von JENS MARX & ELISABETH EDICH
BERLIN – Die Fans brachten die Försterei schon vorher zum Beben, für die Spieler begann mit dem Abpfiff die lange und berauschende Europa-League-Party.
Drei Jahre nach dem erstmaligen Aufstieg in die Fußball-Bundesliga krönte die Mannschaft von Erfolgscoach Urs Fischer eine am Ende überragende Saison mit der Premieren-Teilnahme an der Europa League in der kommenden Saison.
Mit einem 3:2(2:0) gegen den VfL Bochum vor 22.012 Zuschauern im ausverkauften Stimmungstempel in Berlin-Köpenick machten die Unioner aus eigener Kraft den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte perfekt. In seinem letzten Spiel für Union gelang Grischa Prömel in der fünften Minute die Führung, Taiwo Awoniyi erhöhte noch vor der Pause per Handelfmeter auf 2:0 (19.).
Für Bochum gelang Simon Zoller (55.) der Anschlusstreffer, Eduard Löwen (79.) glich sogar aus. Doch dann war es erneut Awoniyi (88.), der das Zittern beendete. Der Ausgang der Partie von Verfolger 1. FC Köln beim VfB Stuttgart spielte keine Rolle mehr. Union beendet die Saison als sensationeller Tabellenfünfter.
Auch dank eines Starts in das letzte Spiel einer weiteren denkwürdigen Saison, den sich selbst die enthusiastischsten Eisernen nicht besser hätten ausmalen können. Minuten zuvor hatten die Fans mit Inbrunst Vizekapitän Prömel noch mal als «Fußball-Gott» gefeiert. Kurz nach dessen Vorabverabschiedung – Prömel wechselt zur TSG 1899 Hoffenheim – tauchte der Offensivspieler im Bochumer Strafraum auf.
Den Ball, den der fleißige Genki Haraguchi von der rechten Seite maßgerecht auf Prömels Kopf zirkelte, nickte der 27-Jährige ein. Unhaltbar für Gäste-Keeper Michael Esser, der erst zum dritten Mal in dieser Spielzeit im Tor der Bochumer stand und kurz vor gegen Sheraldo Becker geklärt hatte.
Mit weit nach oben gerissenen Armen ließ sich Prömel von Fans und Mitspielern feiern, mit seinem vierten Tor in den vergangenen sechs Meisterschaftsspielen hatte der vor fünf Jahren vom Karlsruher SC zum damaligen Zweitligisten gewechselte Prömel maßgeblichen Anteil am finalen und entscheidenden Unioner Schlussspurt um die Europa League. Das Banner zu Beginn vor der Tribüne der gesangsgewaltigen Ultras mit der Aufschrift «Rot-Weisse Fahnen und Unions Lieder – Von Sevilla bis Riga» wurde zur Prophezeiung.
Union bestimmte das Spiel in der ersten Hälfte. Gäste-Coach Thomas Reis hatte seine Elf noch mal kräftig durchgewechselt und sechs Veränderungen vorgenommen. Womöglich auch eingeschüchtert durch die Kulisse wurde es zunächst ein eher verhaltener Auftritt der Gäste, deren Liga-Verbleib schon vorher feststand.
Als auch noch ein Schuss von Unions Sven Michel, der für den verletzten Becker früh ins Spiel gekommen war, Robert Tesche an die Hände klatschte, schien alles gelaufen. Nach Videoschau hieß es: Strafstoß. Awoniyi erzielte sein 14. Saisontor.
Wahnsinn sei es, die vergangene Saison zu verbessern, hatte Fischer vor der Partie gesagt. Elfter waren sie im ersten Bundesliga-Jahr, Siebter im Zweiten. Durch den Anschlusstreffer von Zoller in einer zu passiven Unioner Phase wurde es aber noch mal spannend, zumal Bochum nun drückte sogar noch zum Ausgleich kam. Doch dank Awoniyi begann vorzeitig mit Vereins-Punkte- (57) und Platzrekord (5.) die lange Köpenicker Europa-League-Nacht.
Bildquelle:
- 1. FC Union Berlin – VfL Bochum: dpa