von MICHAEL STING
FRANKFURT/M. – 4,212 Milliarden Euro. So hoch war der Gewinn der Deutschen Bank im Geschäftsjahr 2023. Und auch bei der Commerzbank sieht es gut aus. Das Finanzhaus meldete den höchsten Gewinn seit 15 Jahren. Stolze 2,2 Milliarden Euro.
Dazu beigetragen hat die Zinspolitik der europäischen Zentralbank. Die hat zwischen Juli 2022 und September 2023 zur Bekämpfung der hohen Inflation die Leitzinsen von minus 0,5 auf vier Prozent erhöht. Derzeit notiert der Leitzins trotz Zinswende weiterhin bei 3,75 Prozent.
Doch sind diese Gewinne nicht nur auf Privat- und Geschäftskunden der Bank zurückzuführen. Eine wesentlich wichtigere Rolle spielt dabei die Europäische Zentralbank ( EZB ).
Durch gewaltige Wertpapierkäufe im Rahmen des sogenannten Quantitative Easing ( QE ) hat die Europäische Zentralbank enorme Mengen an Überschussliquidität erzeugt. Finanziert mit frisch gedrucktem Geld. Gelandet ist dieses Kapital bei den Geschäftsbanken. Eine Stützungsmaßnahme während der Euro-Krise, um Banken und Staaten finanziell zu stabilisieren.
Die Banken konnten sich zu negativen Zinsen günstig Geld von der EZB leihen, das Sie wiederum großteilig bei der EZB parkten. Dies nennt sich Einlagenfazilität.
Nun kommt der Clou an der ganzen Geschichte
Die EZB verzinst diese Einlagenfazilität aktuell mit 3,75 Prozent pro Jahr (Erinnerung: Geliehen wurde das Geld vom selben Institut zu negativen Zinsen).
Ende des Jahres 2023 beliefen sich die Einlagen der europäischen Banken laut Aussage des Professors für Makroökonomie und ehemaligen AfD-Gründer Bernd Lucke auf nunmehr 3,5 Billionen Euro.
Noch entscheidender ist die Frage, wo die Zinsen für die Banken herkommen. Denn die EZB ist dabei nur eine Art Zwischenhändler.
In erster Linie werden die Zinsen in Milliardenhöhe von den nationalen Notenbanken finanziert. Die Deutsche Bundesbank hat für das Jahr 2023 aufgrund dieses Konstruktes einen Verlust in Höhe von 20 Milliarden Euro erlitten. Bedenkt man, dass die durchschnittliche Bundesanleihe gerade einmal mit 0,37 Prozent verzinst wird, ist die Differenz zum aktuellen Einlagezins von 3,27 Prozent enorm. Beides bezahlt letztendlich der Steuerzahler.
Bundesbankpräsident Joachim Nagel rechnet für die nächsten Jahre mit Verlusten aus den entsprechenden Zinsgeschäften in Höhe einer mittleren zweistelligen Milliardensumme.
Aktuell konnte die Bundesbank noch aus ihren Reserven finanzieren. Im schlimmsten Fall muss zukünftig der Bund (vermutlich mit Steuererhöhungen) die Bundesbank stützen, um diese vor dem Kollaps zu bewahren. Und wird die Gestaltung des Bundeshaushaltes erheblich beeinflussen.
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