu Putins Krieg zu sprechen. Inzwischen stünden 42 Staaten gegen Russland: „Auch wenn wir es nur ungern zugeben, ist praktisch die ganze Welt gegen uns. Das ist die Situation, aus der wir herauskommen müssen.“
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