Männlich, westdeutsch und katholisch: Wie die politischen Opfer Merkels der ehemaligen Chefin huldigen

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser!

Es gehört zur guten Erziehung, dass man Menschen, die Geburtstag haben, dazu gratuliert. „Wie schön, dass du geboren bist, wir hätten Dich sonst sehr vermisst“, heißt es im Kinderlied des unverwüstlichen Rolf Zuckowski, dem wir auch – nebenbei bemerkt – „In der Weihnachtsbäckerei“ verdanken.

Gestern hat die CDU ihre frühere Vorsitzende Angela Merkel gefeiert. Nicht für ihre dramatischen politischen Fehlleistungen als Parteivorsitzende und Bundeskanzlerin, sondern, weil sie am 17. Juli dieses Jahres 70 Jahre alt geworden ist. Parteichef und Kanzlerkandidat Friedrich Merz war da, CSU-Boss und bayerischer Ministerpräsident Markus Söder natürlich auch, alte Weggefährten wie Rita Süßmuth, Peter Altmaier und Volker Bouffier natürlich.

Friedrich Merz würdigte in seiner Begrüßungsrede Merkels „Drang nach Freiheit und Deine wissenschaftliche Neugier“. In der Euro-Staatsschuldenkrise und der Corona-Pandemie habe sie „entscheidend zum Zusammenhalt Europas beigetragen“. Merz beendete seine Rede, mit dem Hinweis, er hoffe dass sie »der CDU gewogen« bleibe. Dann hielt auf Merkels Wunsch der Kunsthistorikers Horst Bredekamp eine Festrede über die „Dialektik der Aufklärung und die Bedeutung von Bildern“.

Ich wüsste gern, was Merz und Merkel wirklich gedacht haben, während sie da übereinander freundliche Worte austauschten. Denn Freunde waren und werden sie nie, das ist sicher. But the Show must go on, sagt man ja.

Die Art, wie Merkel einst eiskalt den damaligen CDU/CSU-Fraktionschef aus dem Sauerland rasierte, nach einem legendären Frühstück mit Edmund Stoiber in dessen Haus in Wolfratshausen am 11. Januar 2002, hätte jedem die Augen öffnen könne, ja müssen, dass da keineswegs „Kohls Mädchen“ am Werk war, eine CDU-Chefin des Übergangs zu den vermeintlich mächtigen Herren des „Pacto Andino Segundo“, sondern eine knallharte Machtpolitikerin.

Pacto Andino, der Andenpakt, ist übrigens eine eigene Geschichte wert, vielleicht schreibe ich die demnächst einmal ausführlich auf von den 12 Funktionären der Jungen Union (JU), die am 25. Juli 1979 auf einem Nachflug von Caracas nach Santiago de Chile – „beschwingt vom Whisky“ auf Briefpapier der venezolanischen Fluggesellschaft VIASA vereinbarten: „In Sorge um die hochkarätig besetzte Delegation und zum Schutze der Gesundheit schließen wir uns hiermit zum Pacto Andino Segundo zusammen.“ Nie wolle man fortan gegeneinander für irgendein Amt kandidieren.

Wichtig zu wissen: Alle 12 Gründungsmitglieder waren männlich, westdeutsch und überwiegend katholisch – also alles das, was Frau Merkel nicht war und ist.

Sie hat sie alle erledigt damals, die aufstrebenden Parteijungs. Auf die sanfte Tour (Christian Wulff) und auf die harte Tour (Friedrich Merz), der allerdings nicht Gründungsmitglied des Andenpaktes war, sondern erst später (2005) dazukam. Manche vom Pacto Andino saßen gestern in Berlin beim Festakt dabei und klatschten eifrig der ehemaligen Chefin zu.

Macht man halt so

Und ein Jahr vor der nächsten Bundestagswahl will das Unionsvolk ja auch vor allem eins: Ruhe und Frieden in den eigenen Reihen. Bei einer privaten Geburtstagsfeier für Onkel Karl wird in der Tischrede auch nicht erwähnt, dass er den Hund immer geschlagen hat. Aber, ich werde nicht müde, immer und immer zu wiederholen: Diese Frau hat unserem Land mehr Schaden zugefügt, als irgendein anderer Politiker seit Gründung der Bundesrepublik. Ihre Entscheidung im Herbst 2015, die deutschen Grenzen für jedermann zu öffnen, für den ungeregelten Massenzuzug von bis heute Millionen Menschen, vorwiegend jungen Männer aus islamischen Staaten, hat Deutschland dramatisch verändert in vielerlei Hinsicht, hat bis heute Hunderte Menschen das Leben gekostet, verbrennt jedes Jahr viele Milliarden Euro, hat Gesetzesübertretungen zum Alltag gemacht, hat Waffen, die es in Deutschland früher gar nicht gab – Macheten – zu einem beliebten Werkzeug bei Gewalttätern unter unseren Gästen gemacht.

Die CDU muss das vielleicht machen, ein Jahr vor der Bundestagswahl. Politik ist, wie sie eben ist. Aber nein, ich will Frau Merkel nicht gratulieren.

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.