FULDA – Der neue Bundesvorsitzende der WerteUnion, Max Otte, steht für klare Kante. Seine Unterstützer lieben das, seine Kritiker denken, er überzieht zu oft. Wir haben den frisch gewählten Chef der Konservativen in der Union selbst gefragt.
Herr Otte, die WerteUnion hat Sie gestern zum neuen Bundesvorsitzenden gewählt. Herzlichen Glückwunsch dazu! Haben Sie auch schon Glückwünsche von Herrn Laschet und dem Adenauer-Haus erhalten?
Natürlich nicht. Aber auch meine Gegenkandidaten Juliane Ried und Bernd Pfeiffer, die für mehr Anpassungen standen, hätten diese wahrscheinlich nicht bekommen. Ich werde dennoch das Gespräch anbieten.
Sie sehen sich gleich am ersten Tag mehreren Herausforderungen gegenüber. Einerseits wollen Sie dem Verband zu mehr Einfluss in CDU und CSU verhelfen, andererseits gibt es gleich am Tag nach ihrer Wahl erste Rücktrittsforderungen gegen Sie. Droht der WerteUnion die Spaltung?
An mich hat noch niemand eine Rücktrittsforderung gerichtet. Ansonsten ist es beste Merkel-Tradition: „Diese Wahl muss rückgängig gemacht werden.“ Das wollen wir als überzeugte Demokraten hinter uns lassen. Im übrigen zitiere ich meine Rede: „Wir sind das Gewissen der CDU und als solches vielleicht nicht immer beliebt. Ein Gegenkandidat hat gesagt, dass wir uns das Vertrauen der Abgeordneten verdienen müssten. Das sehe ich anders. Unsere Abgeordneten haben in vielen Fällen das Vertrauen der Wähler missbraucht. Sie müssen sich unser Vertrauen zurückgewinnen.“ Darum ging es, und das war die Richtungsentscheidung, die gestern gefallen ist.
Zu den Dauerthemen Ihres Verbandes gehört die Frage der Strategie, konservative Mehrheiten in Deutschland zu organisieren. Dabei galt bisher das Thema AfD als absolutes Tabu. Bleibt das so unter einem Chef Otte?
Als Privatmann hatte ich dieses Tabu nicht. Als Vorsitzender der der WerteUnion habe ich mich an Vorstands- und Mitgliederbeschlüsse zu halten. Da gibt es derzeit einen Abgrenzungsbeschluss.
Sie haben in Ihrer Bewerbungsrede ganz offen angesprochen, dass Sie dem Kuratorium der AfD-nahen Erasmus-Stiftung vorgesessen haben. Sie sind dann da raus – weil Sie das Parteiengeklüngel nicht mitmachen wollen, wie Sie sagen. Die Stiftungsvorsitzende Erika Steinbach hat beklagt, dass Sie sich zu stark gegen den AfD-Chef Jörg Meuthen positioniert hätten. Was stimmt?
Ich habe versucht, in der Stiftung auf einen Kurs der innerparteiligen Neutralität hinzuwirken, wie es für eine Stiftung angemessen wäre, und mich auf wissenschaftliche Fragen und Zukunftskonzepte für unser Land zu konzentrieren. Offensichtlich war das nicht gewünscht. Dieses „für und gegen Personen“, das Sie anführen, geht mir gegen den Strich. Es geht um Werte, Positionen und Konzepte.
Zurück zur WerteUnion: Aus dem Landesverband der unterlegenen Gegenkandidatin Juliane Ried werden Sie massiv kritisiert und zum Rücktritt aufgefordert. In einigen weiteren Landesverbänden gibt es keine geschlossene aber auch vernehmbare Kritik an Ihrer Wahl. Was wollen Sie jetzt konkret tun, um den Laden zusammenzuhalten?
Noch eimal: mich hat noch keiner zum Rücktritt aufgefordert.
Der Laden wird nicht auseinanderfliegen. Natürlich werde ich weiter das Gespräch suchen und anbieten, wie auch vor der Wahl immer wieder. Ich hatte beiden Gegenkandidaten angeboten, als Beisitzer mitzuarbeiten, wenn sie gewählt werden und ihnen angeboten, sie als Stellvertreter vorzuschlagen, wenn ich gewählt werde. Ich bin teamfähig. Ich bekam aber keine Antwort.
Deswegen freut es mich auch besonders, dass mein Gegenkandidat Bernd Pfeiffer, der dem Landesverband Berlin vorsteht, nun auch als Beisitzer im erweiterten Vorstand mitarbeitet.
Wir haben in Übrigen einen voll funktionsfähigen Vorstand und 80 Prozent der Teilnehmer der Mitgliederversammlung sind geblieben. Wenn Sie dann überlegen, dass es vor allem Funktionsträger waren, die gegangen sind, ist eine großer Mitgliederschwund unwahrscheinlich.
Und wir werden wahrscheinlich sehr viele motivieren können, neu in die WerteUnion einzutreten.
Im September ist Bundestagswahl, die WerteUnion ist ein Verband mehrerer Tausend Mitglieder von CDU und CSU. Wir sollte sich die WU verhalten – Wahlkampf führen für Armin Laschet und CDU wählen?
Das ist eine eminent politische Frage, die ich sicher zuerst mit dem Vorstand besprechen werde.
Das Gespräch mit Max Otte führte Klaus Kelle.
Bildquelle:
- Max_Otte_2: max otte