Europäischer Schlagerwettbewerb ESC: Portugal siegt, Deutschland verbessert sich auf den vorletzten Platz

Mit seiner Schwester Luísa, die «Amor Pelos Dois» geschrieben hat, singt Salvador Sobral zum Abschluss des ESC noch einmal den Siegersong. Foto: Julian Stratenschulte
Kiew – Portugal hat zum ersten Mal den Eurovision Song Contest gewonnen, während Deutschland die dritte Pleite in Folge erlebt. Der portugiesische Sänger Salvador Sobral bekam für sein Lied «Amar Pelos Dois» mit 758 Punkten die meisten Stimmen.Das gaben die Moderatoren in der Nacht zum Sonntag in Kiew nach der Präsentation der Wertungen von Jurys und Publikum bekannt.Deutschlands Kandidatin Levina landete unter den 26 Finalisten mit sechs Punkten auf dem vorletzten Platz und schnitt somit kaum besser ab als ihre Vorgängerinnen in den vergangenen beiden Jahren. 2015 und 2016 war Deutschland jeweils Letzter.

Die 26-jährige Levina, die in Bonn geboren wurde, in Chemnitz aufwuchs und heute in London und Berlin wohnt, absolvierte gegen 22.45 Uhr am Samstagabend souverän ihren Auftritt. Barfuß, mit dunklem Rock und hellem Oberteil sang sie vor vergleichsweise schlichter Kulisse allein auf der Bühne ihren Song «Perfect Life».

Auch der Portugiese Salvador Sobral (27) verzichtete auf eine spektakuläre Show, sondern überzeugte offensichtlich mit viel Gefühl. Komponistin der Jazz-Ballade «Amar Pelos Dois» ist seine Schwester, die den Song zum Schluss der großen Live-Show gemeinsam mit ihrem Bruder sang.

Daneben bot die Show aber auch viele ESC-typische bunte Beiträge. Neben dem italienischen Beitrag, der lange als Favorit gehandelt wurde und bei dem jemand im Gorilla-Kostüm Faxen auf der Bühne machte, boten auch andere Musik-Acts Hingucker. Beim Beitrag von Aserbaidschan stand ein Mann mit Pferdekopf auf einer Leiter, und der Kandidat Kroatiens, Jacques Houdek, performte als Opern- und Pop-Sänger in einem quasi ein Duett mit sich selbst. Gute Laune verbreitete direkt vor dem Auftritt Levinas der Beitrag Rumäniens mit einer Jodel-Einlage.

Überschattet wurde der bunte, eigentlich unpolitische Wettbewerb vom Konflikt zwischen dem Gastgeberland Ukraine und Russland. Der russischen Kandidatin Julia Samoilowa wurde wegen eines Auftritts auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim die Einreise in die Ukraine verwehrt. Nach neuer blutiger Gewalt in der Ostukraine sagte Präsident Petro Poroschenko am Samstag seinen Besuch beim Finale ab.

In Kiew gab es rund um das internationale Ausstellungszentrum, in dem der ESC über die Bühne ging, strenge Sicherheitsvorkehrungen. Hunderte Polizisten und die Nationalgarde bewachten die Straßen. Zufahrtswege waren mit Betonblöcken geschützt.

Im vergangenen Jahr hatte die Kandidatin Jamala mit «1944» – einem Lied über das Schicksal der Krimtataren – gewonnen und so den ESC in die Ukraine geholt.

Deutschland hat bisher zweimal beim ESC gesiegt: Lena triumphierte im Jahr 2010 mit ihrem Song «Satellite» und Nicole 1982 mit «Ein bisschen Frieden». 2016 bekam Jamie-Lee für ihr Lied «Ghost» nur elf Punkte und wurde Letzte – ebenso wie im Jahr zuvor Ann Sophie, die mit «Black Smoke» keinen einzigen Punkt holte.

Die Jury-Punkte aus Deutschland gab Barbara Schöneberger bekannt. Sie war live von der ESC-Party auf der Hamburger Reeperbahn zugeschaltet. Gemeinsam mit Tausenden Fans feierten dort auch die Jury-Mitglieder Nicole, Joy Denalane, Adel Tawil, Wincent Weiss und Andreas Herbig. Jury- und Publikumswertungen aus den in diesem Jahr insgesamt 42 ESC-Nationen hatten gleich viel Gewicht.

Bildquelle:

  • ESC Salvador + Luísa: dpa

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