Wenn die deutsche katholische Kirche an der „Verrohung“ von Sprache kräftig mitwirkt

von MARTIN D. WIND

„Arschlöcher“. Er hat „Arschlöcher“ geschrieben! Das ist Hass, das ist Hetze, das ist Beleidigung und es ist Diffamierung. Und es reiht sich ein in „Mob“, „Pack“ oder auch „Ratten“ und „Verlierer“. Dieses Mal war es kein wahlkämpfender Politiker, dieses Mal war es kein charakterdeformierter Generalsekretär oder stellvertretender Parteivorsitzender, der unbedingt in die Schlagzeilen will. Dieses Mal war es der Chefredakteur des Internetportals „katholisch.de“, Steffen Zimmermann, seines Zeichens auch „Jugendschutzbeauftragter“ des Portals. Katholisch.de ist der Versuch der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), mit einem hoch aus Kirchensteuern subventionierten Renommierprojekt endlich in „Neuland“ (die Kanzlerin über das Internet) Fuß zu fassen und kirchliche Kreise zu unterrichten sowie kirchenferne Menschen wieder näher an die Kirche heranzuführen.

Über den Erfolg dieses teuren und fragwürdigen Projekts lässt sich trefflich streiten. Aber das soll nicht Thema dieses Beitrags sein. Bis vor wenigen Tagen hatte Zimmermann einen twitter-Account, ein Profil, auf dem man in rund 140 Zeichen Gedanken zum Weltgeschehen oder auch zu umgefallenen Reissäcken in die Welt blasen kann. Daran ist nichts Verwerfliches. Dieses Angebot birgt auch seine Tücken. So manche(r) Twitterer hat sich schon um Kopf und Kragen gezwitschert. Gerade als Repräsentant einer altehrwürdigen Institution wie der Kirche, sollte man sich daher bei der Meinungsabsonderung seiner besonderen Verantwortung bewusst sein. Besonders dann, wenn man Twitter als Marketinginstrument für das Internetportal seines Arbeitgebers nutzt. Journalisten und Presssprecher sind eigentlich nie vollkommen „privat“ im Internet unterwegs. Sowas sollte man als ausgebildeter Profi immer im Hinterkopf behalten und stets präsent haben.

Ein guter Mitarbeiter wird sich stets politisch eher bedeckt halten und permanent darauf achten, niemanden aus der potentiellen Nutzergruppe oder irgendwelche gesellschaftlichen Gruppierungen unsachlich oder gar beleidigend anzugehen. Nicht so Steffen Zimmermann. Er entblödete sich nicht ein Foto der AfD-Wahlmänner der Bundesversammlung zur Wahl des neuen Bundespräsidenten einzustellen und Folgendes zu „zwitschern“:

„Diese hasserfüllte Frust-Truppe soll eine Alternative für Deutschland sein? Vielleicht für Arschlöcher(sic!). Aber nicht für Deutschland. #Bundesversammlung“.

Das ist ein erstaunlicher, wenn nicht gar befremdlicher Ton für den Chefredakteur des Internetportals der Kirche in Deutschland. Vielleicht war er sich sicher, dass er dafür von seinen Vorgesetzten, darunter dem Vorsitzenden der DBK und Erzbischof von München und Freising, Reinhard Kardinal Marx, oder auch dem Erzbischof von Köln, Rainer Kardinal Woelki, Rückendeckung und gar Applaus heischen könnte. Immerhin sind ja beide Herren inzwischen auch in erster Linie medial dann wahrnehmbar, wenn sie die Regierungspolitik loben und undifferenziert zu einem bedenkenlosen „Hurra“ zur Einreisenden-Politik der etablierten Politik aufrufen. „Das ist Hass, das ist Hetze, das ist Beleidigung und es ist Diffamierung, das ist „Verrohung der Sprache“, hatte erst kürzlich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, Krokodilstränen vergossen. Wenn er die Verrohung der Sprache bekämpfen will, sollte er vielleicht in seinem eigenen Haus damit beginnen…

Hört man etwas von der DBK zu dieser unglaublichen Entgleisung gegenüber Menschen mit anderer Meinung als diese dem Herrn Chefredakteur genehm ist? Bisher nicht. Nichtmal der sonst so vorlaute Pressesprecher der DBK Kopp, hat sich bisher dazu herabgelassen diese Übergriffigkeit des Herrn Chefredakteur öffentlich zu rügen.

Aber wir sollten auch nicht zuviel erwarten Immerhin leistet sich dieser aus Kirchensteuern und sonstigen Querfinanzierungen getragene Verein ja auch einen Björn Odendahl. Dieser hatte in einem Beitrag mit dem Titel „Romantische, arme Kirche“ folgende rassistische und herabwürdigende Worte gegenüber afrikanischen Katholiken abgelassen: „Sie (die Kirche in Afrika; Anm. d. Red.) wächst, weil die Menschen sozial abgehängt sind und oft nichts anderes haben als ihren Glauben. Sie wächst, weil der Bildungsstand durchschnittlich auf einem niedrigeren Niveau ist und die Menschen einfache Antworten auf schwierige (Glaubens)fragen akzeptieren. Antworten, wie sie zum Beispiel Kardinal Sarah aus Guinea gibt. Und auch die wachsende Zahl der Priester ist nicht allein der missionarischen Kraft zu verdanken, sondern ebenso eine der wenigen Möglichkeiten der sozialen Absicherung auf dem schwarzen Kontinent.“

Seine zynischen Anmerkungen gegenüber aktiven und praktizierenden römisch-katholischen Christen ebenfalls auf dem Portal der „deutschen Kirche“ – wie das der Pressesprecher der DBK Kopp so gerne formuliert – haben auch schon für so manchen, dezent ausgedrückt, „Unmut“ in der Kirche geführt. Wie gesagt: Es geht keineswegs um die angegriffene Partei, es geht nicht um Meinung, es geht um Wortwahl, Parteilichkeit, Spaltung und Beleidigungen.

Es liegt jetzt an Kardinal Marx als Vorsitzendem der DBK, an den Bischöfen und an der „grauen Eminenz katholischer Unternehmen“, an Pater Dr. Hans Langendörfer SJ als Aufsichtsrat oder auch an den zwei Geschäftsführern, Dr. Matthias-Johannes Fischer und Dr. David Hober von katholisch.de, wie sie mit einer solchen liederlichen und geschmacklosen Entgleisung umgehen. Und es liegt an diesen Verantwortlichen, wie weit sie das Portal der Kirche, zumindest künftig, römisch-katholisch oder doch lieber politisch und gesellschaftlich spaltend fortzuführen Willens sind.

 

 

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