von DANNY SEIDEL
BERLIN – Jeder weiß, es gibt sicherlich Schöneres, als wenn das eigene Auto plötzlich kein Gas mehr annimmt und anfängt zu heulen wie ein einsamer Wolf, der im Death Valley den Anschluss verloren hat.
Aufgrund eines defekten Turboladers war ich somit in den vergangenen Tagen gezwungen, die Segnungen des öffentlichen Personennahverkehrs in Anspruch zu nehmen. Zu meinem großen Erstaunen kamen alle Busse und Bahnen pünktlich und waren angenehm klimatisiert. Noch größeres Erstaunen jedoch ergriff mich bei dem, was ich dort, tagein, tagaus zu hören bekam. Hatte sich während der unsäglichen Maskenpflicht noch ein bleierner Mantel des Schweigens über die Fahrgäste gelegt (wobei sich hier die Frage stellt, ob das der Mühsal des Sprechens unter dem Spuckschutz oder der allgemeinen Niedergeschlagenheit geschuldet war), traute ich nun meinen Ohren kaum.
Ein ganzer Schwarm Rohrspatzen hätte nicht lauter schimpfen können
Auf jeder Strecke, an jeder Haltestelle, so schien es, taten Menschen ihren Ärger über die derzeitige politische Lage kund. Selbst Leute, die sich augenscheinlich vorher nicht kannten, kamen binnen Sekunden miteinander ins Gespräch oder schalteten sich ein, kaum dass auch nur das ein oder andere Stichwort fiel. Teils wurde sich so blitzschnell in Rage geredet, dass mir bei dem ein oder anderen Vokabular schon beim Zuhören ein wenig mulmig wurde.
Wobei ich zugeben muss: ich war erschrocken und beruhigt zugleich
In meinem grenzenlosen Optimismus hatte ich nun schon seit Ewigkeiten gehofft, dem Volk müsse es doch langsam mal bis hier oben stehen. Doch, siehe Wahlergebnisse, waren alle (insbesondere mit dem grünen Mist) offensichtlich entweder zufrieden oder brummten sich maximal etwas in den Bart.
Aber irgendetwas muss geschehen sein. Irgendein Kipppunkt (und damit meine ich nicht die Erderwärmung) wurde erreicht, irgendeine Schwelle wurde überschritten, die den sonst schweigenden oder leise murrenden Deutschen langsam aber sicher zu lautstarkem Zorn treibt. Vorbei offenbar die Zeit, in der man höchstens etwas hinter vorgehaltener Hand murmelte. Egal, ob andere einen nun verurteilen, für „rechts“ halten, in eine Ecke stellen. Ja, es scheint noch Usus zu seine, mit diesen obligatorischen Passagen seine Unmutsäußerungen einzuleiten. Doch dann wehe, wenn sie losgelassen!
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Von „Klima-Schwachsinn“ und „Panikmache“ über „GenderGaga“ bis „Heizungshorror“. Von einem Kanzler, der was von Respekt und Aufschwung faselt und dabei seine Bürger verspottet und auslacht. Von peinlichen Ministern ohne einen blassen Schimmer bis zu kindischen Abgeordneten, die, fürstlich bezahlt, TikTok-Tanz-Videos zum Fremdschämen drehen und ihren dekadenten Lebensstil posten, während die Schlangen vor den Tafeln immer länger werden.
Die Bürger fühlen sich belogen, betrogen und offen verhöhnt
Die Bürger haben die Nase voll! Zwar scheint es speziell bei den Themen Migration und Klimawandel immer noch eine gewisse Hemmschwelle zu geben, seine Meinung offen auszusprechen. Die Medien, allen voran der öffentlich-rechtliche Rundfunk, haben es geschafft, ein Klima zu erzeugen, in dem jede abweichende Meinung unter den Generalverdacht der Menschenfeindlichkeit gestellt wird. Allerdings verfangen die politischen und medialen Narrative immer weniger.
Wenn der kälteste April seit vielen Jahren medial keine Fußnote wert ist, aber jeder Tag über 30 Grad als Menetekel des baldigen Weltuntergangs gefeiert wird, wenn jede Messerattacke eines Migranten ein Einzelfall sein soll, wir aber laut Mainstream Medien schon kurz vor der Machtergreifung durch Reichsbürger stehen, dann dämmert bald auch dem Vertrauensseligsten, dass irgendetwas faul ist im Staate Dänemark.
Spätestens seit dem unsäglichen Heizungsgesetz realisieren viele, dass Habecks Politik tatsächlich davon geleitet ist, dass er mit Deutschland nichts anfangen kann und er Vaterlandsliebe zum Ko**** findet.
Die Stimmung kippt. Man kann es spüren – im Privaten wie im öffentlichen Raum. Der Zuspruch für die AfD kommt nicht von irgendwo. Die Bürger haben Angst um dieses Land. Es ist das Gefühl, dass Deutschland auf dem Altar grüner Ideologie geopfert wird von Leuten, die die Folgen ihrer eigenen Politik nicht überschauen. Der deutsche Michel geht nicht so schnell auf die Straße, auch an der Wahlurne neigt er zu Konstanz und Verlässlichkeit. Dies gilt vor allem für Westdeutschland.
In Ostdeutschland sieht es allerdings anders aus
Dort ist man aus der eigenen leidvollen Geschichte der Staatsmacht gegenüber kritischer eingestellt. Auch wenn das gerne mit mangelndem Demokratiebewusstsein verwechselt wird, so ist es das genaue Gegenteil.
Nein, ich wünsche niemandem einen Turboladerschaden. Ganz sicher aber bekäme es unseren geschätzten Volksvertretern nicht schlecht, sich mal unter dem gemeinen Fuss- und Öffivolk bewegen zu müssen. Sich nur im Haltungsjournalismus die Bestätigung für die eigenen Entscheidungen abzuholen, dient der Reflexion nur sehr eingeschränkt. Und in Privatjets oder mit Chauffeur scheint man die Stimmung im Lande wohl doch nicht so recht mitzubekommen.
Bildquelle:
- Im Bus: pixabay