Ostern ist wie der Lackmustest: Nichts gegen bunte Eier, aber hier geht’s um was ganz Anderes…

Ostereier suchen - in Kulurbraucht, der nichts mit Christentum zu tun hat.

von MARTIN EBERTS

Wie ist das Osterfest, das wichtigste aller christlichen Feste, auf den Hasen gekommen? Und wieso die bunten Eier? Die landläufigen Erklärungen klingen etwas künstlich: Die Eier als Symbol für das Leben, mit Vorbildern schon im alten Ägypten? Und die Hasen mit ihrem zugewandten Fortpflanzungsverhalten…? Alles irgendwie positiv und lebensbejahend, oder? Nun ja; etwas banal auch. Da haben wir noch Glück gehabt, dass nicht Heuschrecken oder andere, noch reproduktivere Symbol-Tierchen gewählt wurden. So sympathisch Hasen auf der Wiese und bunte Eier auf dem Tisch auch sind, das lenkt nur davon ab, worum es am Osterfest geht, und was vielen Zeitgenossen leicht zu viel wird: die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.

Das gibt’s ja gar nicht…?

Ist so etwas wie die Auferstehung von den Toten nicht ganz und gar unvereinbar mit unserem modernen wissenschaftlichen Weltbild? Das denkt in Deutschland sicher eine satte Mehrheit der Leute, selbst solche, die noch Wert darauf legen, Christen genannt zu werden. Aber das stolze Heranziehen unseres wissenschaftlichen Erkenntnisstandes ist eine ahistorische und – mit Verlaub – etwas hochmütige Einstellung. In Wirklichkeit messen wir heute wie vor 2000 Jahren anhand ganz ähnlicher Kriterien, und die haben wenig oder nichts mit dem tatsächlichen Stand der naturwissenschaftlichen Forschung zu tun. Den meisten Leuten, auch Wissenschaftlern, reicht es zu fragen: Kann ich mir das vorstellen? Passt das zu meinen gewohnten Plausibilitäten? Ja, oder nein? Insofern hat sich seit dem ersten Jahrhundert gar nicht so viel geändert.

Was Paulus schon wusste

Schon der Apostel Paulus musste das seinerzeit erfahren, als er vor den Athenern redete (Apg. 17, 16-34). Das waren aufgeschlossene Leute, sie gehörten zu den klügsten ihrer Zeit, aufgeklärt und immer interessiert an Neuem, auch in religiösen Dingen. Anfangs lief es ganz gut, aber als er anfing von der Auferstehung der Toten zu reden, war das für seine Zuhörer schnell zu viel: „Darüber wollen wir dich ein anderes Mal hören“; was höflich ausgedrückt war und heißen sollte: Also das geht uns jetzt doch zu weit.

Es muss Paulus geschmerzt haben, denn er war ja nun definitiv von der Seite der gebildeten Ungläubigen gekommen und hatte die transzendente Realität des auferstandenen Jesus Christus quasi „auf die harte Tour“ gelernt. Er sah, dass die Leute sich selbst im Weg standen, dass sie sozusagen Schuppen auf den Augen hatten. Offenbar gab ihm das aber eine besondere Hartnäckigkeit und eine überzeugende Ausstrahlung, denn später war er sehr erfolgreich mit seiner Predigt unter den Griechen.

Echtheitstest für Jesus-Bilder

Wir sind heute alle ein wenig wie die Athener damals. Das ist übrigens auch der Grund, warum die meisten Leute Weihnachten für das wichtigste christliche Fest halten, und nicht Ostern. Als mehr oder weniger säkularisierter Zeitgenosse kann man sich mit der – notfalls etwas verschlankten – Weihnachtsgeschichte noch irgendwie arrangieren. Dieser Jesus war ja doch ein ganz netter Kerl, und jeder macht sich seinen eigenen Reim darauf. Der eine sieht da einen Friedensapostel, der andere einen Revolutionär. Mal wird er als Prediger höchster moralischer Ansprüche, mal als alles verstehender Liberaler dargestellt.

Die selbstgemachten Jesusbilder sind so zahlreich, wie die gesellschaftlichen und theologischen Moden. Und jeder findet einen vermeintlichen Anknüpfungspunkt irgendwo im Neuen Testament. Zum Schwur kommt es aber dann am Osterfest; das ist der endgültige Lackmustest für alle Jesusbilder. Zu Ostern erweist sich, ob sie echt christlich sind, oder „fake“.

Worum es wirklich geht

Der schon erwähnte Apostel Paulus sagt es wie es ist: Ohne die Auferstehung Jesu wäre der ganze christliche Glaube hinfällig: „Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos.“ (1 Kor 15, 14). Das ist an Deutlichkeit nicht zu übertreffen und es muss vielen Leuten laut in den Ohren klingen, die sich mit einem „entmythologisierten“, modern anmutenden, quasi entschärften Kulturchristentum zufrieden geben. Aber all das, was das Christentum an kulturellen und wissenschaftlichen Voraussetzungen unserer Welt von heute gebracht hat, das gibt es nicht ohne jenes unglaubliche Osterereignis.

Dieser Jesus ist ausweislich des Zeugnisses des Neuen Testaments vom Tode auferstanden. Aber nicht so wie eine wiederbelebte Leiche, nicht so wie er selbst den Lazarus und andere ins Leben zurückgeholt hat; die sind dann ja später doch gestorben. Nein, seine Auferstehung transzendiert das rein Biologische, schlägt eine Brücke zum Absoluten.

Was „auferstanden“ bedeutet

Die Berichte der Evangelien stimmen auf faszinierende Weise überein: Dieser Auferstandene ist echt lebendig, obwohl er echt tot war. Aber lebendig auf eine ganz neue Art: Seine engsten Freunde erkennen ihn nicht sofort; dann aber, wenn er sie anspricht, doch klar und deutlich. Er ist leibhaftig da, isst sogar mit ihnen. Aber dann ist er plötzlich ihren Blicken – und ihrem Zugriff – entzogen. Er ist auf einer höheren Ebene, transzendiert im ursprünglichen Wortsinne die kontingente Welt.

Es war diese Erfahrung, die aus furchtsamen, enttäuschten und verzweifelten Jüngern, die weggelaufen waren und glaubten, mit dem Tod des Meisters sei alles zu Ende, alles umsonst, alles vorbei, mit einem Schlag unerschrockene Bekenner, frohgemute Verkünder, begeisterte und gläubige Christen gemacht hat.

Warum uns das betrifft

Ein beeindruckender Befund, in der Tat. Aber das ist doch nur die halbe Wahrheit. Denn was wäre diese Auferstehung wert, wenn sie nur ein außergewöhnliches Ereignis vor zwei Jahrtausenden gewesen wäre, etwas Unerhörtes, das aber nur diesen einen Mann betraf? Mit anderen Worten: was ginge uns das an? Es zeigt sich, dass der Glaube an die Auferstehung Christi nicht zu haben ist ohne den Glauben an seine göttliche Natur. Denn das ist es, was alle Christen aller Konfessionen zu allen Zeiten am Osterfest feiern: dass der Mensch gewordene Gott durch sein Leiden, Sterben und Auferstehen uns Menschen erlöst hat.

1700 Jahre Konzil von Nicäa…

Jesus ist „wahrer Mensch und wahrer Gott“ – das ist die Formel, auf die es das Konzil von Nicäa gebracht hat. In diesem Jahr feiern wir das eintausendsiebenhundertjährige Jubiläum dieses wichtigsten aller Konzilien. Auch im Jahr des Heils 325 konnte man schon ziemlich klar denken, auch Dinge, die aus den Plausibilitätsstrukturen unseres Alltagsverständnisses weit herausragen.

…und Schrödingers Katze

Das erinnert ein wenig an das physikalische Denken unserer Zeit, das auch ohne Alltags-Plausibilität auskommen muss – zum Beispiel, wenn es dort um den Teilchen- und Wellencharakter des Lichtes geht, um Quantenphysik oder um Schrödingers Katze. Auch dabei geht es um Zusammenhänge, die eigentlich „unmöglich“ scheinen, und die wir aus der Hand der Physiker doch dankend akzeptieren. Logisches, präzises Denken führt aus der begrenzten Sicht des unmittelbar Anschaulichen weit hinaus.

Und die Leute konnten damals eben auch schon äußerst logisch denken und unterscheiden, bei allem was ihrer Erkenntnis zugänglich war. Aber natürlich kam ihnen noch der Heilige Geist zu Hilfe (was nicht heißen soll, dass er Wissenschaftlern unseres Zeitalters nicht beistünde).

Die gute Nachricht weitergeben

Wie war das noch mit den Hasen und Ostereiern? Egal! Die schaden ja nicht, erfreuen jedenfalls viele Kinderherzen, und das ist ein Wert an sich. Aber vergessen wir nicht, worum es bei diesem Hochfest eigentlich geht. Und geben wir es an unsere Kinder weiter, nicht nur die Ostereier. Es ist ein schönes Geschenk, und es gibt auch ein gutes Gefühl: einfach anzunehmen, was uns hier gegeben wird, ganz ohne unser Zutun, nicht weniger als die endgültige Überwindung von Leiden und Tod.

In diesem Sinne: Frohe und gesegnete Ostern!

Martin Eberts

Bildquelle:

  • Ostereier: depositphotos/spukkato

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