Das Grab ist leer, und wir grillen

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

und von hier aus wünsche ich Ihnen allen und Ihren Familien und Lieben frohe Ostern!

Ostern ist leider für viele Menschen in unserem Land etwas Nebensächliches geworden. Ein freier Tag mehr, Ostereier suchen für die Kinder, am Nachmittag, wenn die Sonne scheint, Grill an im Garten und kaltes Bier dazu. Das ist alles völlig in Ordnung soweit, wenn den Menschen bewusst wäre, um was es geht an diesen Tagen.

Gestern Abend saß ich in der Ostermesse, zwei Stunden und 38 Minuten in einer wunderbar jungen Gemeinde in Potsdam-Babelsberg. Jugendchor, Orchester, die Kirchenbänke bis auf den letzten Satz besetzt. Eine würdige Liturgie, Weihrauch ohne Ende, 25 Messdiener und ein Pfarrer, der tat, was Pfarrer tun sollten: lehren. Nicht belehren, aber lehren.

Zum Beispiel, was der Evangelist Markus über den Besuch der Frauen an der Grabstelle des toten Jesus, wo sie hingegangen waren, um seinen Leichnam zu salben, berichtet. Denn während sie unterwegs noch überlegten, wie sie später den großen Stein vor der Grabstelle beiseiteschaffen könnten, stellten sie fest, dass den schon jemand weg gerollt hatte. Und dass Jesus nicht mehr da war, stattdessen ein junger Mann, der den Frauen sagte, sie sollten draußen erzählen, was sie gerade erlebt hatten und dass der gekreuzigte von den Toten auferstanden ist.

Die aber dachten gar nicht daran, bekamen Angst und rannten weg.

So im Detail wusste ich das gar nicht mehr, dass diese Geschichte im Markus-Evangelium ursprünglich an dieser Stelle endete.

Und damit komme ich zum Punkt

Wenn ich Menschen über den christlichen Glauben reden höre, dann geht es um Kirchensteuer sparen, Missbrauchsfälle, Doppelmoral. Es geht um den Pfarrer, der sich bei der Beerdigung von Mutti einen Fauxpas erlaubt, etwas Falsches gesagt hat. Ein sehr guter Freund von mir lebt in Babelsberg, gestern Mittag hatten wir telefoniert und ich fragte ihn – wohl wissend, wie die Antwort werden würde – ob er abends mit mir in die Kirche gehen möchte. Natürlich nicht, mit dem „Verein“ will er nichts zu tun haben.

Und genau das ist der Punkt. Die Kirche Jesu ist alles andere als ein „Verein“. Man muss Herrn Bätzing nicht mögen, nicht einmal Papst Franziskus, die freudlosen Damen vom Pfarrgemeinderat oder den vermeintlichen Prunk in manchen Gotteshäusern. Letztlich geht es um Jesus Christus, und das, was er gelehrt hat. Lesen Sie das mal nach! Oder denken Sie nachher, während die Grillkohle beginnt zu glühen, einen Moment darüber nach, was für eine gewaltige Geschichte es ist, die sich vor gut 2000 Jahren auf Golgatha ereignet hat. Was für eine Bedeutung dieses Ereignis für Menschen auf der ganzen Welt hat.

Ein Osterfest mit Familie und Freunden, ein ausgedehnter Spaziergang, Ostereier suchen, auch den Grill anschmeißen oder dann – wie ich heute Abend – mit meinen Kindern ins Fußballstadion gehen, alles prima. Aber ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, ein Ostern zu erleben, ohne im Weihrauchnebel in dieser besonderen Nacht irgendwo meinen Glauben zu feiern.

Genießen Sie diese Zeit!

Herzliche Grüße,

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.