Von der Banalisierung der größten Geschichte auf Erden

Liebe Leserinnen und Leser,

wissen Sie eigentlich, dass heute Gründonnerstag ist? Und wenn Sie das wissen, wissen Sie auch, um was es heute und in den nächsten Tagen geht?

Deutschland, das Kulturvolk, nun, so eindeutig kann man das nach Jahrzehnten wiederkehrender Bildungskatastrophen nicht mehr bezeichnen.

Vermutlich wissen viele Schüler in den Brennpunkten unserer Großstädte eher, wie sie die Internetsperre des Pornoanbieters XHamster umgehen können, als dass mit dem heutigen Tag die Ostertage beginnen. Heute erinnern sich die Christen auf aller Welt an das letzte Abendmahl Christi. Und auch da werden viele eher an Dan Brown denken und überlegen, wie viele Frauen und Transgender da an der Tafel des Herrn saßen. Und ob auch Homosexuelle dabei waren und die Szenerie in Regenbogenfarben eingetaucht war, als Jesus Christus das Brot brach und sprach: „Nehmet und esset alle davon…“?

Die Banalisierung der größten Geschichte auf Erden in den eher…bildungsfernen Schichten, wie man das heute nennt, macht mich manchmal wirklich krank. Das Leiden und Sterben Jesu, den Sinn des Ganzen erfassen, dafür sollten sich alle in diesen ohnehin bewegten Tagen ein wenig Zeit nehmen. Aber vergessen Sie es, der aldi öffnet um 8 Uhr, da gibt es eine Menge Grillfleisch zu besorgen. Ostern ist ja meistens schönes Wetter…

Gestern Abend wurde in Essen die Passion Christi aufgeführt. Wir wohnen nur eine halbe Autostunde entfernt, hätte ich es gewusst, ich wäre dabei gewesen. Aber ich wusste es nicht, weil ich kein RTL-Zuschauer bin und nicht von dem Spektakel gehört hatte vorher. Thomas Gottschalk erzählte die Leidensgeschichte, Alexander Klaws, der erste RTL-„Superstar“, stellte den Jesus dar. Und im Internet hagelte es hämische Kommentare, wer hätte etwas anderes erwartet im Traumland altrömischer Dekadenz, wo eine frühere Trampolinartistin inzwischen der Lichtblick unserer politischen Kaste ist?

Ich habe mir vorgenommen, es endlich wieder ohne Maske und mit Gesang durchzuziehen. Heute Abend Gründonnerstag bis das Kreuz verhüllt und das Licht nach und nach gelöscht wird. Und am Freitag um 15 Uhr die Liturgie vom Leiden und Sterben Christi, dann Samstagnacht die Ostermesse – zwei Stunden – in kleinem Kreis. Drei, vier Dutzend Leute, unsere Familie „am Start“, wie Tochter Emma das nennt, mehrere unserer besten Freunde mit ihren Familien, ein guter Freund, Pater der Legionäre Christi, wird zelebrieren. Danach trinken wir noch alle zusammen ein, zwei, drei Gläser Wein. Er ist wahrhaft auferstanden…

Es sind so Oasen des Rückzugs, wo sich Menschen wie ich geborgen fühlen in einem sicheren Umfeld, wo es sich anfühlt als sei alles wieder ganz normal. Aber das war einmal. Die Kirche als geschützter Rückzugsort, das ist durch die widerwärtigen Missbrauchsfälle und die krampfhaften Versuche der modernistischen Banalisierung auch nur noch rudimentär zu erleben. Aber immerhin gibt es diese Enklaven noch.

Ob Sie an Gott glauben, ob Sie Ostern für das ungemein bedeutende Fest überhaupt halten, wie meine Familie und ich – ich wünsche Ihnen allen gesegnete Ostertage!

Ihr Klaus Kelle

P.S. Sie wissen schon… DE06 3305 0000 0000 3447 13…

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.