von PETER WINNEMÖLLER
Die Adventszeit nähert sich dem Ende. In diesem Jahr ist sie lang, eine längere Adventszeit kann es nicht geben, denn der 24.12. fällt in diesem Jahr auf einen Samstag. Gut für alle, denen die Tage vor Weihnachten zwischen den Fingern zerrinnen. Schlecht für alle Kinder, die in diesem Jahr extrem lange aufs Christkind warten müssen.
Für die Christen ist es egal. Es sind vier Sonntage, die der Advent hat. Es sind sieben Tage ab dem 17. Dezember, in denen die Christen einen geistlichen Countdown bis Weihnachten fahren. Die O-Antiphonen schlagen den Takt von da bis Weihnachten. Im Stundengebet der Klöster, im Brevier der Priester und Gottgeweihten in der Welt rahmen diese besonderen Antiphonen das Magnifikat, das zentrale Gebet des Abendlobs der Kirche, ein.
Es beginnt mit O Weisheit (lat.: O Sapientia) und endet am 23.12. mit O Emanuel. Alle diese O-Antiphonen sind Ehrentitel für Jesus, dessen Ankunft als Kind die Kirche an Weihnachten feiert. Doch seit der frühen Kirche hat der Advent noch eine weitere Bedeutung. Die Kirche geht im Advent nicht nur der Feier der ersten Ankunft Christi entgegen. Das schöne und romantische Weihnachtsfest, von dessen Lichterglanz und reizvollen Düften sich auch die Ungläubigen zu Recht angezogen fühlen, ist noch lange nicht alles.
Wie schön ist doch Weihnachten im Kreis der lieben und vertrauten Menschen. Wie trostlos ist es für die Einsamen, die Kranken, die Gefangenen. Fern von allem, was sie vielleicht Zuhause nennen würden, verbringen sie das Fest. Nicht umsonst gehen alle möglichen christlichen Gruppen und Persönlichkeiten an und vor den Weihnachtstagen durch Krankenhäuser, Altenheime und Gefängnisse. Es braucht ein wenig von diesem mitmenschlichen Trost damit die Kälte und Dunkelheit der Welt im Dezember nicht in die Herzen der Einsamen einziehen möge. Das alles ist gut und wichtig. Es sind Zeichen, daß die Botschaft des Kindes dessen Geburt wir an Weihnachten feiern nicht völlig spurlos an unseren viel zu harten Herzen vorbei gegangen ist.
Und doch, der Advent geht weiter. Er bleibt bei der Romantik und dem Duft von Tannennadeln und Glühwein nicht stehen. Der Advent bereitet die Christen auf das Ende der Welt vor: Die Parusie. Das zweite Ankunft Christi, um die Erlösung zu vollenden. Der Advent richtet den Blick der Christen auch auf diese Wiederkunft Christi. Wir haben hier keine endgültige Heimat. Ganz gleich, wie gut wir uns einrichten. Christus wird wiederkommen und alles was wir kennen wird ein Ende haben.
Die junge Kirche der ersten Jahrhunderte empfand dies aber nicht als Gruselshow. Sie rechnete damit und erhoffte dies bald. Mehr noch die Apostel lebten noch in der Erwartung, daß Christus zu ihren Lebzeiten noch zurück kommt. Doch ihr kennt, wie der Herr selber sagte, weder den Tag noch die Stunde. Wir können es nicht wissen, wann es ist. Umso besser, sich jedes Jahr mindestens einmal erneut daran zu erinnern.
Und es ist ja nicht so, als bekämen wir gar keine Antwort. Liest man die Anfangsbuchstaben der O- Antiphonen in Latein von Weihnachten aus rückwärts, so bekommt man die Worte: „Ero cras“ Und das heißt nichts anderes als „Ich komme bald“.
Bald ist Weihnachten, sagte die Mutter immer. Wie für uns Kinder dieses „bald“ der Mutter eine endlos erscheinende Zeit zu beschreiben schien, vergehen auch bis zur Wiederkunft Christi noch Jahrtausende, Jahrhunderte, Jahre, Monate, Wochen oder Tage? Wir wissen es nicht. Wir wissen nur: Er kommt bald. Ganz sicher!
Bald ist Weihnachten.
Eine frohes und gesegnetes Weihnachtsfest wünsche ich Ihnen und Ihren Familien.
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