Mächtig Zoff in der WerteUnion: Führen die Austritte einiger Funktionäre zu einem Neuanfang?

Alexander Mitsch (CDU) spricht bei der Jahrestagung der WerteUnion. Foto: Christoph Schmidt

BERLIN – Für Insider kommen die aktuellen Ereignisse in derr WerteUnion (WU), der Basisbewegung von CDU und CSU, nicht überraschend. Über Monate hatte eine kleine Gruppe von Funktionären, die den Kurs der Anbiederung an die Mutterpartei(en) vorantrieben, versucht, die Diskussion um ein eigenständiges Profil und eine klare Strategie des Verbandes mit seinen über 4.000 Basismitgliedern, im Keim zu ersticken. Nicht wenige vermuten, dass dabei auch persönliche Interessen und die Hoffnung auf ein Fortkommen in der Union und schöne Pöstchen eine Triebfeder gewesen sein könnte.

Nun sind mit Christian Sitter und Angela Wanner zwei Funktionäre aus Thüringen ausgetreten, die behaupten, die WerteUnion werde dominiert von „Krawallmachern, die kein gutes Haar an der CDU lassen.“, wie Sitter das formulierte. Die Wahrheit ist, dass er vermutlich in den nächsten Wochen als Vorsitzender des thüringischen Landesverbandes ohnehin abgewählt worden wäre, da er satzungsgemäß anstehende Wahlen nicht durchführen ließ. Sitter, der selbst keine Berührungsängste zur AfD zu haben scheint, wie Fotos von gemeinsamen öffentlichen Auftritten mit AfD-Politikern zeigen, gefällt sich nun in der Rolle des Wahrers des christdemokratischen Erbes der Union.

Immer wieder kamen vom Duo Sitter/Wanner Querschüsse, die zu einem heftigen Streit im Bundesvorstand führten, so zum Beispiel über die Frage, ob man der früheren DDR-Bürgerrechtlerin und CDU-Bundestagsabgeordneten  (!)Vera Lengfeld die Aufnahme verweigern soll. Heftig ging es auch zu, als Frau Wanner im Bundesvorstand den Antrag stellte, als WerteUnion nicht beim alljährlichen bundesweiten Treffen der bürgerlichen Schwarmintelligenz Anfang September in Erfurt teilzunehmen. Nach heftigem Schlagabtausch beschloss das Gremium so mit 9:8-Stimmen, „erlaubte“ aber gleichzeitig WU-Mitgliedern die Teilnahme dort. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür, weshalb die einst kraftvoll gestartete Basisbewegung inzwischen erkennbar auf der Stelle tritt.

Der nun offen ausgebrochene Konflikt in der WU muss nicht das Ende sein, sondern vielmehr der richtige Zeitpunkt für eine Neuaufstellung. Herr Sitter, dem man nachsagt mit seinen Getreuen einen neuen konservativen Arbeitskreis in der CDU gründen zu wollen, könnte so dem Beipiel des AfD-Politikers André Poggenburg folgen, der seine Partei verließ und etwas Eigenes gründete, ohne dass es ernsthaft jemanden gejuckt hat. Wenn jetzt Christian Sitter die Bad Bank der WerteUnion gründet, dann ist das gut für den Verband insgesamt.

Wie geht es nun weiter mit der WerteUnion? Der Bundesvorsitzende Alexander Mitsch (Foto), das bekannte Gesicht der konservativen CDU-Rebellentruppe, veröffentlicht in diesen Tagen ein Buch mit dem schönen Titel „Im Dienste der Überzeugung“. Man darf gespannt sein, welcher, denn das trauern um die gute alte CDU ist offenbar nicht attraktiv genug. Die moderne CDU ist nicht mehr das, was sie früher war. Unter der Kanzlerin Angela Merkel hat sie Grundüberzeugungen über Bord geworfen und eine neue Klientel in die Partei Adenauers und Kohl gezogen, während Stammwähler und Mitglieder in Scharen davonliefen. Nich wenige setzen nun auch personell auf einen Neuanfang. Hinter vorgehaltener Hand wird diskutiert, dass der frühere Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen an die Spitze rücken müsste. Und Thüringen wird gemunkelt, dass Vera Lengsfeld in den Landesvorstand dort einziehen soll. Mit dem aktuellen politischen Gewitter beginnt der Klärungsprozess um die Zukunft der WerteUnion erst.

 

Bildquelle:

  • Alexander Mitsch (CDU) steht am Rednerpult: werte union

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