Was treibt die Bundeskanzlerin an? Vom Versuch einer Spurensuche in ihrem früheren Leben

Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel hat 2015 die Grenzen für alle geöffnet. Bis heute gibt es kein Konzept, wie Deutschland die Migration steuern kann. Foto: Markus Schreiber/POOL AP

Hinrich Rohbohm hat sich mit der Bundeskanzlerin beschäftigt. Konkret mit dem ersten Leben der Angela Merkel, die sich anschickt, im September eine weitere Verlängerung ihrer schon zwölf Jahre währenden Amtszeit zu gewinnen. Wer war Angela Merkel? Wer ist die Frau an der Spitze unserer Regierung? In Rohbohms aktuellem Buch „Merkels Maske“ begibt er sich auf die Reise durch vermintes Terrain. TheGermanZ sprach mit ihm darüber.

Herr Rohbohm, sind Sie ein Verschwörungstheoretiker?

Nein. Allerdings gerät man schnell in diese Schublade, wenn man das Vorwende-Leben der Bundeskanzlerin und die Ereignisse der „Wendezeit“ hinterfragt. Da bleibt es nicht aus, dass jemand auch mal das Totschlagargument Verschwörungstheorie ausruft. Sicherlich mit ein Grund dafür, dass zwar viele Bücher über Angela Merkel geschrieben wurden, ihre Affinitäten zum Perestroika-Kommunismus und dabei auftretende Kontinuitäten bisher jedoch nur wenig beleuchtet wurden.

Warum haben Sie überhaupt irgendwann begonnen, sich mit dem Leben von Angela Merkel in der DDR zu beschäftigen?

Lange Zeit stand für mich fest, das sich der Kommunismus nach der Wende 1989/90 erledigt hatte. Im Rahmen einer Reportage, die mich im Sommer 2008 nach Siebenbürgen führte, hatte ich unter anderem ein Gespräch mit einem Theologen, der in einem Nebensatz anmerkte, dass ohne die Hilfe des KGB der als „Regime-Kritiker“ bezeichnete Pfarrer László Tőkés niemals eine Revolution hätte auslösen und die Kirche keine so tragende Oppositionsrolle hätte einnehmen können.

Eine Aussage, die mir damals vollkommen absurd vorkam. Denn warum hätte ein Geheimdienst, der ja als verlängerter Arm der Kommunistischen Partei diente, sein eigenes System abschaffen wollen? Ich begann also mit ersten Recherchen. Und stellte fest, dass eine Fülle von Schlüsselpositionen in den Regierungen der ehemaligen Ostblock-Staaten statt von Stalinisten nun von sogenannten Reformkommunisten, also Gorbatschow-treuen Perestroikisten übernommen worden waren.

Und was hat Angela Merkel damit zu tun?

Auch Merkel hatte ein reformkommunistisches Umfeld in der DDR. Eine Fülle verschwundener Dokumente, die Aufschlüsse über Merkels Haltung zur DDR hätten geben können, der Umstand, dass ihr Vater für eine KGB-Vorfeldorganisation tätig gewesen ist sowie Ungereimtheiten in dem von ihr beschrieben Leben in der DDR hatten mich stutzig gemacht und mich motiviert, der Sache nachzugehen.

Der Titel Ihres aktuellen Buches „Merkels Maske“ deutet darauf hin, dass sie annehmen, dass unsere Bevölkerung nicht die ganz Wahrheit über ihre Bundeskanzlerin kennt…

Der Begriff Maske bezieht sich auf eine Beobachtung der Journalistin Jacqueline Boysen, die in ihrer Biographie Angela Merkel als eine Person beschreibt, die vor der Öffentlichkeit sehr sorgfältig verbirgt, was sie wirklich denkt. Ihrer Beschreibung nach hat Merkel die Fähigkeit, eine Maske zu tragen, „perfektioniert“.

Das ist eine wie ich finde sehr treffende Beschreibung, die umso interessanter ist, weil sie noch vor Merkels Kanzlerschaft erfolgte. Zu einem Zeitpunkt also, als die CDU noch konservativer ausgerichtet und Merkels Macht in der Partei lange nicht so gefestigt war wie heute.

Es heißt, dass frühere Freunde von ihr erstaunt waren, als Angela Merkel nach der Wende plötzlich bei der CDU auftauchte…

Ja, nicht wenige Weggefährten aus DDR-Zeiten verorteten sie eher bei den Grünen.

Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Aussage des Physik-Professors Ralf Der, der Merkel noch aus ihrer Studienzeit an der Karl-Marx-Universität in Leipzig kennt und sich über den von ihr eingeschlagenen politischen Weg wunderte: „Da muss es einen Bruch gegeben haben, den wir nicht verstehen. Der Bruch von dieser integren, stimmigen Persönlichkeit, die wir erlebt haben, zu einer Person, bei der ich immer denke, das ist sie doch gar nicht. Dieses CDU-Zeug. Sie ist ja nicht mehr derselbe Mensch.“

Nachdem im Zuge des Einheitsprozesses der Demokratische Aufbruch (DA) mit der CDU verschmolz, landete sie in einer ihr vollkommen fremden Partei. Einer Partei, die ihr jedoch enorme Karrierechancen bot. Was für sie aber mit der Notwendigkeit verbunden war, sich mit den ihr eigentlich wesensfremden Positionen der Union zu arrangieren.

Wogegen Weggefährten Angela Merkel und ihr Umfeld zu DDR-Zeiten noch mit einer hohen Affinität zur Sowjetunion und einer deutlich ablehnenden Haltung gegenüber Kapitalismus, dem Westen und der CDU Adenauers und Kohls beschreiben.

Vielleicht hat sie einfach die Chance ergriffen, die sich ihr mit der Wende bot. Vielleicht hat sie schnell begriffen, dass der Westen ihr für die Zukunft viel mehr bieten kann, als sie in der DDR je hätte erreichen können…

In der Wendezeit hat Frau Merkel in einem Gespräch gegenüber der Frau des Theologen Christopher Frey gesagt: „Wenn wir die DDR reformieren, dann nicht im bundesrepublikanischen Sinne.“

Würden Sie sich trauen, eine persönliche und natürlich subjektive Studie der Persönlichkeit unserer Bundeskanzlerin zu zeichnen?

 Wer Angela Merkel verstehen will, muss sich meiner Meinung nach vor allem mit den Zielen und Hintergründen von Michail Gorbatschows Perestroika und dem Reformkommunismus auseinandersetzen. Bis heute hat sich im Bewusstsein weiter Teile unserer westlichen Gesellschaft die Vorstellung durchgesetzt, die Perestroika sei der Weg zu Freiheit und Demokratie in den ehemaligen Ostblock-Staaten gewesen.

Gorbatschow hatte mit der Perestroika jedoch nie den Sozialismus abschaffen wollen. Im Gegenteil: Die Oktoberrevolution bezeichnete er noch 1987 als „Sternstunde der Menschheit“, die durch die Perestroika nicht beendet, sondern mit ihr der „Geist des Leninismus unter den gegenwärtigen Bedingungen“ wiedererstehe. Es ging ihm also nicht um die Beendigung des Kommunismus, sondern vielmehr um die Ablösung des im Ostblock vorherrschenden Stalinismus und die Wiederauflage von Lenins „Neuer ökononomischer Politik.“ Die Perestroika sei Gorbatschow zufolge vielmehr als „revolutionärer Prozess“ zu verstehen, bei dem es sich um einen „Sprung nach vorn“ in der Entwicklung des Sozialismus handele.

Sie wollen hoffentlich nicht behaupten, Frau Merkel sei quasi als Art Perspektivagentin von Gorbatschow auf das neu vereinigte Deutschland angesetzt worden?

Nein. Aber auf jeden Fall hat diese Perestroika, dieser Reformkommunismus, Angela Merkel in der Vorwendezeit maßgeblich beeinflusst. Vor allem durch ihren Vater Horst Kasner, der unter anderem in der Christlichen Friedenskonferenz (CFK), einer Tarnorganisation des KGB wirkte und der UdSSR stets näher gestanden hatte, als Erich Honeckers DDR. Dem Westen, der Bundesrepublik und der CDU stand er zutiefst ablehnend gegenüber. Auch die Wiedervereinigung lehnte er ab. Sein Wirken und seine Ansichten hatten prägenden Einfluss auf die junge Angela Kasner, für die ihr Vater stets großes Vorbild geblieben war und der sie auch politisch entscheidend geformt hatte.

Mehr über die aufregenden Recherchen Rohbohms finden Sie in seinem Buch„Merkels Maske“ –zu beziehen im Online-Shop www.vers1.com.

Bildquelle:

  • Neujahrsansprache: dpa

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